Sandesneben: „Wie werden unsere Schulen besser, Herr Landrat?“
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Unterricht beim Landrat: Die Schülervertretung der Grund- und Gemeinschaftsschule Sandesneben durfte Landrat Dr. Christoph Mager zu Kommunal- und Bildungspolitik ausfragen.
© Quelle: Sophie Schade
Sandesneben. Bei der Kommunalwahl darf in Schleswig-Holstein ab 16 Jahren gewählt werden. Das bedeutet, dass ein nicht zu verachtender Anteil der Wahlberechtigten noch zur Schule gehen. Aber um was geht es bei der Kommunalwahl überhaupt? Diese Fragen hat Landrat Dr. Christoph Mager Schülerinnen und Schülern der Grund- und Gemeinschaftsschule Sandesneben beantwortet. Zunächst gab es quasi Politikunterricht für Klassen aus verschiedenen Jahrgängen, dann hatte die Schülervertretung Fragen an den Landrat.
Niedrigere Wahlbeteiligung als bei Bundestagswahl
Darüber, wie groß das Interesse bei den Schleswig-Holsteinern an so einer Kommunalwahl ist, gingen die Meinungen in der Schülervertretung stark auseinander: Die einen schätzten die Wahlbeteiligung auf 80 Prozent, die anderen auf 30 Prozent. Tatsächlich lag die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 2018 bei 47 Prozent.
Klingt im ersten Moment nicht schlecht, aber der Landrat hatte die Zahlen zur letzten Bundestagswahl dabei: Im September 2021 haben fast 77 Prozent aller Wahlberechtigten in Deutschland ihr Kreuz gemacht. „Dabei kann man bei einer Kommunalwahl viel größeren Einfluss nehmen als bei einer Bundestagswahl oder einer Landtagswahl“, erklärte Mager den Jugendlichen.
Zuständigkeiten in der Bildungspolitik: Es ist kompliziert
Einerseits, weil die einzelne Stimme relativ gesehen mehr Gewicht hat. Andererseits, weil die Gremien, die bei so einer Kommunalwahl gewählt werden – Kreistag, Stadt- oder Gemeindevertretung – viele Dinge entscheiden, die das Leben direkt vor Ort beeinflussen: Wie entwickeln sich die Schulen? Wird eine neue Kita gebaut? Bekommt der Spielplatz schicke neue Spielgeräte?
Gerade zum Thema Bildung hatten die Schüler aus Sandesneben einige Fragen vorbereitet: „Welche Initiativen unterstützt der Kreis zum Beispiel, um die Bildungschancen für junge Menschen im Herzogtum zu verbessern?“, wollte der 18-jährige Bendix von Hertzberg wissen. Und gleich mit dieser ersten Frage wurde deutlich, wie kompliziert gerade Bildungspolitik werden kann: Der Kreis selbst ist lediglich für Berufs- und Förderschulen zuständig. Für allgemeinbildende Schulen sind das Land und die jeweiligen Schulträger zuständig: Das Land macht zum Beispiel den Lehrplan und schickt die Lehrerinnen und Lehrer, der Schulträger ist unter anderem für das Schulgebäude verantwortlich.
Junge Lehrer an die Region binden
„Wie kann man die Schulen im Lauenburgischen für junge Lehrerinnen und Lehrer attraktiver machen?“, fragte sich Andor Bellon aus der zwölften Klasse. Das sei etwa eigentlich ein Thema für die Landespolitik. Mager versuchte sich trotzdem an Lösungsvorschlägen: „Wir haben ja einen Arbeitsnehmermarkt“, also: junge Lehrkräfte können sich fast schon aussuchen, wo sie arbeiten möchte. „Es ist wichtig, junge Referendare zu binden. Dazu gehören Fragen wie: Gibt es Kita-Plätze in der Region?“, erklärte Mager.
Für die Schülerbeförderung ist der Kreis wiederum durchaus verantwortlich: Wie gut kommt man mit dem Bus zur Schule? Ein Beispiel, das Mager in petto hatte: Die Entscheidung aus der jüngsten Kreistagssitzung, dass demnächst alle Schülerinnen und Schüler im Lauenburgischen, die Anspruch auf eine Busfahrkarte für den Weg zu Schule haben, ein Deutschlandticket bekommen sollen. Ebenso wird die Digitalisierung des Schulalltags immer wichtiger: „Ab einer bestimmten Klassenstufe geht es nicht mehr ohne Laptop“, fand Landrat Mager.
Schülerzahlen am BBZ Mölln rückläufig
Wie geht es nach der Schule weiter? Für die meisten aus der Schülervertretung rückt diese Frage immer näher. „Die meisten von uns wollen wahrscheinlich studieren gehen“, darüber waren sich die Oberstufler einig. Der Kreis hat aber durchaus ein Interesse daran, Auszubildende für das Herzogtum und das BBZ in Mölln zu gewinnen. Zur Wahrheit gehört auch: „Die Schülerzahlen gehen deutlich zurück. Wir wollen die Ausbildungsgänge aber unbedingt hier bei uns in der Region halten“, betonte Mager.
Nun waren es vor allem zwei junge Männer, die ihre gut vorbereiteten Fragen loswerden wollten. Der Rest der Schülervertretung hat immerhin sehr aufmerksam gelauscht – und ist nun hoffentlich motiviert, am 14. Mai (oder schon vorher per Briefwahl) von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen.
LN