Serie, Teil 5: So mache ich meine Küche plastikfrei
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Unterwegs-Mahlzeiten vergrößern die Müllberge – außer, sie sind in Edelstahl-Bento-Boxen verpackt.
© Quelle: Friederike Grabitz
Lübeck. Die Bewohner der Stadt Leonia erwachen morgens in frisch genähter Bettwäsche und bereiten ihren Kaffee in neu gekauften Kannen. Jeden Tag ersetzen sie alle ihre Dinge, und die Dinge vom Vortag landen auf Deponien, zwischen denen die Stadt verschwindet.
Kein Plastik kaufen
Leonia ist eine Erfindung des Schriftstellers Italo Cavino – und eine Übertreibung. Aber auch wir kaufen immer mehr und benutzen es immer kürzer. Ich will ausprobieren, ob das auch anders geht, und versuche seit vier Wochen, weniger Müll zu produzieren – und kein Plastik zu kaufen.
Mehr zum Thema Plastikfasten
Die bisherigen Folgen von 40 Tage ohne Plastik: Teil 1: Der plastikfreie Einkauf. Teil 2: Die Suche nach Mehrwegflaschen. Teil 3: Das plastikfreie Bad Teil 4: Die plastikfreie Kleidung Außerdem zum Thema: Buchtipp: „Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie“. Smarticular Verlag, 14,95 Euro Die Firma „Strohmi“ stellt Strohhalme aus echtem Roggenstroh her – in der JVA Lübeck. Lübeck bekommt einen Foodsharing-Schrank
Plastikfreie Küche
In der Küche ist schon relativ wenig Kunststoff: Der Wasserkocher ist aus hitzebeständigem Porzellan, das keine Weichmacher ins Wasser abgibt. Kaffee machen wir in der bruchsicheren French-Press-Edelstahlkanne oder mit der Espressomaschine, die ohne teure Alu-Tabs auskommt. Die Tischlappen aus Stoff werden jeden Tag gewaschen, was hygienischer ist als die müffelnden Schwamm-Tücher von früher. Aber im Putzregal stehen Plastikflaschen mit Fenster-, Essig- und WC-Reiniger.
Putzmittel selbst herstellen
Ich probiere Rezepte aus, die es auf der Homepage „Smarticular.net“ gibt. Es ist erstaunlich, wie viele Putzmittel sich einfach und unschlagbar günstig selbst herstellen lassen. Zum Beispiel Allzweckreiniger: Zitrusschalen in ein Glas füllen, mit weißem Speiseessig aufgießen, drei Wochen stehen lassen und umfüllen in eine alte Sprühflasche. Zum Fenster putzen reicht Wasser, Scheuerpulver hilft mechanisch gegen Schmutz auf Flächen, und Zitronensäure ist sowieso in vielen WC-Reinigern, aber pur aus dem Karton reinigt sie noch besser.
Saubermachen mit fünf Zutaten
Laut „Smarticular“ braucht es zum Saubermachen nur fünf Zutaten: Zitronensäure, Natron, Essig, Soda und Kernseife. Die bekomme ich zusammen mit einer guten Beratung in der Drogerie Grabner in der Pfaffenstraße. Der Laden hat auch Sodasan-Waschmittel im Karton und befüllt meine großen Putzmittel-Flaschen neu. Mit großen oder nachfüllbaren Verpackungen lässt sich ja nicht nur Müll, sondern auch Geld sparen. Außerdem lerne ich: Kupfertücher desinfizieren, wiederverwendbare Wachstücher halten Lebensmittel besser und gesünder frisch als Alufolie. Allerdings sind sie mit 8,50 Euro auch erst einmal teuer.
Brotdosen aus Edelstahl
Unschlagbar schick sind Edelstahl-Brotdosen. Man kann sie auf einer Asienreise günstig kaufen, die Lunchboxen gehören dort vielerorts zum Straßenbild. Die Berliner Firma „Eco Brotbox“ importiert sie und verkauft auch Strohhalme aus Metall. Die sind nicht günstig, aber wir werden sie bestimmt öfter sehen, wenn 2021 die EU-Plastik-Verordnung Einwegverpackungen verbietet.
Verbote für Einwegplastik
Mit dem Verbot sind wir übrigens spät dran: In Ruanda, Kenia, der Karibik und Nordindien ist Einwegplastik bei harten Geldstrafen schon heute verboten. Dabei haben beispielsweise die Inder schon vorher nur ein Zehntel unserer Plastikmenge verbraucht.
Kaugummi aus Plastik
Neulich haben wir unsere Lunchboxen für Sushi-to-go benutzt. Das hat mein Mann spendiert, weil ich eine Wette gewonnen habe: Ja, Kaugummi ist aus Plastik. Und aus noch einigen anderen unschönen Zutaten, aber so genau wollen Sie das vielleicht besser nicht wissen.
Friederike Grabitz