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Bad Oldesloe

Alireza Zare packt seinen Koffer

Bad Oldesloe. „Ich gehe nicht aus Enttäuschung über die Politik. Es hat ausschließlich persönliche Gründe“, erklärte Alireza Zare gestern. Ein gewichtiger sei die Entfernung zu seinem Wohnort Hamburg. Da er es nicht geschafft habe, über die Jahre ganz nach Bad Oldesloe zu ziehen, habe er täglich über zwei Stunden Fahrt in Kauf nehmen müssen – Verspätungen und Zugausfälle nicht einberechnet. Den Ausschlag habe dann die Anfrage gegeben, ob er sich eine Leitungstätigkeit in Pinneberg vorstellen könne. „Da habe ich mich beworben und bin genommen worden“, sagt Zare.

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Ab sofort sind die neuen Unterrichtsangebote der Oldesloer Musikschule für Stadt und Land im Umlauf. Sie sind Teil des VHS-Programmhefts und unter www.oldesloer-musikschule.de online einsehbar.

Seine Stelle in Bad Oldesloe ist seit kurzem ausgeschrieben. Sollte sich in nächster Zeit ein Nachfolger finden, wechselt der 55-Jährige bereits im März an die Pinneberger Musikschule. „Ich habe Leib und Seele investiert, um hier alles weiter zu entwickeln. Wenn ich mich verabschiede, möchte ich alles in gute Hände geben, so dass die Arbeit weiter vorangetrieben wird“, sagte Zare.

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Ein Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre gibt dem scheidenden Musikschulleiter Recht. Als er den Chefsessel im Oktober 2007 bezog, nahmen in Bad Oldesloe 790 Kinder und Jugendliche Unterricht.

Mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit und ganz neuen Unterrichtsansätzen, gelang es Zare und seinem Team die Position der Schule weiter zu festigen. Besonderes Augenmerk legte er auf die musikalischen Früherziehung, die mit der Musikwiege bereits im Alter von neun Monaten beginnt und sich mit weiteren Angeboten je nach Entwicklungsstand der Kinder fortsetzt. Unterricht in Rock-, Pop- und Jazzmusik lockte auch mehr Heranwachsende in die Schule, so dass die Zahl der Schüler zum zehnjährigen Bestehen im Jahr 2013 schon auf über 1200 angewachsen war, heute sind es über 2000.

Damit auch Kinder aus weniger musikalischen Elternhäusern die Chance bekommen, ein Instrument zu lernen, hob Zare das Projekt „Klasse musiziert“ aus der Taufe, das mit Hilfe eines städtischen Zuschusses, aber auch großem Engagement von Sponsoren wie etwa der Sparkassenstiftung oder dem Lions Club Stormarn verwirklicht werden konnte. „Ohne sie hätten wir das Projekt gar nicht auf die Beine stellen können“, sagt er.

Die Finanzierung der Schule hat Zare über die Jahre hinweg immer neue Sorgen beschert. Um ihre Existenz durch höhere öffentliche Förderung abzusichern, hatte Zare unermüdlich um eine Aufnahme in den Verband der Deutschen Musikschulen gekämpft, in dem ausschließlich öffentliche und gemeinnützige Schulen versammelt sind. Nur sie können Landesmittel zur Unterstützung beantragen. Doch die Aufnahme stand und fiel mit den Rahmenbedingungen. Sie besagt, dass eine Mitgliedschaft nur möglich ist, wenn es zwei fest angestellte Fachbereichsleiter gibt. Das hätte noch im Jubiläumsjahr beinahe zu einer Zerreißprobe geführt, war doch die Stadt gefordert, die noch fehlenden Personalkosten für die Einstellung zu ergänzen.

Anfang 2014 kam dann der große Durchbruch. Die Oldesloer Musikschule für Stadt und Land wurde in die Familie der förderwürdigen Einrichtungen aufgenommen. „Zweifelsohne einer der größten Höhepunkte, die ich in den zehn Jahren erlebt habe“, sagte Zare.

Ein Blankoscheck war damit jedoch nicht ausgestellt. Auch in der Folgezeit musste sich der Musikschulleiter immer wieder auf die Hinterbeine stellen, um private Spender zu finden, die halfen, neue Projekte zu finanzieren. Auch wenn er sich manches Mal beim Oldesloer Bildungs-, Sozial- und Kulturausschuss mit seinen Anträgen einen Korb holte, blieb Zare stets sachlich und zurückhaltend. „Streit liegt mir nicht. Ich finde kontinuierliche Überzeugungsarbeit besser, wenn man zeigen kann, dass die Politik in etwas Gutes investiert“, erklärt er. Enttäuscht ist er im Übrigen darüber, dass sich der Kreis nicht stärker in die Musikschulförderung einbringt.

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„Auch die Kommunen gehen schon fast davon aus, dass man sich selbst um Zuschüsse kümmert. Das scheint fest in den Köpfen verankert zu sein. Das ist wohl ein Teil unserer Arbeit als Musikschulleiter“, resümiert Zare. Und dazu müsse wohl auch sein Nachfolger bereit sein. Denn die Oldesloer Musikschule sei zwar auf einem gutem Weg, aber noch längst nicht am Ziel angekommen.

In Pinneberg erwartet den 55-Jährigen eine seit 1976 existierende Musikschule, die sich insbesondere auf die Orchester- und Ensemblearbeit spezialisiert hat.

 Dorothea von Dahlen

LN

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