Maidemo für die Rechte von Arbeitnehmern in Lübeck
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Die Demo in der Beckergrube: Der Tag der Arbeit-Demonstrationszug durch die Altstadt.
© Quelle: Agentur 54°
Lübeck. Schichten von 12, 13 Stunden sind für sie Alltag. Die Betriebsrätin einer großen Hotelkette ist wütend über „Arbeitsbedingungen, die krank machen“. Diese seien in ihrer Branche normal, weil wir „zu wenige Fachkräfte haben. Wir brauchen höhere Löhne, damit die Gastro-Berufe attraktiver werden“.
Deshalb trägt die junge Frau auf der Arbeiter-Demonstration am Vormittag des 1. Mai ein rot-weißes Transparent. Der Zug mit 500 bis 600 Teilnehmern wird angeführt von den Gewerkschaften, Bürgermeister Jan Lindenau (SPD), Stadtpräsidentin Gabrielle Schopenhauer (SPD) und dem Spielmannszug des Stadtorchesters Lübeck, gefolgt von Vertretern der Parteien sowie der alevitischen Gemeinde und des Landesmigrations-Ausschusses in Verdi.
Mai-Marsch wird immer kleiner
Der Mai-Marsch ist in den letzten Jahren immer kleiner geworden. Ein Gewerkschaftsfunktionär, der seinen Namen nicht nennen möchte, sieht dafür zwei Gründe: „Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer finden es heute selbstverständlich, dass sie Rechte haben“. Zudem fühlten sich junge Menschen, Selbssttändige und Arbeiter ohne festen Vertrag von den Gewerkschaften nicht vertreten. „Wir müssen mehr dafür tun, attraktiv für sie zu werden“.
Der Demonstrationszug bewegt sich vom Markt über die Königstraße, die Beckergrube und die Untertrave. Der Lehrer Florian Kuzla ist mit seiner Familie gekommen, weil „die Maidemo für uns einfach dazugehört“ und weil es „für die Kinder schön ist, dass sie mal auf der Straße laufen dürfen“. Sie freuen sich auch auf das Familienfest, das nach der Maidemo auf der Wiese vor dem Gewerkschaftshaus stattfindet.
„Die Revolution gibt es nicht im Download“
Auf der Bühne erinnert die Leiterin des Verdi-Landesbezirks Nord Susanne Schöttke an die Geschichte der Mai-Demonstrationen und Helmut Kohls Slogan „Leistung muss sich wieder lohnen“. Damit hatte dieser ab 1982 Arbeitnehmerrechte abgebaut und Steuer-Erleichterungen für Reiche eingeführt. „Für das durchschnittliche Gehalt eines DAX-Vorstandsmitglieds müssen Arbeitnehmerinnen 200 Jahre arbeiten. Wer sagt, sie bekämen so viel Geld für ihre Qualifikation, Verantwortung oder längere Arbeitszeiten, der beleidigt die Arbeiter“. Europa sei wichtig, um das zu ändern, aber nicht „das Europa der Konzerne“, das als „Dosenöffner für Deregulierung“ funktioniere. Dafür lohne es sich, auf die Straße zu gehen, denn „die Revolution gibt es nicht im Download“.
Die Arbeiter fordern „Brot und Rosen“ – also: Essen und Blumen beziehungsweise Lebensqualität. „Brot & Rosen“ heißt auch der Gewerkschaftschor, der musikalisch den Nachmittag einleitet.
Friederike Grabitz
LN