Kleine Eisenbahnen – große Begeisterung
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Modellbahn-Ausstellung der Eisenbahnfreunde Bad Schwartau: Jan Hilker-Jennerich (36) aus Pansdorf und seine Söhne Erik (8) und Malon (5) sind von der Mini-Bahn als Torte begeistert.
© Quelle: Sebastian Prey
Bad Schwartau. Heidi Krogmann und Rudolf Jürs lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Am Eingang zu den Krummlandhallen und der ESG-Mensa in der Schulstraße in Bad Schwartau bildet sich schon kurz nach Eröffnung der Modellbahn-Ausstellung eine kleine Schlange. „Das ist halt alles wie im normalen Leben hier“, sagt Gert Thalau mit einem kleinen Augenzwinkern. Ohne „Fahrkarte“ darf niemand in die Miniaturwelt der Modellbahnen eintreten. Die kurze Wartezeit zahlt sich aber aus. Als Ticket gibt es aus einem alten Fahrkartenschrank kleine Pappkärtchen. „Das sind Edmondsonschen Fahrkarten“, erklärt Thalau. Die nostalgischen Tickets wurden eigens für die Bad Schwartauer Ausstellung im Eisenbahnmuseum Darmstadt gedruckt.
Zu den ersten Gästen der Ausstellung gehören Bad Schwartaus Bürgervorsteherin Wiebke Zweig und Stockelsdorfs Bürgervorsteher Manfred Beckmann. Zielstrebig zieht es Beckmann zur Ausstellungsfläche in die ESG-Mensa. Der Grund: Dort präsentiert Daniel Kahns (40) mit seinen Söhnen Jason (14) und Collin (11) einen Nachbau der Bahnstation Stockelsdorf, die an der einstigen Strecke Lübeck–Segeberg lag. Auf einer Länge von drei Metern haben die Kahns die Bahnstation im Maßstab 1:87 nachgebaut. Zu sehen ist unter anderem auch das Bahnvorsteher-Haus, das noch heute am Brandenbrooker Weg steht. „Seit Jahren beschäftige ich mich mit dieser Strecke und bin auf der Suche nach Bildern und Geschichten. Nur leider ist die Strecke nicht ,geliebt’ gewesen, und es gibt nicht viel Dokumentation dazu“, erklärt Kahns, der gelernter Eisenbahner ist. Die Bahnstrecke wurde 1917 eröffnet, 1967 rollte der letzte Zug über die Strecke, die unter anderem die Bahnhöfe Schönböcken, Stockelsdorf, Arfrade, Obernwohlde und im Segebergischen Butterstieg, Strukdorf, Geschendorf, Westerrade und Bad Segeberg ansteuerte. Zur Geschichte der Bahnstrecke hat Kahns auch einige Dokumente und Exponate unter anderem vom Hof Museum Pritschau in Westerrade zusammengetragen – alte Fahrtenbücher, Dienstausweise und Schilder.
Modellbahnen im Koffer und in alten Radios
In der alten Krummlandhalle kommen die Freunde der Spurgröße Z (Maßstab 1:220) voll auf ihre Kosten. Ronald Schulz (50) aus Bad Doberan präsentiert den Klützer Bahnhof. „Der Nebenbahn-Endbahnhof in Klütz ist eine echte Besonderheit und hat viele Bahnfreunde aus der ganzen Welt angelockt“, erklärt Schulz, der auf seiner filigranen Anlage eine Szene von 1905 nachgebaut hat. Damals wurde der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin von einer Musikkapelle am Bahnhof Klütz empfangen.
Gleich gegenüber zeigt „Koffermann“ Horst Werstat (76) aus Hamburg ganz besondere Modellbahn-Exemplare. „Hier darf auch gespielt werden“, sagt Werstat, der mit seinen Modellbahnen im Koffer und in alten Radios bei den kleinen Gästen hoch im Kurs steht. Erik (8), Malon (5) und Vater Jan Hilker-Jennerich (36) aus Pansdorf nehmen das Angebot mit Vergnügen an. „Wir sind zwar keine Eisenbahner, aber Modellbahn-Ausstellungen gucken wir uns gerne an“, berichtet Hilker-Jennerich, der mit seinen Jungs auch schon die Miniaturwelt in Hamburg besucht hat.
Besucher aus Dänemark ist begeistert
Thomas Thorn (52) ist eigens aus Dänemark zur Ausstellung nach Bad Schwartau angereist. „Das ist fantastisch hier“, sagt der Mann aus Sonderburg. „Hier bekommt man viel Inspiration“. 50 Aussteller der Spurweiten 0, H0, H0e, N und Z sind in Bad Schwartau vertreten. Ein echter Hingucker ist auch der Stand von Torsten Schubert (47) aus Recklinghausen. Schubert ist kein reiner Eisenbahn-Spezialist. Er bestückt kleine Modelle mit LED-Lämpchen. Neben Trucks hat er auch einen Jahrmarkt mit rund 5000 LED-Lämpchen ausgestattet.
Die Ausstellung in den beiden Krummlandhallen und in der ESG-Mensa (Schulstraße 8-10) ist am Sonnabend von 10 bis 18 Uhr und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt für Erwachsene beträgt vier und für Kinder zwei Euro. Kinder bis einschließlich sechs Jahre haben freien Eintritt und für zehn Euro gibt es ein Familienticket.
Sebastian Prey