Segeberger Feuerwehren proben für Einsatz auf der A 20
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Die beiden Passagiere des Escort sind nur mit Spreizer und Rettungsschere über die zerschnittene Hecktür zu bergen.
© Quelle: Lothar Kullack
Strukdorf. Das ist ein Szenario, wie es sich niemand wünscht: Ein silbergrauer Opel Astra ist beim Überholen eines Treckers samt Anhänger ins Schleudern geraten, hat sich überschlagen und quer vor den Traktor gelegt. Hinten in den Anhänger rauscht dann noch ein Ford Escort, dessen Fahrer nicht rechtzeitig bremsen kann. Und das Schlimmste: Unter den riesigen Reifen des Treckers ist ein Kind eingeklemmt. Das war die angenommene Situation einer Übung des A-20-Teams der Freiwilligen Feuerwehren von Geschendorf, Strukdorf und Westerrade.
Ein Trecker auf der Autobahn? Das selbstverständlich nicht, aber da die Wehren natürlich auch außerhalb der Autobahn zu solchen Einsätzen gerufen werden, bot es sich an, dieses Szenario zu üben. Und die Bergungsbühne, mit der die Wehr den „bewusstlosen“ Treckerfahrer aus seinem Fahrzeug bergen musste, kann auf der Autobahn auch gut bei Lkw-Unfällen eingesetzt werden.
60 Feuerwehrleute im „Rescue-Team“
Zwei verletzte Personen im zerbeulten Escort, ein Schwerverletzter im auf der Seite liegenden Astra, der bewusstlose Treckerfahrer und dann noch das Kind unter den Treckerreifen (nur dargestellt von einer Puppe) – da ist in kurzer Zeit jede Menge zu tun für die 60 Feuerwehrleute des „Rescue-Teams“, darunter auch einige Feuerwehrfrauen. An den Astra-Fahrer ist nur zu gelangen, wenn von oben die Fahrertür aufgehebelt wird, und auch die beiden Escort-Passagiere können nur mit Rettungsschere und -Spreizer geborgen werden. Dazu muss der schwere Traktor angehoben werden, um das Kind darunter hervorzuziehen.
Mindestens einmal im Jahr trifft sich das Team zu einer solchen Ernstfall-Übung, abwechselnd ausgerichtet von einer der drei Wehren. Dieses Mal hat Sören Henck die Szene im alten Wendehammer der Strukdorfer Dorfstraße ausgearbeitet, Leiter der Übung ist der neue Strukdorfer Wehrführer Arne Henck. Und der zeigt sich am Ende der zwei Stunden (mit Aufräumen und Nachbereitung) sehr zufrieden: „Das ist alles super gelaufen und war sicher vor allem für unsere jüngeren Mitglieder sehr lehrreich.“
55 Einsätze auf der A 20 seit 2011
Von der Fahrbahn abgekommene Schwerlaster, die meterweise Leitplanke „mitnehmen.“ Lebensgefährlich Verletzte, die im Fahrzeug eingeklemmt sind. Ein Fahrer, der nach dem Unfall verschollen ist und per Wärmebild und Flutlichteinsatz gesucht werden muss. Eine Fahrbahn, die nach dem Unfall eines Bierlasters stundenlang gereinigt werden muss – immer wieder wird der A-20-Trupp zu solchen Einsätzen gerufen. Insgesamt 55 Autobahnunfälle waren es seit 2011. „Eine ganze Zeit lang war das unsere Hauptaufgabe“, sagt Feuerwehrfrau Michaela Stuhr.
Die drei Wehren sind vom Autobahnabschnitt Geschendorf bis Bad Segeberg und in der Gegenrichtung von Geschendorf bis Mönkhagen zuständig. Möglich ist das ohne Berufswehr allein deshalb, weil die Mitglieder des A-20-Teams sich stetig weiterschulen und weil die Wehren mit dem wichtigen Rettungsgerät ausgestattet sind.
Alle fünf Verletzten gesund geborgen – lauten Beifall gibt es von den Zuschauern im alten Wendehammer nach dieser Übung nicht. Wohl aber die anerkennenden Worte eines Strukdorfers: „Hey, das machen die alles in ihrer Freizeit.“
LN