Stormarnerin flog bei Nasa-Forschungsflug mit
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Manuela von Werder steht vor dem Forschungsflugzeug Sofia – sie durfte als Physiklehrerin einen Forschungsflug begleiten.
© Quelle: Privat/nasa
Ahrensburg. Manuela von Werder kennt den Blick auf die Sterne aus der kleinen Sternwarte des Gymnasiums Stormarnschule in Ahrensburg. Jetzt konnte sie den Sternen in einem Flugzeug der Nasa (National Aeronautics and Space Administration) ganz nahe kommen: Im November flog die Physik-Lehrerin bei einem gemeinsamen Forschungsflug des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Nasa mit, um den Sternenhimmel in 13 bis 15 Kilometer Höhe durch ein Infrarot-Teleskop zu betrachten. „Dabei kann man Sterne sehen, die bei üblichen Teleskopen durch Gas- und Staubschichten verdeckt werden“, erklärt sie. „Mit den Spezialinstrumenten gelingt es, auch eine Sternengeburt zu erkennen.“
Der Weltraum
. . fängt bei 100 Kilometer Höhe an, eine genaue Festlegung der Grenze gibt es nicht. Troposphäre ist die unterste Schicht der Erdatmosphäre, es folgt in 15 Kilometer Höhe die Stratosphäre. QUELLE: WIKIPEDIA
Möglich macht das „Sofia“, eine umgebaute Boeing 747, die völlig leergeräumt und dann mit wertvollen Forschungsinstrumenten ausgestattet zum fliegenden Infrarot-Teleskop wurde. Hinter der Abkürzung verbirgt sich das „Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie“.
„Hinten ist das Infrarot-Teleskop, das 20 Tonnen wiegt, deshalb musste das Flugzeug vorne verstärkt werden, um fliegen zu können“, erklärt Manuela von Werder. Dazu kommen Arbeitstische, Pilotensessel für die Passagiere und ein Team von Wissenschaftlern, die mittels Infrarot Sterne entdecken, sie kartieren und so dazu beitragen, eventuell neue Planeten zu finden. Ziel sei eine genaue Kartierung des Sternenhimmels, so die Lehrerin. „Gesucht wird außerdem immer eine zweite Erde.“
„Sofia“ kann bis oberhalb der Troposphäre aufsteigen und so einen klareren Blick auf den Sternenhimmel ermöglichen. Sie ist das einzige Flugzeug dieser Art und fliegt seit 2010. Jedes Jahr dürfen acht Fachlehrer aus Deutschland bei einem Wissenschaftsflug mitfliegen. Manuela von Werder, die auch Astrophysikerin ist, hatte sich beworben und wurde ausgewählt. „Der Flug startete in Kalifornien“, erzählt sie. Ehe es an Bord ging, mussten die Passagiere eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen lernen. „An Bord gibt es keine Stewardessen“, so die Pädagogin, „für den Notfall muss jeder wissen, wie er 24 Stunden überlebt. Solange braucht die Nasa, um einen abzuholen. Ich weiß jetzt, wie man eine Notfallrutsche zu einem Floß umfunktioniert.“ Oder eine Sauerstoffmaske bastelt und sich warm hält.
Statt des berühmten Tomatensafts über den Wolken gab es heißen Tee. „Die ,Sofia’ wird auf acht bis zehn Grad runtergekühlt, weil die Instrumente dann am besten arbeiten“, sagt Manuela von Werder.
„Das ist schon recht kalt.“ In 15 Kilometer Höhe herrschen minus 50 Grad, dagegen war es in der Maschine noch warm. „Wir haben alle eine blaue Jacke bekommen, wie sie auch Alexander Gerst aus der Internationalen Raumstation ISS hat, nur mit Sofia-Logo.“
Der Flug hat die Stormarnerin begeistert. „Es ist ein großartiges Erlebnis, wenn man dabei sein kann, wie Sterne entdeckt werden, die man als erster Mensch zu sehen bekommt“, so Manuela von Werder.
„Wir haben den Orion-Nebel beobachtet.“ Die Aufnahmen des Teleskops seien auf Großbildschirme in die Kabine übertragen worden. Spaßeshalber habe sie beantragt, dass ein neuer Stern nach ihr benannt werden soll. „Üblich sind Buchstaben und Zahlen zur Benennung der Sterne.“ Zweimal zehn Stunden dauerte der Flug über den Nachthimmel, einmal von der West- zur Ostküste, die zweite Nacht über die kanadischen Rocky Mountains bis nach Hawaii. „Wir mussten warme Sachen mitnehmen, falls wir in den Rocky Mountains stranden“, so Manuela von Werder. Beeindruckend sei es gewesen, wie gut die internationale Crew zusammenarbeite, wenn etwas nicht ganz nach Plan laufe. „Oben ist die Software des Teleskops ausgefallen“, berichtet sie, „da haben alle konzentriert daran gearbeitet, das System wieder zum Laufen zu bringen.“
„Es war ein fantastisches Erlebnis und einmalig“, fasst die 47-Jährige ihre Erfahrungen zusammen. Finanziert wird das Projekt vom Deutschen Sofia-Institut (DSI), das an der Universität Stuttgart angesiedelt ist. Die Fachlehrer, die bei einem Wissenschaftsflug mitfliegen dürfen, sollen ihre Erfahrungen weitergeben und bei ihren Schülern das Interesse an Astrophysik wecken.
An der Stormarnschule funktioniert das sehr gut: Das Gymnasium hat seit 1986 eine eigene Sternwarte und bietet eine Astronomie-AG, Projekte und einen Kurs Astrophysik für die Oberstufe an, die alle gut belegt sind.
Mehr Fotos finden Sie unter www.ln-online.de/Ahrensburg
Bettina Albrod