Wird alte Biogasanlage zur Gefahr?
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/IIOH75XSENWNVHYDAQSJBI6JAE.jpg)
Seit wenigen Tagen soll ein Flatterband ungebetene Gäste vom Betreten des Geländes in Sibstin abhalten.
© Quelle: Fotos: Rosenkötter, privat (hfr)
Sibstin. Ölfässer, 1000-Liter-Plastiktanks, übereinander gestapelte Bigpacks: Etliche Behälter sowie zwei riesige Fermenter (Bioreaktoren) verteilen sich über das verlassene Gelände der ehemaligen Biogasanlage in Sibstin — möglicherweise gefüllt mit Altöl und Gärresten, doch ihr genauer Inhalt ist bis heute nicht zweifelsfrei bis ins Detail ermittelt.
2013 meldete der Betreiber die Insolvenz an (siehe Infostück). Nur ein Schild verbietet seitdem das Betreten des Grundstücks in der Gemeinde Altenkrempe. Doch einige Bürger befürchten seit Längerem, dass in den herumstehenden Behältern gefährliche Stoffe und Säuren lagern. Sie warnen — wie jetzt auch der Wasser- und Bodenverband — vor einer Gefahr für Mensch und Natur, plädieren für eine Sicherung des Geländes.
Mit Erfolg: „In jedem Fall müssen die Fermenter-Inhalte in der nächsten Zeit entsorgt werden. Da stehen wir in enger Kooperation mit dem Kreis, dass dies umgesetzt wird“, teilt Martin Schmidt, Pressesprecher des zuständigen Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), jetzt mit. Denn: Die Behälter könnten bei Frost aufplatzen und Gärreste freigeben, so Schmidt.
Diese Aussagen erscheinen angesichts der LN-Recherchen in den vergangenen Wochen überraschend. So hatte Thomas Jeck, stellvertretender Sprecher des Kreises Ostholstein, noch am 25. Juli mitgeteilt, dass aufgrund des Zustandes der Fässer und der Lagerung nicht von einer Wassergefährdung auszugehen sei. Ähnlich äußerte sich auch der ehemalige Geschäftsführer der Anlage, Karsten Schmidt, dazu. Er betonte mehrfach, dass nichts Gefährliches auf der Fläche lagere.
Dies sieht Thorsten Lorenzen, Vorsitzender des Wasser- und Bodenverbands Neustädter Binnenwasser, anders. „So lange alles in den Behältern bleibt, ist es nicht gefährlich. Jedoch wird die Anlage nicht beaufsichtigt.“ Deshalb habe er vor einer Woche an das zuständige Ministerium geschrieben, dass durchaus eine Gefahr von der Anlage ausgehe. Neben dem genannten Frost-Szenario könnte auch jemand versuchen, einen Edelstahlschieber zu stehlen. „Dies könnte zur Folge haben, dass belastetes Material austritt und in das FFH-Gebiet Kremper Wiesen fließt“, so Lorenzen.
Was genau auf dem Gelände lagert, ist noch nicht abschließend geklärt. Der Umweltschutztrupp des Polizeibezirksreviers ermittelt, hat aber noch keine Ergebnisse. „Bei den roten Fässern handelt es sich vermutlich um Ölfässer mit Altöl, in den durchsichtigen Boxen lagern vermutlich Produkte aus der Speiseresteaufbereitung der Lebensmittelindustrie, in den Bigpacks wahrscheinlich Zuschlagsstoffe für den Biogasanlagenbetrieb“, gab Kreis- Mitarbeiter Thomas Jeck vor bald zwei Wochen bekannt. Und LLUR-Sprecher Martin Schmidt teilte etwas später mit, dass sich in den beiden Fermentern sowie dem Nachgärbehälter verwertbare Gärreste befänden, die 2013 nicht ausgebracht werden konnten.
Darüber hinaus betonte Schmidt, dass sich das LLUR „bereits seit Beendigung der Aktivitäten und unabhängig von Bürgernachfragen um Sicherungsmaßnahmen für die Anlage“ kümmere. Noch im Juli hatte Schmidt den LN jedoch erklärt, dass „die Sicherung des Geländes bei potenzieller Gefährdung durch von außen auf das Gelände kommende Personen oder durch von außen eingetragene Abfälle/Gefahrstoffe“ Aufgabe der örtlichen Ordnungsbehörde sei.
Nun also die Kehrtwende: Das Landesamt ist zuständig und wird die weiteren Schritte planen und ausführen. Bereits in diesen Tagen soll es Ortstermine mit Vertretern des Kreises auf dem Gelände geben. Dann dürfte auch darüber entschieden werden, ob weitere Sicherungsmaßnahmen nötig sind.
Die Kieler Insolvenzverwalterin Ute Jacob hatte bereits vor etwa zwei Wochen „Sicherungsmaßnahmen, so weit notwendig“ angekündigt.
Altenkrempes Bürgermeister Peter Zink (ABA) bestätigt dies. Jacob habe veranlasst, einen durchgehenden Zaun zu ziehen und im Bereich der Zufahrt Erde aufschütten zu lassen. „Damit keine Autos auf das Gelände gelangen und Müll abgeladen wird“, begründet Zink. Bislang flattert jedoch lediglich ein rot-weißes Absperrband rund um das Gelände.
Sebastian Rosenkötter
LN