Keine Fachkräfte: Pflegeheim muss schließen
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Das privat geführte Pflegeheim „Haus Diana“ in Seekamp (Seedorf) wird seine Türen zum 30. Juni schließen.
© Quelle: Foto: Dreu
Seedorf. „Wir haben im April noch einmal alles versucht, aber die Agentur für Arbeit, sämtliche Job-Plattformen und Stellenanzeigen haben nichts gebracht. Uns fehlen drei Vollzeit-Fachkräfte. Eine kurze Zeit kann man so etwas überbrücken, längerfristig aber nicht. Das dürfen wir gar nicht“, sagt Heimleiterin Petra Sangermann auf LN-Anfrage. Da sie selbst über eine Pflegeausbildung verfüge, sei sie immer wieder eingesprungen.
„Aber auf Dauer geht das nicht“, sagt Petra Sangermann. Sie sei froh gewesen, als sie Anfang des Jahres zwei neue Mitarbeiterinnen gefunden habe. Das Glück aber währte nur kurz. Eine Mitarbeiterin sei dauerhaft krank geworden, die andere habe gekündigt, weil sie anderswo 900 Euro mehr erhalten habe. „Da kann ich natürlich nicht mithalten“, bedauert Petra Sangermann. Ein kleines Pflegeheim wie ihres, das dazu noch im ländlichen Bereich liege, habe es doppelt schwer. „Für große Häuser ist es einfacher, mehr zu zahlen. Deshalb wird es in der Pflege genauso kommen wie bei den Tante-Emma-Läden: Die Großen machen die Kleinen platt.“
Dass nicht nur das „Haus Diana“Probleme damit habe, ausreichend Pflegefachkräfte zu finden, bestätigte Christine Schröder, Leiterin der Heimaufsicht des Kreises Segeberg: „Der Fachkräftemangel ist ein grundsätzliches Problem in der Pflege geworden, sodass auch zunehmend Einrichtungen im Kreis Segeberg Probleme haben, frei werdende Stellen zeitnah wieder zu besetzen.“ Sollte ein Fachkräftemangel von der Heimaufsicht festgestellt worden sein, werde den Einrichtungen grundsätzlich Fristen zum Abstellen gewährt. Die Schließung vom „Haus Diana“ jedoch sei eine rein unternehmerische Entscheidung der Betreiberin gewesen, so Christine Schröder.
Von der Schließung betroffen sind derzeit 30 Bewohner und 30 Mitarbeiter, die meisten in Teilzeit, darunter sind 16 Pflegefachkräfte, um die sich Petra Sangermann überhaupt keine Sorgen macht. „Sie werden ohne Probleme eine neue Arbeitsstelle finden.“ Um den Angehörigen die Suche nach neuen Heimplätzen zu erleichtern, hatte sie bereits andere Einrichtungen abtelefoniert. „Sie haben gleich nach unseren Mitarbeitern gefragt.“
Petra Sangermann führt das Familienunternehmen in dritter Generation. Ihre Großeltern hatten in Hartenholm mit einem Pflegeheim begonnen, ihre Eltern schließlich 1972 das „Haus Diana“ gekauft und umgebaut. 2006 wurde noch einmal angebaut. Inzwischen ist mit der Tochter von Petra Sangermann, die im Büro arbeitet, sogar die vierte Generation im Pflegeheim tätig. „Ich habe mir das auch anders vorgestellt. Eigentlich wollte ich bis zum Eintritt ins Rentenalter alles aufrecht erhalten. Freiwillig schließe ich das hier nicht“, beteuert die 56-jährige Heimleiterin.
Für die Angehörigen der Bewohner kam das „Aus“ sehr plötzlich. „Am Sonnabend, 29. April, hatten wir eine Nachricht im Briefkasten und eine Einladung zum Infoabend am 30. April. Das war sehr überraschend, vor allem für die Angehörigen, die im Heim täglich ein- und ausgehen. Keiner hat davon etwas gewusst“, bedauert die Tochter einer Bewohnerin die jetzige Situation.
Dass die Frist mit zwei Monaten sehr kurz ist, um einen neuen Heimplatz zu finden, kam bei ihr ebenfalls nicht gut an. „Das wird für viele nicht einfach werden. Ein Heim soll ja auch nicht zu weit vom Wohnort entfernt sein. Obendrein muss er auch noch bezahlbar sein“, sagt die Angehörige. Mit der Pflegeleistung sei sie immer zufrieden gewesen. Die Kosten für einen Heimplatz hätten sich zudem immer im unteren Preissegment bewegt.
Derzeit denkt Petra Sangermann über neue Wohnmöglichkeiten im Alter nach. Möglich sei es, die Räume für Pflege-Wohngemeinschaften umzubauen, die dann von einem ambulanten Pflegedienst betreut werden könnten.
Von Petra Dreu
LN