Enkeltrick in Trappenkamp: Falsche Polizisten nehmen Seniorin 30.000 Euro ab
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In Trappenkamp ist eine Seniorin am Telefon von Betrügern überrumpelt und schließlich um viel Geld erleichtert worden (Symbolbild).
© Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Trappenkamp. Dieses Telefonat hätte die Seniorin in Trappenkamp besser nicht annehmen sollen: Am vergangenen Freitag (5. Mai) erhielt sie einen Anruf, in dem ihre vermeintliche Tochter unter Tränen berichtete, sie hätte einen Verkehrsunfall verursacht. In mehreren Rollen übten die Betrüger dann so viel Druck auf die Rentnerin aus, dass diese schließlich 30.000 Euro zur Freilassung ihrer Tochter zahlte. Die Polizei sucht Zeugen im Bereich des Gönnebeker Rings oder dessen Querstraßen, die einen der Täter vor oder nach der Geldübergabe beobachtet haben könnten.
Wie die Polizeisprecher Lars Brockmann mitteilt, meldete sich nach bisherigem Stand der Ermittlungen am Vormittag zunächst die angebliche Tochter der Rentnerin und erzählte ihr weinend von einem Unfall: „Kurz darauf übernahm eine falsche Polizeibeamtin, angeblich aus Bad Segeberg, das Telefonat und untermauerte die Legende von einem Verkehrsunfall.“ Bei dem Unfall sei eine Mutter getötet und ihr Kind schwer verletzt worden, hieß es. Darum befinde sich die Tochter in Haft, könne aber gegen Geld freigelassen werden. Was die Seniorin nicht wusste: Eine Zahlung von Kautionen ist in Deutschland gar nicht üblich.
Tochter, Polizistin, Staatsanwältin: Telefon-Betrug mit mehreren Rollen
Dann wechselten die Betrüger in die dritte Rolle: Eine vermeintliche Staatsanwältin übte weiter Druck aus und fragte nach Bargeld und Wertsachen im Haus der Seniorin, berichtet Brockmann: „Die Betrüger forderten die Trappenkamperin auf, 30.000 Euro für die Freilassung ihrer Tochter bereitzustellen. Das Geld sollte durch einen Boten abgeholt werden.“
Besonders perfide: Bis zur vereinbarten Geldübergabe gegen 12 Uhr hätten die Täterinnen ihr Opfer fast durchgängig am Telefon gehalten und ins Gespräch verwickelt, um ihr keine Möglichkeit zum Nachdenken zu geben. Dann sei ein etwa zwei Meter großer, schlanker Mann bei der Frau erschienen und habe das Geld entgegengenommen. „Seine dunkle Kleidung soll einer Uniform geähnelt haben“, teilt Polizeisprecher Brockmann mit. Der Mann soll zwischen 30 und 40 Jahre alt gewesen sein. Er war mit einem schwarzen Einteiler ohne Kragen mit blauen und grünen Streifen auf der Seite und schwarzen Lederschuhen mit abgerundeter Spitze bekleidet.
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Mit diesem Phantombild sucht die Polizei den vermeintlichen Trickbetrüger.
© Quelle: Polizei
Polizei sucht Zeugen: Wer hat Betrüger in Trappenkamp gesehen?
Die Kriminalpolizei Bad Segeberg hat die Ermittlungen übernommen und sucht Zeugen: Vor allem hofft sie auf sachdienliche Hinweise zu dem Abholer oder zu einem durch ihn genutztes Fahrzeug im Gönnebeker Ring oder in den Querstraßen. Die Ermittler bitten um Kontaktaufnahme unter Tel. 04551/8840.
Die Polizei verzeichnet immer mehr Schockanrufe von falschen Polizeibeamten am Telefon oder des sogenannten Enkeltricks per Telefon oder Whatsapp, bei dem ein vermeintlicher naher Verwandter zumeist bei Senioren anruft und mit einer herzergreifenden Geschichte kurzfristig um viel Geld bittet. So gab es zuletzt wieder gehäuft Anrufe in Lübeck sowie Fälle in Norderstedt und Stormarn. Besonders perfide war der Fall eines Schockanrufs bei einem Ratzeburger Rentner, in dem es hieß, seine Tochter drohe sich umzubringen. Er protokollierte das Telefonat anschließend.
Telefon-Betrug: Diese Tipps gibt die Polizei in Bad Segeberg
Die Polizeidirektion Bad Segeberg hat wertvolle Ratschläge, um sich vor einem Betrug am Telefon zu schützen:
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Legen Sie den Hörer auf, wenn Ihnen etwas merkwürdig erscheint.
- Sprechen Sie am Telefon nicht über Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse.
- Übergeben Sie niemals Geld oder Wertgegenstände an unbekannte Personen.
- Sprechen Sie mit Ihrer Familie oder anderen Vertrauten über den Anruf.
- Wenn Sie unsicher sind: Rufen Sie die Polizei unter 110 (ohne Vorwahl) oder Ihre örtliche Polizeidienststelle an. Nutzen Sie nicht die Rückruftaste.
Zudem können sich laut Polizeisprecher Lars Brockmann besorgte Bürger bei bestehender Unsicherheit im Umgang mit derartigen Anrufen an jede örtliche Polizeidienststelle oder an das Sachgebiet Prävention der Polizeidirektion Bad Segeberg wenden: Telefon 04551/884 2141.
LN