Mit Hitze auf Holzwurm-Jagd
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/UUFHL53CFSBEV5CRDCESXPJII4.jpg)
Max Rabeneck mit dem ausgestopften Adler aus dem Museum Schönberg. In seinen Federn waren die Motten.
© Quelle: Fotos: P. Dreu
Reinfeld. Er hat den Tourbus von Superstar Rihanna von Bettwanzen befreit, Bilder der großen Meister Rembrandt, Vincent van Gogh, Paul Klee und Albrecht Dürer gerettet, weil sich Holzwürmer durch deren Keilrahmen gefressen haben, und selbst dem Schönberger Museum hat Jürgen Rabeneck einen großen Dienst erwiesen, denn in den Federn eines ausgestopften Seeadlers hausten die Motten und den Holzklotz, auf dem er befestigt war, ließen sich ebenfalls die Holzwürmer schmecken.
Jürgen Rabeneck ist einer der wenigen Fachleute, die mit einem speziellen Wärmeverfahren Schädlingen wie dem großen und kleinen Holzwurm, aber auch Bettwanzen, Motten und anderen Insekten den Garaus macht. Das Verfahren ist denkbar einfach und dabei auch noch völlig biologisch: In einer eigens dafür gebauten Kammer wird die Luft auf mindestens 55 Grad erhitzt. Bei der Temperatur werden alle Eiweißmoleküle zerstört – somit alle Schädlinge, egal, in welchem Stadium der Entwicklung sie sich gerade befinden. Da die hohe Temperatur alleine dem Holz dauerhaften Schaden zufügen würde, ist eine gleichbleibende Luftfeuchtigkeit zwingend erforderlich.
Jürgen Rabeneck nutzt nicht nur seine Kammer für das Wärmeverfahren, sondern wendet das gleiche Verfahren auch in mobiler Form an, um ganze Häuser zu erhitzen, deren Holzbalken den Schädlingen besonders gut schmecken. Auf diese Weise ist auch Rihannas Tourbus behandelt worden, mit dem sie am Anfang ihrer Karriere in Deutschland unterwegs war.
Ab und an teuere Bilder in der Werkstatt zu haben, ist auch für Jürgen Rabeneck ein besonderes Unterfangen. „Wenn das der Fall ist, schlafe ich in der Werkstatt“, verrät der Hüne, mit dem es Einbrecher lieber nicht aufnehmen sollten. Bevor er in seinen ersten Beruf als Tischler zurückgekehrt ist, war er nämlich Beamter der Bundespolizei und hat in Kairo als Attaché für die Sicherheit der deutschen Botschaft gesorgt.
Sein Ruf als Schädlingsbekämpfer und Restaurator von Antiquitäten hat sich selbst über Ländergrenzen hinweg herumgesprochen. Und so ist es ein Schrank aus der Schweiz, bei dessen Anblick die Augen von Jürgen Rabeneck leuchten. Als ihm das zwischen 1780 und 1790 gebaute Möbelstück mit einem weiteren Schrank und einem Nähkästchen aus der Biedermeierzeit gebracht wurde, konnte von Schmuckstück keine Rede sein: das Holz war aufgequollen, die Furniere der Intarsienarbeiten hatten sich gelöst und Holzschädlinge hatten die Möbel in Beschlag genommen.
Zehn Wochen hat der Tischler an den Möbelstücken gearbeitet. Neben Leisten und Scharnieren hat er beschädigte Furniere der kunstvollen Intarsienarbeiten ersetzt. „Welche zu finden, die von der Farbe her zu den alten Furnieren passten, war nicht einfach. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen“, sagt er und freut sich, dass er den Wert der Möbel von anfangs 5000 bis 6000 Euro auf 35000 bis 40000 Euro im restaurierten Zustand steigern konnte.
Vor solchen Beträgen hat auch Jürgen Rabeneck größten Respekt. Statt eine Spedition zu beauftragen, brachte er die Möbel lieber selbst zurück in die Schweiz. Gemeinsam mit seinem Sohn Max (22) hat er die 975 Kilometer lange Strecke in den Kanton Zürich zurückgelegt und auf dem Heimweg in Freiburg gleich einen Sekretär abgeholt, den er wieder auf Vordermann bringen soll.
Offene Werkstatt
Immer sonnabends von 9 bis 13 Uhr öffnet Jürgen Rabeneck nach telefonischer Absprache seine Werkstatt in der Grootkoppel 26 in Reinfeld für Hobby-Restaurateure, die Möbeln wieder zu altem Flair verhelfen wollen. Die Werkstatt betreibt er zusammen mit Alexander Kuhn als Werkstattgemeinschaft. Beide Fachleute geben dort auch Restaurierungskurse. Wer sich dafür interessiert, erhält nähere Informationen bei Alexander Kuhn unter 0173/233 68 30. pd
Petra Dreu
LN