Ammersbek: Verein „Für Dich Stormarn“ fordert sozialpädagogische Stelle
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Sonja Borowski vom Verein „Für Dich Stormarn“ fordert eine sozialpädagogische Stelle für die Betreuung von Obdachlosen in Ammersbek.
© Quelle: Bettina Albrod
Ammersbek. Anfang Dezember bekam Sonja Borowski vom kreisweit tätigen Verein „Für Dich Stormarn“, in dem sich Akteure zu unterschiedlichen gemeinnützigen Projekten zusammen geschlossen haben, Besuch von der Polizei. „Sie fragten, ob wir uns um einen Obdachlosen kümmern könnten, der in Ammersbek auf einem Parkplatz wohnen würde“, erzählt die zweite Vorsitzende. Der 80-Jährige hatte keinen Ausweg mehr gewusst, nachdem er seine Wohnung verloren und in einer Ammersbeker Unterkunft ein Mehrbett-Zimmer bekommen hatte, das sehr verschmutzt war.
Vereinsmitglieder putzen vier Stunden
Die Vereinsmitglieder halfen dem Mann mit den amtlichen Unterlagen, auch bekam er ein Bett in einer anderen Wohnung der Unterkunft zugewiesen. „Als Verein haben wir es geschafft, einen Ammersbeker von der Straße zu holen und ihm nach einer vierstündigen Reinigungsaktion mit sieben ehrenamtlichen Helfern zu einer menschenwürdigen Unterkunft für die nächsten Wochen zu verhelfen“, sagt Sonja Borowski.
Doch diese Arbeit könne nicht allein vom Ehrenamt geleistet werden. Hier setzt die Kritik des Vereins ein – er bemängelt, dass es für Menschen wie den Senior, der selber nicht mehr in der Lage ist, mit seiner Situation umzugehen, keine professionelle Hilfe aus dem Rathaus gibt. „Es darf nicht sein, dass die Gemeinde, die Politik an dieser Stelle keine Verantwortung mehr trägt“, heißt es in einem offenen Brief des Vereins an die Fraktionen in Ammersbek.
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Vereinsmitglieder haben die Unterkunft für den Senior hergerichtet.
© Quelle: privat
Sonja Borowski war vom Zustand einer der Wohnungen entsetzt. „Alles war verdreckt, teils verschimmelt, der Lichtschalter kaputt, der Duschkopf hing nur an einem Klebeband und auf dem Boden lag eine Matratze im Müll.“ Die Verantwortlichen aus dem Rathaus seien zwar ihrer Pflicht nachgekommen, dem Gemeindemitglied einen Platz in einer Obdachlosenunterkunft anzubieten, damit habe aber jegliche Unterstützung aufgehört.
Sonja Borowski fordert deshalb, dass von der Gemeinde eine sozialpädagogische Stelle geschaffen wird. „Es braucht jemanden, die/der sich für die Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünfte in Ammersbek zuständig fühlt und den dort untergebrachten Menschen in ihrer alltäglichen Lebenswelt niedrigschwellige Unterstützungsangebote schafft. Ehrenamtliche Strukturen können und dürfen diese Lücken im System nicht füllen“, heißt es in dem offenen Brief weiter.
Gibt Ansprechpartner in Rathaus und Diakonie
Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén weist die Vorwürfe als pauschal und teils unrichtig zurück. „Es lohnt der genauere Blick für die Fakten“, sagt Ansén. In dem Haus, das ursprünglich mal als Obdachlosenunterkunft gebaut wurde, lebten heute Bewohner mit unterschiedlichen Hintergründen. „Dass es keine Ansprechpartner gibt, ist so nicht richtig“, erklärt Ansén. „Sowohl unsere Hausmeister (für Schäden oder Defekte) als auch eine Mitarbeiterin im Sozialamt stehen als Ansprechpartner zur Verfügung.“ Die dort untergebrachten Geflüchteten hätten mit Mitarbeitern der Diakonie, die in und für die Gemeinde tätig sind, weitere Ansprechpartner. Auch das Ehrenamt stehe als Ansprechpartner zur Verfügung.
„Richtig ist, dass die Gemeinde keinen Sozialpädagogen beschäftigt, der sich ausschließlich um Wohnungslose kümmert. Die Forderung nach einer sozialpädagogischen Stelle ist in der Politik bereits adressiert.“ Für den Reinigungszustand der bewohnten Zimmer seien die Bewohner zuständig. „Bevor ein Zimmer von uns vergeben wird, sind wir für den ordnungsgemäßen Zustand der Zimmer verantwortlich. In dem von Frau Borowski angesprochenen Vorfall ist es leider bezüglich der Reinigung des Zimmers dazu gekommen, dass das Zimmer nicht in einem ordnungsgemäßen Zustand übergeben wurde.“ Das lasse aber nicht die pauschale Aussage zu, in der Unterkunft gäbe es nur verdreckte, verschimmelte und teils schadhafte Zimmer und in der Verwaltung gäbe es keine Ansprechpartner und keiner kümmere sich.