Lübeck: Wird Sandbergbrücke über B 75 und Travemünder Allee zur Kreuzung?
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Marodes Bauwerk: Die Sandbergbrücke soll abgerissen werden. Das Bauwerk überspannt die Travemünder Allee beziehungsweise die B 75. Die Stadt will die Brücke durch eine Kreuzung ersetzen.
© Quelle: Timon Ruge
Lübeck. Kaputte Brücke: Die Sandbergbrücke ist so marode, dass sie schleunigst ersetzt werden muss. Das Bauwerk überspannt die Travemünder Allee beziehungsweise die B 75. Die Querung hält nur noch bis maximal Ende 2025 durch. Die Stadt will die Brücke durch eine Kreuzung ersetzen. Betroffen sind täglich 31 600 Autos und Lastwagen. Das geht aus Unterlagen für den Bauausschuss am Montag, 6. Februar, hervor.
Das ist der Plan: 2023 will die Stadt das Projekt planen. 2024 ist der Abriss der Sandbergbrücke vorgesehen sowie der Bau von provisorischen Straßen. Denn während der Baustelle soll die Strecke weiter befahrbar sein in alle Richtungen. Allerdings: Es wird Vollsperrungen an Wochenenden geben. 2025 soll dann alles fertig sein.
B 75: Die Stadt will eine Kreuzung
Die Stadt hat zwei Varianten aufgeschrieben. Nummer eins: Die Brücke wird saniert und bleibt wie sie ist. Kosten: 13 Millionen Euro. Nummer zwei: Abriss der Brücke und Neubau der Kreuzung. Kosten: zehn Millionen Euro. Diese Variante bevorzugen die Bauexperten der Stadt. Die Lösung ist billiger und benötigt weniger Platz. Die Kreuzung reiche aus für die Zahl der Autos und Lastwagen.
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Blick von oben auf die Sandbergbrücke: Sieht aus wie eine Kreuzung – ist aber eine Brücke mit Unterführung.
© Quelle: Timon Ruge
Die Situation: Die Sandbergbrücke führt über die Travemünder Allee und verbindet Heiligen-Geist-Kamp und die Straße Sandberg. Auf der Brücke fahren täglich 24 000 Autos und Lastwagen. Bisher können Autofahrer auf der Travemünder Allee ohne Stopp unter der Brücke durchfahren. Täglich sind das 7600 Autos und Lastwagen. Denn die Brücke dient als Unterführung für die Travemünder Allee. Sie ist tiefer gelegt und verläuft unter der Querung hindurch.
Darum ist die Sandbergbrücke kaputt
Der Grund für den Abriss: Die Sandbergbrücke hat Betonkrebs. Die Bauexperten schlagen Alarm: „Der Überbau muss zwingend bis Ende 2025 komplett abgetragen werden.“ Das Bauwerk stammt aus den 1960er Jahren und wurde mit einer Überbau-Platte aus Spannbeton errichtet. Sie ist 42,50 Meter breit und 20,30 Meter lang. Um Gewicht zu sparen, hat die Platte 40 Hohlkörper. Diese Bauweise war in den 1960er und 1970er üblich.
Historie der Sandbergbrücke
Historie: In den 1960er Jahren wurde die Kreuzung Travemünder Allee Ecke Sandberg zu einer autobahnähnlichen, vierspurigen Straße ausgebaut. Denn auf der Travemünder Allee fuhren so viele Autos, dass Fußgänger nicht mehr queren konnten. In dem Zuge wurde eine Fußgängerbrücke aus Holz gebaut. Die Sandbergbrücke wurde 1962 errichtet. Nach Angaben der Stadt wurde damals mit viel mehr Verkehr gerechnet auf der Strecke. Spätestens seit der Eröffnung des Herrentunnels im August 2005 sind die Zahlen aber eingebrochen. Der Herrentunnel ist auf derselben Strecke wie die Sandbergbrücke. Zur Erinnerung: Gutachter rechneten mit 40 000 Autos und Lastwagen, die den Herrentunnel täglich passieren. Nun sind es täglich etwa 17 000 Autos und Lastwagen.
Diese Platte liegt auf fünf Wänden, die als Widerlager dienen. Zudem gibt es Stützwände beidseitig der Travemünder Allee. Darauf liegen die Auf- und Abfahrten von der Travemünder Alle zum Sandberg und zum Heiligen-Geist-Kamp. Ihre Länge: 256 Meter. Wer mit dem Auto unter der Sandbergbrücke entlangfährt, kann sie gut sehen. Sie haben eine lang gezogene Wellenform.
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Bundesstraße B 75: Die Sandbergbrücke ist ein Bauwerk aus den 1960er Jahren, daher sieht die Travemünder Allee aus wie eine Autobahn.
© Quelle: Timon Ruge
Das Problem: Das Bauwerk ist nicht mehr dicht. Bei der Platte hat sich in den Hohlräumen Wasser gesammelt. Dadurch rostet der Stahl im Beton oder wird zerstört. Es geht dabei um so genannten Bewehrungsstahl, der im Beton eingebaut ist, um ihn zu verstärken. Die Stützwände sind ebenfalls betroffen von Betonkrebs. Es müssen 1800 Quadratmeter erneuert werden.
So soll die Kreuzung aussehen
Der Plan der Stadt: Die Überbau-Platte soll abgerissen werden. Die Unterführung soll zugeschüttet werden. Dadurch ergibt sich eine ebene Fläche. Darauf soll die Kreuzung entstehen. Geplant sind jeweils sechs Spuren auf der Travemünder Allee, der Straße Sandberg und dem Heiligen-Geist-Kamp. Zusätzlich sind kurze Spuren für die Busse vorgesehen. Dadurch wird die Kreuzung kleiner als heute. Damit gibt es mehr Platz für Radfahrer, Fußgänger und Grünflächen.
Travemünder Allee: Kritik an den Plänen
Es gibt bereits Kritik an den Plänen der Stadt. „Der geplante Umbau der Sandbergbrücke ist ein überflüssiges Verkehrsexperiment auf dem Rücken von Autofahrern und Anwohnern“, sagt Burkhart Eymer, Chef des CDU-Ortsverbandes St. Gertrud. Die Stadt solle die Brücke sanieren. „Besonders während der Bauzeit wird es zu erheblichen Störungen des Verkehrs und zu Ausweichverkehren durch Karlshof kommen“, warnt Eymer. „Das ist den Anwohnern nicht zuzumuten.“
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Eine andere Verkehrsidee unterstützt der CDU-Politiker. Der Runde Tisch Karlshof hat selbst ein Konzept vorgestellt. Die beiden Fußgängertunnel unter der Travemünder Allee sollen durch ebenerdige Fußgängerüberwege ersetzt werden, so Eymer. Die Stadt solle zügig Gespräche mit dem Land führen. Denn: „Wir fordern eine Verkehrsberuhigung der Travemünder Allee.“ Dabei soll Tempo 50 gelten.