Hilfe im Advent

Bad Schwartauer Tafel: Supermärkte spenden täglich Lebensmittel

Auf Tour für die Tafel Bad Schwartau: Dieter Weick und Bernd Jeppe (r.) klappern einmal in der Woche gemeinsam die Supermärkte ab, um noch verwertbare Lebensmittel einzusammeln.

Auf Tour für die Tafel Bad Schwartau: Dieter Weick und Bernd Jeppe (r.) klappern einmal in der Woche gemeinsam die Supermärkte ab, um noch verwertbare Lebensmittel einzusammeln.

Bad Schwartau. Hunderte Menschen verlassen sich auf die Tafel Bad Schwartau – so wie es auch bei allen anderen dieser Einrichtungen ist. Verlassen sich darauf, dank der Tafel ihren Speiseplan etwas erweitern zu können. Früchte und Gemüse zu bekommen, die dann für die restliche Woche reichen. Vielleicht mal Schokolade oder andere Leckereien einpacken zu können, die sie sich sonst nicht leisten können. Für die Tafeln ist es zwar selbstverständlich, all diese Waren anbieten zu können, und doch keine einfache Aufgabe. Vielmehr steckt dahinter ein hoher logistischer Aufwand. Und jede Menge Arbeit.

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Donnerstagmorgen, 8 Uhr auf dem Hof der Tafel Bad Schwartau in der Mühlenstraße. Es ist kalt. Zwar sind die Scheiben des Transporters nicht gefroren, doch sein Atem steht weiß vor dem Gesicht, als Dieter Weick auf seinen Beifahrer Bernd Jeppe wartet. Die beiden Männer sind ein Team, fahren jeden Donnerstag gemeinsam die Supermarkt-Runde durch Stockelsdorf und Bad Schwartau. Jeppe steigt von seinem Rad und auf den Beifahrersitz. Es kann losgehen.

Supermärkte stellen Spenden meist in Kisten bereit

Erster Stopp ist der Landwege-Markt am Eutiner Ring. Klingeln am Lieferanten-Eingang, drinnen steht schon eine Kiste mit den Lebensmitteln bereit, die der Markt diesmal an die Tafel weitergibt. „So wird es fast überall gehandhabt“, erklärt Dieter Weick. Der 65-Jährige ist seit gut einem Jahr als Fahrer für die Tafel aktiv. Zum 1. Januar 2022 ist er in den Ruhestand gegangen und war auf der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung: „Bevor ich den ganzen Tag auf der Couch rumliege.“ Eine Nachbarin, die auch ehrenamtlich bei der Tafel arbeitet, habe ihm dann erzählt, dass Fahrer gesucht würden. Seitdem lenkt er zwei- bis dreimal in der Woche einen Tafel-Transporter.

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Der Rollwagen steht bereit, vor der Tür sortieren Dieter Weick und Bernd Jeppe (r.) dann die noch brauchbaren und die nicht mehr verwertbaren Lebensmittel auseinander.

Der Rollwagen steht bereit, vor der Tür sortieren Dieter Weick und Bernd Jeppe (r.) dann die noch brauchbaren und die nicht mehr verwertbaren Lebensmittel auseinander.

Tafel-Mitarbeiter sortieren die Waren

An diesem Morgen führt die Runde weiter in die Markttwiete zu Rewe und Rossmann. Jetzt, in der Vorweihnachtszeit, keine einfache Aufgabe, denn die Fußgängerzone ist voller Zwergenhäuschen. Da zahlt sich Weicks jahrzehntelange Erfahrung als Fahrer bei der Bundeswehr aus. Bei Rewe warten vor allem Obst, Gemüse und Milchprodukte auf eine weitere Verwertung, Rossmann stellt Waren, deren Verpackungen aufgerissen sind, bereit – vor allem Hygieneprodukte, aber auch mal Spielsachen oder Kosmetik. Bernd Jeppe (67) und Dieter Weick kontrollieren alles. Aschenputtel 2.0: Die guten ins Töpfchen, die schlechten, „die werfen wir in den Müll“, erklärt Jeppe. Das gehört zum Deal: Die Tafel darf alles noch Brauchbare kostenlos mitnehmen, dafür entsorgen die Mitarbeiter, was nicht mehr zu verwenden ist.

Die Spendenaktion – „Hilfe im Advent“

Die LN-Leser-Aktion „Hilfe im Advent“ macht sich in diesem Jahr für Menschen stark, die es in diesem Winter besonders schwer haben. Unter dem Motto „Essen, Wärme, Licht – LN-Leser sammeln für die Tafeln“ stellen die LN in der Adventszeit Initiativen vor, die versuchen, die Not bedürftiger Menschen so gut es geht zu lindern.

Mithilfe der Lübecker Freiwilligenagentur werden die Spenden gesammelt und anschließend an die Tafeln vor Ort in Bad Schwartau, Eutin, Ahrensbök, Heiligenhafen, Oldenburg, Fehmarn und Neustadt verteilt.

Hier können Sie spenden:

Empfänger: ePunkt e.V. - Hilfe im Advent Ostholstein

Iban: DE98 2135 2240 0187 8353 01

BIC: NOLADE21HOL

Bank: Sparkasse Holstein

Verwendungszweck: „Spende: Hilfe im Advent“

Tafel: Keine Lebensmittel verschwenden

„Dabei versuchen wir natürlich, so gut es geht auf Mülltrennung zu achten“, sagt Bernd Jeppe. Das ist gar nicht immer einfach und manchmal sogar eklig, denn immer häufiger sind auch Obst und Gemüse in Plastik eingeschweißt. Ist dann eine von drei Früchten faul, wird das Paket geöffnet, um wirklich nur diese eine wegzuwerfen. Bloß nichts verschwenden, ist die Devise. „Das Tolle an der Tafel ist ja, dass sie zweifach Gutes tut: Zum einen wirkt sie der Lebensmittelverschwendung entgegen, zum anderen kommt das gerettete Essen dann Bedürftigen zugute“, erklärt Bernd Jeppe, der seit seiner Pensionierung im Februar 2020 bei der Tafel hilft. Ein „angenehmes Ehrenamt“, findet der ehemalige stellvertretende Schulleiter des Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasiums in Lübeck, auch wenn es manchmal anstrengend sei. Kisten schleppen, ausladen, umpacken – da wissen die Fahrer mittags, was sie getan haben. Der Vorteil daran: Ihnen wird warm.

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Kisten schleppen, einladen, umpacken: Die Arbeit der Fahrer, hier Dieter Weick, ist anstrengend.

Kisten schleppen, einladen, umpacken: Die Arbeit der Fahrer, hier Dieter Weick, ist anstrengend.

Stockelsdorf und Ratekau gehören auch zur Tafel Bad Schwartau

Weiter geht die Tour Richtung Stockelsdorf, auch für dieses Gebiet und auch für die Gemeinde Ratekau ist die Bad Schwartauer Tafel zuständig. Rund 850 Frauen, Männer und Kinder profitieren jede Woche vom Angebot der Tafel, die unter dem Dach der Arbeiterwohlfahrt tätig ist, etwa die Hälfte der Kunden kommt aus Bad Schwartau, je ein Viertel aus den beiden Nachbargemeinden. Aktuell gibt es einen Aufnahmestopp, die Tafel ist am Ende ihrer Kapazität. Um diesen Bedarf überhaupt decken zu können, sind montags bis sonnabends zwei Transporter unterwegs, um die Supermärkte des Gebietes – Rewe, Aldi, Netto, Penny, Edeka – abzuklappern. Mal gibt es weniger, mal mehr.

Viele Lebensmittel sind abgelaufen, aber noch gut

So wie an diesem Tag bei Famila in Stockelsdorf. 20 Minuten sind Dieter Weick und Bernd Jepp mit dem Sortieren beschäftigt. Eine ganze Kiste voller Schokolade, dazu Kaffeekapseln und ­­Kaffeebohnen, Müslipackungen. Und natürlich Obst. Die allermeisten Produkte sind über das Mindesthaltbarkeitsdatum.

Als die beiden Männer wenig später zu einem ersten Entladen und einer kleinen Pause auf den Tafel-Hof in der Mühlenstraße fahren, erklärt Hildegard Engelbrecht, die dort gemeinsam mit anderen Frauen das weitere Sortieren der Lebensmittel übernimmt, wie sie vorgeht: „Ich weise die Kunden immer darauf hin, wenn etwas abgelaufen ist. Niemand muss das nehmen.“ Vieles von dem, was wirklich niemand möchte, bekommt dann ein Landwirt, der es als Viehfutter verwendet.

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Bei der Tafel in der Mühlenstraße in Bad Schwartau werden die Lebensmittel ein zweites Mal sortiert. Renate Senger guckt, was wirklich noch brauchbar ist. Im Hintergrund steht Mitgründerin Hildegard Engelbrecht

Bei der Tafel in der Mühlenstraße in Bad Schwartau werden die Lebensmittel ein zweites Mal sortiert. Renate Senger guckt, was wirklich noch brauchbar ist. Im Hintergrund steht Mitgründerin Hildegard Engelbrecht

Wenn die beiden Fahrer nach ihrer Pause wieder vom Hof rollen, geht in der Ausgabestelle die Arbeit erst richtig los. Zwar werden nur montags, mittwochs und freitags Lebensmittel ausgegeben, doch die Waren müssen natürlich gekühlt und sortiert werden. Nur dann läuft die Ausgabe reibungslos.Und wenn die Regale leer und die Reste verstaut sind, beginnt die Arbeit schon am nächsten Morgen aufs Neue.

LN

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