Schüler im Herzogtum Lauenburg bekommen ein Deutschlandticket
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Der lauenburgische Kreistag hat in seiner letzten Sitzung für diese Wahlperiode das Deutschlandticket für die Schülerinnen und Schüler im Kreis beschlossen.
© Quelle: Sophie Schade
Ratzeburg. Eine Fahrkarte nicht nur für den Schulbus, sondern für den Nahverkehr in ganz Deutschland: Darauf dürfen sich viele Schülerinnen und Schüler im Kreis Herzogtum Lauenburg freuen. Der Kreistag hat in seiner letzten Sitzung für diese Wahlperiode beschlossen, dass alle, die für ihren Schulweg Anspruch auf ein ÖPNV-Ticket haben, vom Schuljahr 2023/24 an ein kostenloses Deutschlandticket bekommen sollen. Das Ganze soll gemeinsam mit dem HVV und den Kreisen Stormarn, Segeberg und Pinneberg auf den Weg gebracht werden.
CDU: „Deutlicher Beitrag zur Mobilitätswende“
„Es ist kaum vermittelbar, dass es Schülerinnen und Schüler gibt, die deutschlandweit mit ihrem Schülerticket fahren dürfen und andere nur auf der Strecke zur besuchten Schule, zumal es keine Zuzahlungsmöglichkeiten zum Erhalt des Deutschlandtickets gibt“, heißt es im Antrag von CDU und Grüne.
Bislang war es so, dass für die Kinder und Jugendliche aus dem Nordkreis, die nach Lübeck pendeln, ein (vergleichsweise teures) Schleswig-Holstein-Ticket erworben werden musste. Für die anderen gibt es ein HVV-Ticket. Das soll jetzt vereinheitlicht werden. „Wir bringen hiermit einen deutlichen Beitrag zur Mobilitätswende“, lobte Michael Sauerland (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Regionalentwicklung und Mobilität.
Mehrkosten: 274.000 Euro
Profitieren würden davon Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen eins bis zehn. Grundschüler müssen mindestens zwei Kilometer von der nächstgelegenen Schule entfernt wohnen, für die weiterführenden Schulen sind vier Kilometer als Grenze gesetzt. Das trifft laut Sauerland auf etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler im Herzogtum zu. Kosten wird das die Kreisverwaltung 274.000 Euro, denn das Deutschlandticket ist etwas teurer als die Schülerfahrkarten des HVV. Dadurch, dass jetzt einheitliche Tickets ausgegeben werden, soll wiederum die Arbeit für die Verwaltung weniger werden.
Bisher nur Fahrkarte bis zur nächstgelegenen Schule
Bislang gab es die Fahrkarten außerdem lediglich für die Strecke bis zur nächstgelegenen Schule. Wenn ein Kind nun aber eine andere, weiter entfernte Schule besucht, mussten die Eltern draufzahlen. Auch das ist jetzt hinfällig. Insgesamt soll der ländliche Raum durch das Deutschlandticket für Schülerinnen und Schüler noch besser an den ÖPNV angebunden werden – so steht es im Antrag von CDU und Grüne.
Mit Blick auf die Summen, die der Kreis in den Umbau des ÖPNV investiert, ist Sauerland davon überzeugt, dass der Kreis im Norden führend ist: „Kein anderer Kreis hat die Aufwendungen um 84 Prozent gesteigert, um mehr Leistung auf die Straße zu bringen“, bilanzierte er – und war gleichzeitig sehr enttäuscht darüber, dass ihm diese politische Arbeit bislang noch nicht entsprechend gedankt worden sei.
FDP: Keine Ausnahmen – Deutschlandticket für alle Schüler
SPD und FDP konnten sich mit dem Antrag von CDU und Grüne grundsätzlich anfreunden. Holger Kempter aus der FDP bemerkte: „Mit einem erneuten bayerischen Verkehrsminister von der Union hätten solche Vorhaben sicherlich noch viele weitere Jahre gedauert.“
Sinnvoll sei der Antrag auch gerade deshalb, weil das Deutschlandticket eben nur unwesentlich teurer ist als die bisherigen Schülerfahrkarten. Dennoch gab es einen Änderungsantrag von der FDP: Die Liberalen wollten das Deutschlandticket gleich für alle Schülerinnen und Schüler im Lauenburgischen.
„Durchsichtiges Wahlkampfmanöver“
„Uns erschließt sich nicht, warum nur diejenigen Schüler ein Deutschlandticket erhalten sollen, bei denen zwischen Wohnort und der nächstgelegenen Schule eine Mindestentfernung besteht, und andere Schüler eben nicht. Somit entscheiden manchmal nur wenige Meter Entfernung zwischen dem Elternhaus und dem Schulgebäude, ob ein Kind oder ein Jugendlicher deutschlandweit den ÖPNV im Nahverkehr nutzen dürfen, oder nicht einmal den Stadtverkehr in seinem Wohnort“, so Kempter. Zustimmung für diese Argumente gab es aus der SPD. Der Änderungsantrag wurde dennoch abgelehnt.
Kempter sah zudem den Zusammenhang zwischen dem Deutschlandticket für Schüler und einer besseren Anbindung des ländlichen Raums an den ÖPNV nicht: „Durch die Ausstellung des Deutschlandtickets würde kein Bus zusätzlich fahren und keine neue Linie entstehen.“ Und: „Für uns handelt es sich hierbei um ein recht durchsichtiges Wahlkampfmanöver.“
Kein Vorschlag zur Gegenfinanzierung
Oliver Brandt, Fraktionsvorsitzender der Grünen, hielt dagegen: „Ich finde die Idee grundsätzlich auch sympathisch. Der Unterschied ist: Wir haben auch einen Vorschlag zur Gegenfinanzierung gemacht.“ Möglicherweise seien die nächsten Haushaltsberatungen ein guter Punkt, um zu prüfen, ob die Mittel für ein Deutschlandticket für alle Schülerinnen und Schüler bereitstünden.