Ostholsteiner organisieren neuen Hilfstransport an die ukrainische Grenze
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Unternehmer, Lehrer, Bürger: Die Initiative „Ostholstein hilft“ bringt wieder Spenden an die polnisch-ukrainische Grenze.
© Quelle: Agentur 54°
Neustadt. Es ist Sonntag, und trotzdem ist im Lehrerzimmer des Küstengymnasiums in Neustadt Hochbetrieb. Männer und Frauen tragen Kartons, Taschen und Tüten voller Schlafsäcke, Decken oder Isomatten aus der Schule. „Wir haben an den Neustädter Schulen letzte Woche spontan für einen Hilfstransport gesammelt“, berichtet Lehrerin Birte Anika Schröder, die begeistert von der Spendenbereitschaft der Kinder und Eltern ist. „Das Citymobil war proppevoll, daher geben wir das, was über ist, weiter an die nächste Hilfsaktion“, sagt Schröder.
Die nächste Hilfsaktion, das ist die Initiative "Ostholstein hilft" zu der unter anderem der Neustädter Heiko Haase und seine Mitstreiter gehören. Sie haben bereits einen Hilfstransport in die polnisch-ukrainische Grenzstadt Dorohusk gefahren. Nächste Woche wollen sie wieder los. "Denn es sind so viele Menschen betroffen, sodass jeder Transport ein Tropfen auf den heißen Stein ist, deshalb wollen wir versuchen, noch mehr hinzubringen", erklärt Klaus Zilian von "Ostholstein hilft".
Hier können Sie Spenden abgeben
Benötigt werden noch medizinisches Equipment sowie Medikamente, auch abgelaufene Verbandskästen, chirurgisches Equipment, Stromgeneratoren, Taschenlampen, Batterien. Außerdem haltbare Lebensmittel (Nudeln, Mehl, Tee, Kaffee, Linsen, Konserven) Wasser, Hygieneartikel, Feuerwehrausrüstung, Militärausrüstung wie Funkgeräte, Schuhe, Ferngläser, Militärkleidung. Der Hilfstransport soll am 17. März starten. Vor Ort in Ostholstein wird vor allem Wohnraum für Flüchtlinge benötigt. Abgabestellen für die Sachspenden: Familie Haase, Lienaustraße 10, 23730 Neustadt (Telefon: 0172/5699505, Abgabe 9 bis 18 Uhr), Creditfair, Klaus Zilian, Sierksdorferstraße 14a, 23730 Neustadt (Telefon 0171/5256546) Sandra Kaminska, Godenbergredder 32, 23714 Malente (Telefon: 0151/22235039), Benny Wildgrube, Am Bergenholz 2, 23714 Malente, (Telefon: 0173/9524830)
Tolles Netzwerk in Ostholstein
„Wir wollten unabhängig von der Stadt eine eigene Initiative machen, wir können da einfach schneller sein als eine Verwaltung“, sagt Haase, der genau wie Zilian Unternehmer ist. Das Tolle sei, dass das Netzwerk in Ostholstein großartig funktioniere. „Die Bälle fliegen uns nur so zu, jeder will helfen.“ Durch den ersten Transport und den ukrainischen Mitstreiter Yuri Shevchenko wisse man jetzt noch besser, was genau benötigt wird. „Kleidung brauchen wir eher nicht mehr. Erste-Hilfe-Sets und Verbandskästen sind wichtig, außerdem Schmerzmittel, Dauerlebensmittel wie Babynahrung, Konserven und Wasser“, sagt Haase. Man sammle auch Schutzkleidung und Militärausrüstung. Haase: „Von der Feuerwehr haben wir gebrauchte Helme und Schutzausrüstung bekommen.“
Kontakt über die Caritas
Doch woher wissen die Ostholsteiner, an wen sie die Hilfsgüter übergeben sollen? Dafür haben sie sich mit Sandra Kaminska und Benny Wildgrube zusammengetan. Die beiden Malenter haben auch schon privat einen Hilfstransport an die Grenze organisiert und standen dabei genau vor dieser Frage. „Wir hatten erst einen Zwischenhändler über Facebook gefunden, ich hatte dann aber ein komisches Bauchgefühl“, sagt Kaminska. Auf dem Weg an die Grenze entdeckten sie dann eine Hilfsstelle der Caritas. „Dort haben wir dann Ukrainer kennengelernt, die Hilfsgüter rüberfahren.“ Auch wenn sich das schlechte Bauchgefühl später als unbegründet herausgestellt habe, nutze man nun diesen direkten Kontakt.
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Klaus Zilian (vorne) und Yuri Shevchenko tragen die Kisten mit Hilfsgütern aus dem Lehrerzimmer zum Transporter.
© Quelle: Agentur 54°
Hilfe auch vor Ort
Es könnte vorerst der letzte Hilfstransport der Initiative aus Ostholstein werden, denn ihre Hilfe wird bald wohl in Ostholstein selbst gebraucht. „Es kommen jetzt ja immer mehr Flüchtlinge hier bei uns an und die müssen auch ausgestattet werden. Vielleicht hat es dann Sinn, wenn wir erstmal hier die Hilfsgüter verteilen“, sagt Haase.
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Dass die Hilfe auch vor Ort schon benötigt wird, hat er bereits gemerkt. Vor drei Tagen habe er von einer Hebamme drei Babyreisebetten bekommen. Eigentlich sollten diese mit an die Grenze gehen. „Doch dann habe ich mit dem Kremper Krug telefoniert, die gerade eine Frau mit zwei kleinen Kindern aufgenommen haben. Die Reisebetten sind dann gleich dahin gegangen.“
Von Sven Wehde