Vorsicht Kamera: Hier werden Autos gezählt
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Mysteriöse Stangen auf Autobahnbrücken: Für die Verkehrszählung 2015 sind auch Videokameras zur Erfassung der Fahrzeugströme im Einsatz. Der Datenschutz aber soll gewahrt sein.
© Quelle: Nadine Materne
Geschendorf. Was ist das denn? Eine Teleskopstange am Brückengeländer über der A 20 bei Geschendorf lässt Autofahrer grübeln. Ein Fledermauszählgerät? Eine Wetterstation? Auch an einer Brücke über der A 21 bei Bornhöved war in den vergangenen Tagen so ein Gerät montiert. Bereits Ende Mai sorgte eine ähnliche Konstruktion auf einer Brücke über der B 206 vor den Toren Bad Segebergs für Neugier — und war wenige Tage später wieder verschwunden. Was war das? Kein Fledermauszähler, keine Wetterstation, sondern eine winzige Videokamera zur Verkehrszählung.
„Die Kameras sind Bestandteil der bundesweiten amtlichen Verkehrszählung“, löst Jens Sommerburg vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) in Lübeck das Rätsel auf. Die „Straßenverkehrszählung 2015“, kurz SVZ. „Alle fünf Jahre wird gezählt.“ Zum großen Teil von Menschen, die auf Klappstühlen auf Brücken und an Straßenrändern sitzen und Strichlisten führen, aber auch von automatischen Messgeräten an Leitpfosten — oder eben per Videokamera.
Drei dieser Geräte sind für die Zählung zwischen Fehmarn und Lauenburg, von Ratzeburg bis zum Osten Hamburgs und bis Bad Segeberg im Einsatz mit wechselnden Standorten, erklärt Ronald Mehling, Inhaber des Planungsbüros VTT in Hamburg, das die Verkehrszählung im Osten Schleswig-Holsteins übernimmt. „Die Kameras lohnen sich nur an Knotenpunkten und mehrspurigen Straßen“, sagt er. Also an unübersichtlichen Stellen. Denn die Auswertung erfolgt hinterher am Bildschirm. Das Video selbst habe eine relativ geringe Qualität. Gut genug, um die verschiedenen Fahrzeugtypen — Pkw, Bus, Lkw bis und über 3,5 Tonnen, Lastzüge — unterscheiden zu können, „Kennzeichen oder Gesichter sind aber nicht zu erkennen“, versichert Mehling. Außerdem werden die gewaltigen Datenmengen so relativ gering gehalten. Das seien aber immer noch Terabytes an Daten.
430 Zählstellen gibt es für die Verkehrszählung in Schleswig-Holstein insgesamt, im Kreis Segeberg sind es 23, sagt Matthias Paraknewitz, Leiter der Rendsburger LBV-Niederlassung. Hier laufen die gesammelten Daten zusammen, die in ausgewählten Zeitfenstern erhoben werden. „Es wird nicht 24 Stunden an 365 Tagen gezählt“, so Paraknewitz. Auf Basis einer Drei-Stunden-Zählung werde der durchschnittliche tägliche Verkehr hochgerechnet. Als Vergleich gibt es dafür Dauerzählstellen. „Das ist die Kunst der Verkehrsstatistiker.“ Das aber passiert in der Bundesanstalt für Straßenwesen in Bergisch Gladbach.
Bereits seit dem 21. April sind die Verkehrszähler im Einsatz und werden es noch bis zum 11. Oktober sein, so Paraknewitz. An 71 Zähltagen. Da an jeder Zählstelle sechs bis acht Mal gezählt wird, damit zufällige besondere Verkehrslagen die Statistik nicht verfälschen, könnten die Kameras demnächst also wieder in Segeberg auftauchen.
Nadine Materne