Laborbesuch

Qualitätskontrolle: So sauber ist Ostholsteins Trinkwasser

Der Chemielaborant in Ausbildung Jonas Timm und sein Kollege Bastian Golob (hinten) untersuchen im Labor Limbach in Lübeck das Trinkwasser aus Ostholstein auf seine Lösekapazität.

Der Chemielaborant in Ausbildung Jonas Timm und sein Kollege Bastian Golob (hinten) untersuchen im Labor Limbach in Lübeck das Trinkwasser aus Ostholstein auf seine Lösekapazität.

Sierksdorf/Lübeck. Es ist picobello sauber im Limbach-Analytics-Labor in Lübeck-Dänischburg. Wie es sich für ein Labor gehört. Genauso sauber ist das Trinkwasser, das der Zweckverband Ostholstein (ZVO) seinen Kunden in die Wasserhähne schickt. Das wird bei Limbach regelmäßig penibel überprüft. Wie das geht, erläutern Limbach-Standortleiter Volker Brockmann sowie Thorsten Plath, Leiter Wasserversorgung bei der ZVO Energie GmbH, und ZVO-Wassergüteingenieurin Hildegard Waldeyer aus Anlass des Tages des Wassers.

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Jedes Jahr am 22. März ist Weltwassertag der Vereinten Nationen. Dabei geht es um Gewässerschutz und um sauberes Wasser für alle. Wobei der Fachmann Plath zwischen Rohwasser und Reinwasser unterscheidet. Rohwasser ist das, was aus dem Brunnen kommt. Reinwasser das, was aus dem Wasserwerk heraus und über Rohrleitungen bis in die Haushalte fließt. Zwischen Brunnen und Wasserhahn durchläuft das Wasser im Wasserwerk noch dicke Kiesschichten und wird belüftet. So werden Eisen und Mangan entfernt.

Lübecker Labormitarbeiter ziehen regelmäßig Proben

Und irgendwo in jedem Wasserwerk gibt es diese kleinen Wasserhähne, an denen die Mitarbeiter des Limbach-Labor regelmäßig ihre Proben ziehen. Ein Viertelliter Wasser wird für mikrobiologische Proben abgezapft, für eine umfangreichere Untersuchung sind es drei bis vier Liter, verteilt auf 15 Flaschen. Weitere öffentliche Probenstellen gibt es in Schulen, Kindergärten, Rathäusern oder anderen öffentlichen Einrichtungen. „Das Labor ist jede Woche für uns an verschiedenen Stellen unterwegs“, berichtet Waldeyer.

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Chemikerin Valeriia Czucka bereitet die Wasserproben für die Untersuchung vor.

Chemikerin Valeriia Czucka bereitet die Wasserproben für die Untersuchung vor.

Die Proben landen dann in Lübeck, wo sie von Chemikern und Chemielaboranten auf alles Mögliche untersucht werden. Die Vorgaben sind in der Trinkwasserverordnung genau festgelegt: mikrobiologische Anforderungen (coliforme Keime), chemische Anforderungen (Nitrat, Ammonium, Blei, Kupfer, Zink, Pflanzenschutzmittel, polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe), Indikatorparameter (Eisen, Mangan, Trübung). Hinzu kommt noch die sogenannte Lösekapazität. Laienhaft ausgedrückt: Wirkt das Wasser wie ein Entkalkungsmittel für die Kaffeemaschine und löst irgendwelche Stoffe aus den Leitungen?

ZVO: Für Bleirohre sind die Hausbesitzer zuständig

Wer jetzt an Bleirohre in alten Häusern denkt: Damit hat die gesamte Untersuchung nichts zu tun. „Wir sichern die Trinkwasserqualität bis zur Übergabe an den Hausanschluss“, erläutert Waldeyer. Für alles danach sei der jeweilige Hauseigentümer zuständig. Der kann aber, versichert Brockmann, seinem Labor den Auftrag geben, dort Proben zu entnehmen und sie zu untersuchen.

Bei der Überprüfung des Trinkwassers aus Ostholstein kommt noch viel händische Chemie zum Einsatz.

Bei der Überprüfung des Trinkwassers aus Ostholstein kommt noch viel händische Chemie zum Einsatz.

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Beim ZVO sei der Probenrhythmus nicht nur der vorgeschriebene, sondern gehe weiter darüber hinaus. Der Zweckverband lasse freiwillig weitere Proben ziehen und untersuchen, sagt Plath. Die sogenannte Eigenüberwachung erfordert etwa 300 weitere Proben. „Dadurch haben wir eine größere Sicherheit für das Lebensmittel Wasser“, sagt er, und Brockmann ergänzt: „Das Trinkwasser wird engmaschiger überwacht als Mineralwasser. Das Wasser hat eine sehr, sehr gute Qualität, oft besser als Mineralwasser, denn es enthält weniger Mineralien.“

Das ergaben die Proben

Die Ergebnisse der Trinkwasserüberwachung aus dem Jahr 2022:

Die mikrobiologischen Untersuchungen waren an allen Entnahmestellen unauffällig. Es wurden keine Grenzwerte überschritten.

Auch die chemischen Parameter überschritten nie die Grenzwerte.

Die Werte für Natrium, Chlorid und Sulfat lagen deutlich unter dem Grenzwert nach Trinkwasserverordnung.

Der Gehalt an Pflanzenschutzmitteln lag mit einer Ausnahme unterhalb der Nachweisgrenze.

Händische und maschinelle Chemie im Lübecker Labor

Was wirklich drin ist, ermitteln die Mitarbeiter des Limbach-Labors. Einerseits mit händischer Chemie, wie sie sich Laien vorstellen, mittels Pipetten, Trichtern, Kolben und verschiedenen Indikatoren, die eine Flüssigkeit die Farbe ändern lassen. Untersucht wird aber auch mit der Maschinenchemie. Apparate analysieren das Wasser.

Chemielaborantin Nicole Hardow bereitet eine Probe vor.

Chemielaborantin Nicole Hardow bereitet eine Probe vor.

Dass bei der Untersuchung etwas entdeckt wird, was nicht ins Trinkwasser reingehört, kommt laut Plath eher selten bis gar nicht vor. Und wenn, dann werde es eher durch den Wasserhahn hineingetragen, durch einen verunreinigten Probenbehälter oder es komme irgendwo von außen, nicht von dem Trinkwasserreservoir, das in Ostholstein bis zu 160 Meter unter der Erde liegt. „Dass ein Ergebnis einen mal aufschrecken lässt, haben wir in zehn Jahren einmal gehabt“, berichtet Plath.

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Mancher Ostholsteiner wird sich noch daran erinnern. Im Januar 2019 riet der ZVO an einem Freitagnachmittag dringend und über alle Kommunikationskanäle, das Trinkwasser aus dem Wasserwerk Süsel wegen des Verdachts auf Darmkeime abzukochen. 11.300 Haushalte waren davon betroffen. Es folgten etliche weitere Probenentnahmen, zwei Labore untersuchten das Wasser. Drei Tage später die Entwarnung: Das Wasser ist keimfrei. Woran es lag, dass eine Probe nicht einwandfrei war, sei nie herausgekommen, sagt Plath.

Im Notfall wird auch am Sonntag Ostholsteins Wasser untersucht

Aufgeschreckt wird in solchen Fällen auch das Labor. „Es gibt Notfallpläne“, versichert Brockmann. Dann werde sofort versucht, solch einen Befund zu verifizieren. Egal, ob Wochenende oder nicht. Doch das sind absolute Ausnahmen. Normalerweise ist das Trinkwasser aus Ostholstein so picobello sauber wie das Labor. Alle Analysen gehen automatisch nicht nur an den Kunden ZVO, sondern auch an den Fachdienst Gesundheit des Kreises Ostholstein als Aufsichtsbehörde. Viele Augen gucken auf das Wasser, das in Ostholstein aus den Wasserhähnen läuft.

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