Heiligenhafener Tafel: Weihnachtsfeier sorgt für glückliche Momente bei Kunden
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/33D45SLI5FWOVPD7WV4H56DCNY.jpg)
Weihnachtsfeier bei der Heiligenhafener Tafel: Varo Tofiq (3) und Mama Alla Osman (35) freuen sich über den Weihnachtsmann.
© Quelle: Manuel Büchner
Heiligenhafen. Das ganze Jahr über versorgt die Tafel Heiligenhafen bedürftige Menschen mit Lebensmitteln. Am Ende des Jahres, kurz vor dem Fest, werden die 41 Ehrenamtler zu Weihnachtsengeln – dann sind die Kunden eingeladen zur Weihnachtsfeier.
Tafel Heiligenhafen: Weihnachtsmann überrascht Kinder
Tee, Kaffee oder Kakao sind noch gar nicht getrunken, die Suppe noch nicht ausgelöffelt, da taucht am Eingang der Tafel auf dem Ameos-Gelände plötzlich der Weihnachtsmann auf. Leuchtende Kinderaugen und neugierige Blicke sprechen eine eindeutige Sprache: Der Mann in der roten Robe kommt wie gerufen. Der große Jutesack geht auf, und die Kinder dürfen zugreifen. Unter ihnen der kleine Varo Tofiq (3), der mit seiner Mama Alla Osman zur Weihnachtsfeier gekommen ist und sogar eine Runde auf dem Arm des Mannes mit dem weißen Rauschebart drehen darf. Die 35-Jährige ist Kurdin und mit ihrem Mann und den drei Söhnen vor fünf Jahren aus dem Irak geflohen. Sie freut sich und ist dankbar, dass die Tafel eine kleine Weihnachtsfeier veranstaltet.
Tafel sammelt für Gabentisch zur Weihnachtsfeier
Wer sich im Eingangsbereich am Verpflegungstisch gestärkt hat, geht anschließend in kleinen Gruppen in den ersten Stock, um sich beschenken zu lassen. Dort wartet ein großer Gabentisch. „Die Spenden bekommen wir das ganze Jahr über und sammeln sie für die Weihnachtsfeier“, sagt Francesca Schultz. Sie ist die zweite Vorsitzende der Tafel.
Im Mittelpunkt stünden sicherlich die Kinder, erzählt Schultz und rückt ein paar Auslagen auf dem Tisch zurecht. Aber das Angebot sei bunt gemischt. „Für jeden ist etwas dabei.“ Neben Spielzeug und Kinderkleidung finden sich Schmuck, Kosmetik, Schreib- und Haushaltswaren sowie Technik. Sogar zwei Lampenschirme suchen einen neuen Besitzer. Das Wichtigste für Schultz: „Noch nie ist jemand ohne eine passende Gabe nach Hause gegangen.“ Das ist in diesem Jahr nicht anders, obwohl auch die Heiligenhafener Tafel seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine mehr Kunden versorgen muss. „Es sind mehr Kinder“, sagt Schultz nachdenklich.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/AGAGPHCXARBPAXBLZI7QAA3XRQ.jpg)
Zur Weihnachtsfeier bei der Tafel Heiligenhafen gibt es für jeden Haushalt eine große Weihnachtstüte.
© Quelle: Manuel Büchner
Tafel: Drei Ausgabetage, damit Kunden nicht so lange warten müssen
Vor dem Krieg seien es rund 50 Haushalte gewesen, „jetzt sind es 135 mit 380 Menschen“, bestätigt Tafelchefin Monika Knoepfle. Eine logistische Herausforderung. Mittlerweile gibt es drei Ausgabetage – montags, dienstags und freitags von 14 bis 16 Uhr. „So haben unsere Kunden kürzere Wartezeiten“, erklärt die Tafelchefin. Ein zweites Fahrzeug mussten die Ehrenamtler anschaffen. „Ein Kühlfahrzeug war nicht mehr ausreichend“, berichtet Knoepfle und zeigt das sehr gut gefüllte Lager mit länger haltbaren Lebensmitteln wie Konserven, Nudeln, Milch, Tee und Öl. Ein trügerisches Bild. „Das ist in vier Wochen alles weg“, betont die Tafelchefin. Hinzu kommt: Am Ende des Jahres gebe es üblicherweise viele private Spenden, gefolgt von einer mageren Zeit am Jahresanfang.
Ihren größten Versorgungsengpass erlebte die Tafel der Warderstadt aber in diesem Sommer. Knoepfles Miene verdunkelt sich: „So blank waren wir noch nie. Die Lager waren vollkommen leer.“ Die 71-Jährige befürchtet, dass 2023 noch mehr Menschen Lebensmittelhilfen in Anspruch nehmen müssen. „Die hohen Abschläge für Energiekosten kommen noch – das wird sich auch auf die Tafeln auswirken.“
Die Spendenaktion – „Hilfe im Advent“
Die LN-Leser-Aktion „Hilfe im Advent“ macht sich in diesem Jahr für Menschen stark, die es in diesem Winter besonders schwer haben. Unter dem Motto „Essen, Wärme, Licht – LN-Leser sammeln für die Tafeln“ stellen die LN in der Adventszeit Initiativen vor, die versuchen, die Not bedürftiger Menschen so gut es geht zu lindern. Mithilfe der Lübecker Freiwilligenagentur werden die Spenden gesammelt und anschließend an die Tafeln vor Ort in Bad Schwartau, Eutin, Ahrensbök, Heiligenhafen, Oldenburg, Fehmarn und Neustadt verteilt. Hier können Sie spenden: Empfänger: ePunkt e.V. - Hilfe im Advent Ostholstein Iban: DE98 2135 2240 0187 8353 01 BIC: NOLADE21HOL Bank: Sparkasse Holstein Verwendungszweck: „Spende: Hilfe im Advent“
Tafel-Crew packt fast 80 Weihnachtstüten für ihre Kunden
Wenige Meter entfernt wird an diesem Tag eher über das passende Geschenk gegrübelt. Und wer mit seiner Runde am Gabentisch fertig ist, kann sich auch noch auf eine große Weihnachtstüte freuen, unterschiedlich gepackt für kleine, größere und große Haushalte, mit Obst, Lebkuchen, Schokolade, Kaffee, Tee und Nüssen. „Das sind keine Spenden, sondern ist von uns gekauft“, berichtet Francesca Schultz. Gesponsert ist allerdings ein kleiner Supermarkt-Gutschein, der sich zusätzlich als Überraschung in jeder Tüte befindet. Knapp 80 Tüten hat die Tafel-Crew vorbereitet – und ist für solche Aktionen auch auf Geldspenden angewiesen.
Passend dazu: Marcus Bouillon vom Tauchservice Ostholstein und seine Familie bringen 100 Euro vorbei. Gesammelt in einer Spendenbox bei der Reinigungsaktion von Marina und Kommunalhafen im November. „Toll, wir können jeden Euro gebrauchen“, freut sich Knoepfle.
An diesem Nachmittag ist die Stimmung bei der Heiligenhafener Tafel beschwingt. Eine ukrainische Familie hat in einem kleinen Körbchen sogar etwas Gebackenes für die Tafelhelfer vorbeigebracht. „Frohes Fest“, immer wieder fröhliche und zufriedene Blicke, ein Händeschütteln, ein Lächeln – der Tafel-Crew schlägt Dankbarkeit entgegen. „Das sind die Momente, in denen uns spätestens zu 100 Prozent klar ist, warum wir das machen“, sagt Monika Knoepfle.
Von Manuel Büchner
LN