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Bad Segeberg

Schüler als Minister: Planspiel zur deutschen Energiewende

Als Kanzleramtschef hat Luca Utke (19, mit Mütze) in der fiktiven Kabinettsitzung mit seinen Mitschülern nicht nur buchstäblich den Hut auf.

Als Kanzleramtschef hat Luca Utke (19, mit Mütze) in der fiktiven Kabinettsitzung mit seinen Mitschülern nicht nur buchstäblich den Hut auf.

Bad Segeberg. „Ja, Moin, ich bin Peter Altmaier, der Kanzleramtschef.“ Äußere Ähnlichkeiten mit dem gewichtigen CDU-Politiker sind dem 19-Jährigen Luca Utke, Schüler der Berufsfachschule III am BBZ, kaum zu unterstellen. Und auch der norddeutsche Slang mag nicht so recht zu Merkels Mann für besondere Aufgaben passen. Für den Zweck der Übung ist das aber auch gar nicht erforderlich. Utke alias Altmaier steht einer fiktiven Kabinettssitzung vor und soll, gemeinsam mit Mitschülern, die jeweils die Ministerien für Umwelt, Bildung und Wirtschaft vertreten, einen Gesetzentwurf zur „Digitalisierung der Energiewende“ auf den Weg bringen. Konkret geht es um die – tatsächlich beschlossene – Pflicht zum Einbau „intelligenter Stromzähler“, sogenannter Smart Meter, die ab 2020 dabei helfen sollen, den Strombedarf im Haushalt durch genauere Übersicht über den Verbrauch zu reduzieren. So jedenfalls die Theorie.

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Das Planspiel dazu, das am Mittwoch und Donnerstag für zwei Klassen angehender kaufmännischer Assistenten von der Deutschen Gesellschaft angeboten wurde, soll den jungen Leuten helfen, sich eine eigene Meinung zu dem komplexen Thema zu bilden. „Es geht uns natürlich darum, deutlich zu machen, dass die Energiewende gerade auch für junge Menschen großen Chancen bereit hält“, erklärt Referent Jan Roessel von der Deutschen Gesellschaft. Neben dem inhaltlichen gebe es aber auch einen methodischen Ansatz bei den vierstündigen Workshops, für die lediglich 15 Schulen in der Bundesrepublik ausgewählt worden sind. „Nämlich die Frage, wie aus der politischen Absicht auch ein Gesetz wird.“

Den jungen Frauen und Männern wurden deshalb zu Beginn einzelne Rollen zugelost, in die sie sich während des Planspiels einfinden sollten. Die „Staatsregierung Bayern“ treibt zum Beispiel andere Aspekte der Energiewende um als die „Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern“. Und auch die Lobbyisten vom Bundesverband Erneuerbare Energien und der Verbraucherzentralen wurden schülerseitig mit ihren entsprechenden Anliegen vertreten.

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Bei den Konsultationen untereinander hatte die Verbraucherseite am BBZ aber anscheinend etwas besser verhandelt als das reale Vorbild. Als Preisobergrenze einigte man sich am Kabinettstisch auf 65 Euro pro Jahr für die Verbrauchsmessung durch intelligente Stromzähler. In der Realität sollen Haushalte – ab einem Jahresverbrauch von 6000 Kilowattstunden verpflichtend – dagegen 100 Euro im Jahr für die schlaue Messung löhnen. Für Gewerbebetriebe einigten sich die wirtschaftsfreundlichen Schüler hingegen auf eine Sonderlösung: Anders als bei Privatleuten sollen ihre Messkosten die Stromerzeuger übernehmen. Eine fragwürdige Regelung, die in der Wirklichkeit womöglich für einen Aufschrei bei der Energie-Lobby gesorgt hätte, im Planspiel aber wohl in Ordnung ging . . .

Luca Utke hielt das Experiment trotz des eher schwer zugänglichen Themas am Ende für gelungen. „Vorab hatte ich nicht erwartet, dass wir das in so einer Art Rollenspiel machen würden“, sagt der Wahlstedter. „Das hat in dieser Form aber wirklich Spaß gemacht. Und weil wir am Ende alle irgendwie auf einen gemeinsamen Nenner kommen mussten, hat man sich eine gute Meinung über das Thema bilden können.“

Auf Einladung der Deutschen Gesellschaft und ihres Sponsors, der Innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft, die wiederum zum Energiekonzern RWE gehört, dürfen einige BBZ-Schüler im Sommer nach Berlin fahren, um mit Energie-Experten zu diskutieren.

Von Oliver Vogt

LN

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