Fehmarn gedenkt Opfer der Pogromnacht auf ehemaligem Jüdischen Friedhof
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Treffpunkt am 9. November zwischen Burg und Blieschendorf: An diesem Gedenkstein für den ehemaligen Jüdischen Friedhof auf Fehmarn soll an die Opfer des Nationalsozialismus, Antisemitismus und Rassismus erinnert werden.
© Quelle: Kretschmer
Fehmarn.Nach coronabedingter Absage im Vorjahr haben Mitglieder der Fehmarnschen Kirchengemeinden wieder eine gemeinsame Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht geplant: Am Dienstag, 9. November, soll um 18.30 Uhr am Mahnmal für den ehemaligen Jüdischen Friedhof zwischen Blieschendorf und Burg an der K 43 der Opfer des Nationalsozialismus, Antisemitismus und Rassismus gedacht werden.
9. November 1938 war Signal zum Völkermord
Als Mitinitiator sagt Eckhard Kretschmer, Kantor in Bannesdorf und Petersdorf: „In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten die Synagogen im gesamten Deutschen Reich, in Österreich und in der Tschechoslowakei. An diesem Tag setzten organisierte Schlägertrupps jüdische Geschäfte und Gotteshäuser in Brand – und diese Nacht war das offizielle Signal zum größten Völkermord Europas.“
Jüdische Einzelschicksale auf Fehmarn nicht dokumentierbar
Kretschmer betont zwar, dass Fehmarn keine direkte, mit Namen oder Einzelschicksalen dokumentierbare Geschichte der Judenverfolgung vorweisen könne, weil es zum Zeitpunkt der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten keine Juden mehr auf Fehmarn gab. Aber er stellt auch klar: „Hier auf der Insel wurden Zwangsarbeiter ausgebeutet, ermordet und verscharrt. Und sie war Rückzugsraum für relevante Persönlichkeiten des Massenmordes am jüdischen Volk.“
SS-Größen luden auf Fehmarn ihre Akkus auf
So hätten SS-Größen wie Heinrich Himmler und Reinhard Heydrich, der eine besondere familiäre Beziehung zu Fehmarn pflegte, auf Fehmarn „gerne ihre Akkus aufgeladen, um anschließend Diktator Adolf Hitler zu Diensten zu sein bei seinem perfiden, widerwärtigen Plan, das jüdische Volk auszulöschen“.
Gemeinsame Gedenkstunde mit Licht und Stein
Kantor Kretschmer, der am Dienstag, 9. November, von seinem Burger Kollegen Henning Rasch musikalisch unterstützt wird, sagt: „Mir persönlich würde es viel bedeuten, wenn viele Fehmaraner dabei sein würden und vielleicht zum Gedenken ein Friedhofslicht und einen kleinen Stein mitbringen könnten, wie es im Judentum Brauch ist.“ Bürgervorsteherin Brigitte Brill, Pastor Bertold Kark-Carlsen (Landkirchen) und Diakon Michael Löcke (Burg) werden einige Worte an die Versammlung richten.
Von Andreas Oelker