„LN hilft“ im Ukraine-Krieg: Hunderte Helfer haben sich beim ePunkt registriert
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Volker Dettmer (53) möchte mobile WLan-Koffer für Sammelunterkünfte an Grenzübergängen bauen. Er hält ein LTE-Modem in der Hand und zeigt auf dem Bildschirm, wie der Trolley aussieht.
© Quelle: Felix König
Lübeck.Tolle Resonanz für die Aktion "LN hilft". Um die Menschen aus der Ukraine zu unterstützen, hat die Freiwilligenagentur ePunkt in Kooperation mit den Lübecker Nachrichten ein Netzwerk der Solidarität aufgebaut. Anfragen und Ideen von Ehrenamtlichen und Organisationen werden gesammelt und gesichtet, sodass Hilfegesuche und Hilfsangebote effizient zusammengebracht werden können. Hunderte Freiwillige sind schon dabei.
„Es haben sich innerhalb von vier Tagen bereits 340 Lübecker registriert, die den Menschen helfen wollen, die durch den russischen Krieg gegen die Ukraine in Not sind“, erzählt Melanie Wienicke vom ePunkt. Sie betreut die Aktion gemeinsam mit Kerstin Merk, Katja Nowroth, Parva Soudikani, Stine Nielandt und einigen Ehrenamtlichen. Das Team sichtet alle Fragebögen aus der Registrierung und schaut, wer welche Hilfe anbietet. „Viele bieten mehrere Hilfsmöglichkeiten an und haben auch eigene Ideen entwickelt“, so Wienicke.
Ein WLan-Koffer für Sammelunterkünfte
Ein Projekt ist der WLan-Koffer von Volker Dettmer. Der 53-Jährige arbeitet im IT-Bereich und setzt sich seit 2015 für Geflüchtete ein, sagt er. "In den vergangenen Jahren habe ich zahlreiche, gemeinnützige Projekte geplant und umgesetzt", erzählt Dettmer, "dazu gehört das Wi-Fi in allen Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete in Lübeck, Bad Schwartau und Stockelsdorf."
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Volker Dettmer baut Koffer für mobiles Internet in Flüchtlingseinrichtungen.
© Quelle: Agentur 54°
Teile für Trolley kosten insgesamt rund 1000 Euro
Aktuell hat Dettmer den Bau mobiler WLan-Koffer in Planung, für die er Spenden sammelt. Die Teile für einen Trolley kosten insgesamt rund 1000 Euro. Dettmer hat dafür unter anderem eine Wunschliste bei einem großen US-amerikanischen Onlineversandhändler eingerichtet. Die einzelnen Komponenten, ab acht Euro, werden nach dem Bezahlen direkt an ihn geliefert. "So kann jeder Spender sehen, wofür seine Spende verwendet wird", sagt der IT-Experte.
Binnen zwei Minuten steht eine Internetverbindung
Dettmers Ziel ist, möglichst schnell 20 dieser Koffer zu bauen, um sie beispielsweise Sammelunterkünften an Grenzübergängen zur Verfügung zu stellen. Die Technik funktioniert so, dass per Knopfdruck binnen zwei Minuten eine Internetverbindung steht und ein WLan-Signal ausgesendet wird. Im Rahmen des Ukraine-Kriegs könnten so Einsatzkräfte sozialer Organisationen und damit auch Geflüchtete Internetzugang bekommen. Dafür stehen zwei getrennte Wi-Fi-Netzwerke zur Verfügung. „Das kann in Lübeck, aber auch direkt an den Grenzübergängen zur Ukraine sein“, sagt der Initiator.
ePunkt ist begeistert von den Lübeckern
„Wir sind begeistert, wie sich die Lübecker einbringen“, betont Melanie Wienicke, „sowohl mit Spenden als auch mit persönlichem Engagement und Einsatzbereitschaft.“ In diesem Sinne ist die Zahl der Helfer besonders hoch, die eine Ankommens-Patenschaft übernehmen möchten. „Es gibt inzwischen 250 Leute, die Schutzsuchende aus der Ukraine hier in Lübeck in der ersten Zeit begleiten möchten“, sagt sie. Über den ePunkt lernen die Paten eine Familie oder alleinlebende Person kennen und können mit den Geflüchteten die Stadt erkunden, einkaufen oder kochen.
83 Privatleute bieten Wohnung oder Zimmer an
Bis es soweit ist, müssen die Menschen allerdings zunächst mit Wohnraum und Lebensmitteln versorgt werden. Es haben sich bereits 83 Privatleute beim ePunkt gemeldet, die eine Wohnung oder ein Zimmer zu Verfügung stellen möchten. Hier arbeitet der ePunkt eng mit der Hansestadt Lübeck zusammen. "Die Kooperation funktioniert sehr gut", so Wienicke.
Es sind erst vereinzelt Geflüchtete in Lübeck
Wenn sich die Geflüchteten ein bisschen eingefunden haben, können Aktionen koordiniert werden. „Spätestens dann werden Dolmetscher, Fahrdienste und viele Hilfsangebote mehr dringend benötigt“, sagt sie. Laut ePunkt sind erst vereinzelt Geflüchtete in Lübeck angekommen. Aber das werde sich höchstwahrscheinlich in den kommenden Tagen und Wochen ändern, so die Freiwilligenagentur. Wienicke: „Dann ist es gut, wenn wir dank der Lübecker und unserer Aktion LN hilft ein großes Netzwerk haben.“
LT bittet weiterhin um Spenden
Dazu gehört auch die Lübecker Turnerschaft. Der Verein unterstützt die Organisationen Ladies Circle Deutschland/Lübeck, Round Table Deutschland/Lübeck sowie Freunde helfen Freunden e. V. bei einem Konvoi, der Sachspenden aus Deutschland in die Ukraine bringt. LT-Marketingleiterin Joerle Bode (24) berichtet: „Es läuft supergut. Montag wurde die erste Ladung in die Ukraine gefahren, die Sachen sind heute im Kriegsgebiet angekommen.“ Viele Firmen und auch Schulen hätten gesammelt, erzählt sie. „Wir hätten nie gedacht, dass es so unglaublich gut anläuft.“
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Spenden können noch bis Freitag, 18. März, in der Possehlstraße 5 abgegeben werden (Montag bis Freitag: 9 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr sowie Sonnabend und Sonntag von 11 bis 16 Uhr). Benötigt werden laut Joerle Bode noch Babynahrung und Konserven. Außerdem Toilettenpapier, Feuchttücher Windeln, Batterien, Taschenlampen, Desinfektionsmittel, Corona-Tests und Masken.
Von Cosima Künzel