Peter Schlottmann: Der Herr der Obstbäume ist tot
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Peter Schlottmann im Jahr 2018 auf seiner Streuobstwiese am nördlichen Ratzeburger Stadtrand kurz vor Einhaus.
© Quelle: Matthias Wiemer
Ratzeburg. Er war der unangefochtene Herr der Obstbäume. Peter Schlottmann, der ehemalige Naturschutzbeauftragte der Stiftung Herzogtum Lauenburg, Geobotaniker, Pädagoge und Biologe, ist jetzt im Alter von 95 Jahren gestorben. Für viele Menschen ein Begriff wurde Schlottmann, der von 1974 bis 1993 Schulrat in Ratzeburg war, vor allem durch sein Lebenswerk: die Anlage und wissenschaftliche Begleitung der Streuobstwiese und des Obstbaumredders der Stiftung am nördlichen Ratzeburger Stadtrand. 2019 war der gebürtige Husumer wegen seiner Verdienste mit der Namensgebung des Obstbaumredders als Peter-Schlottmann-Weg geehrt worden.
Bewahrung alter Obstsorten
„Die Stiftung Herzogtum Lauenburg ist zutiefst betroffen über den Tod unseres langjährigen Begleiters und Gestalters unserer Arbeit im Bereich Naturschutz“, sagt Stiftungspräsident Klaus Schlie zum Tod Schlottmanns. Jahrzehnte hindurch habe er Verantwortung für die einmalige Natur und Pflanzenwelt Schleswig-Holsteins übernommen und sich in diesem Bereich der Stiftung in herausragender Weise engagiert. „Die fachliche Expertise des Biologen und Geobotanikers Peter Schlottmann hat die Qualität der Arbeit der Stiftung in diesem Bereich geprägt. Mit besonderem Engagement hat sich Peter Schlottmann um die Entwicklung der Tallandschaft Pirschbach gekümmert“, ergänzt Schlie.
Mit noch größerer Intensität habe sich Schlottmann der Streuobstwiese und des Obstbaumredders gewidmet. „Er pflanzte, pflegte und erntete alte Apfelsorten, die er auch aus entfernten Gebieten Europas beschaffte. Er selbst bezeichnete die Bewahrung dieser alten Obstsorten als ein ,ethisches Ziel und die Grundlage für die Züchtung neuer Sorten’“, sagt Stiftungspräsident Schlie. Die 1,2 Hektar große Streuobstwiese mit rund 900 Bäumen an der Heinrich-Hertz-Straße gilt auch EU-weit als ein bedeutendes Forschungsprojekt.
Bis ins hohe Alter aufgeschlossen und am Leben interessiert
Auch Christel Happach-Kasan, Landesvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, deren Ehrenmitglied Peter Schlottmann 30 Jahre lang war, würdigte die Lebensleistung des Ratzeburgers. „Er hat sich insbesondere in der Anlage von Schulwäldern landesweit engagiert. Ziel der Schulwaldarbeit war und ist es, im waldarmen Schleswig-Holstein Schülerinnen und Schülern Walderlebnisse zu ermöglichen, Artenkenntnisse zu vermitteln und über die Bedeutung von Wäldern zu informieren“, sagt Happach-Kasan.
Im Herbst habe Schlottmann die Bevölkerung eingeladen, Pflaumen und Äpfel auf der Ratzeburger Streuobstwiese zu ernten. „Mit Taschen und Körben kamen in manchem Jahr mehrere 100 Menschen und ernteten unter der Anleitung der Mitglieder des Freundeskreises der Streuobstwiese. Es war immer ein fröhliches Treiben“, berichtet die frühere FDP-Bundestagsabgeordnete.
Das ehrenamtliche Wirken von Peter Schlottmann habe ganz verschiedene Spuren hinterlassen, sagt Happach-Kasan. „Da sind die Schulwälder und Streuobstwiesen, aber es wird auch die Erinnerung an einen Menschen bleiben, der mit einer gewissen Strenge, gepaart mit Fröhlichkeit, den Menschen verbunden und bis ins hohe Alter geistig aufgeschlossen und am Leben interessiert war.“
LN