Obi-Wan trifft auf Darth Vader: Das Duell der Giganten bleibt etwas enttäuschend
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Er ist wieder da: Darth Vader (Hayden Christensen) kreuzt in der dritten Folge der „Star Wars“-Serie „Obi-Wan Kenobi“ das Lichtschwert mit dem von ihm jahrelang gesuchten Jedi.
© Quelle: Lucasfilm Ltd.
Also hat die Erinnerung Darth Vader getrogen, als er im allerersten „Star Wars“-Film, der später „Episode IV: Eine neue Hoffnung“ genannt wurde, davon sprach, er und Obi-Wan Kenobi hätten sich seit seiner Zeit als Jung-Jedi (deren tragischer Ausgang ja in „Episode III: Die Rache der Sith“ gezeigt wurde), nicht mehr getroffen. Kann ja mal passieren, dass man das ein oder andere Duell vergisst – als Generalissimus des Bösen hat man einen vollen Terminkalender und arbeitet stets am Rande des Möglichen.
Und außerdem ist Vader, vormals Anakin Skywalker, durch das Duell mit Obi-Wan auf dem Feuerplaneten ja auch übelst ramponiert worden. Der Imperator hatte kaum mehr Rumpf und Torso, um daraus den gefürchtetsten Mann der Galaxis zu formen.
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Kaum zu glauben, wie früh die neue „Star Wars“-Serie „Obi-Wan Kenobi“ einen derartigen Höhepunkt rauswirft. Ein Lichtklingenkreuzen zwischen dem einst kraftvollen Jedi (Ewan McGregor), der unter dem Pseudonym Ben in Deckung vor dem Imperium ging, und dem Gottseibeiuns der fernen Galaxis (Hayden Christensen) schon in Folge drei. Eigentlich hatte man das später erwartet. Und man fragt sich, womit jetzt bloß das Finale aufwarten will.
Auf dem Minenplaneten Mapuzo versucht Obi-Wan, für sich und die kleine Prinzessin Leia (die Schwester von Luke Skywalker) eine Flucht nach Alderaan zu organisieren. Er müht sich, mit dem Geist seines eigenen Lehrmeisters Qui-Gon Jinn (in „Episode I“ gespielt von Liam Neeson) in Verbindung zu treten, und er sieht das Phantom von Anakin in der Steppe. Er erzählt Leia von den blassen Erinnerungen an seine eigene Familie, aus der er früh gerissen wurde, um in der Jedi-Familie die kraftvolle „Macht“ in sich beherrschen zu lernen.
Die Rettung kommt durch eine Dienerin des Imperiums
Unterwegs versucht er auch, Leia Misstrauen zu lehren und gerät dann selbst in eine Falle. Eine kleine Odyssee, während derer die Serie den Babysitter-Boogie-Charakter der ersten beiden Folgen verliert. Der tödlicher Ausgang wird ausgerechnet von einer Dienerin des Imperiums namens Tala verhindert – gespielt von Indira Varma („Game of Thrones“, „Carnival Row“).
Die ist Agentin eines Untergrundrings namens Der Pfad, der Jedi und Wesen, in denen die Macht sich manifestiert, eine neue Identität verpasst und sie in Sicherheit vor den Schergen des Imperators bringt. Als sie anfing, entschuldigt Tala gegenüber Obi-Wan und Leia ihre Uniform, „stand das Imperium für etwas“. Spät habe sie erkannt, was die neue Herrschaft wirklich war.
Auftritt: Darth Vader
Fast klappt die Flucht. Plötzlich aber flankieren weißgerüstet Klonkrieger die Straße. Inquisitoren werden sichtbar, auch die ehrgeizige „dritte Schwester“ (Moses Ingram), die Großinquisitorin werden will an Stelle des von ihr erdolchten Großinquisitors. Sie hat einen lustigen Konkurrenten mit einer Art Space-Samurai-Helm, den „fünften Bruder“ (Sung Kang). Der macht auf ältere Rechte, dickere Hose. Er wird sterben, jeder weiß das.
Und dann Vader/Anakin, die wohl ikonischste Gestalt des ganzen „Star Wars“-Universums, dunkler Posterboy und beliebtestes „Star Wars“-T‑Shirt-Motiv. Er röchelt dramatisch, lässt sein Cape wehen und trägt seine blankgeputzten, offenbar staubabweisenden Sith-Stiefel. Cool wie immer in der Optik, aber noch gemeiner als man’s sonst von ihm kannte. Im Vorübergehen tötet und verletzt er harmlose Dorfbewohner, als hätte er solche Machtdemonstrationen nötig. Moralisch gesehen ist er ein Wurm – mens insana in corpore insano. Oder so.
Das Duell der Kultfiguren ist dann ein wenig zerfasert, da ist durchaus noch Luft nach oben. Mal haut Vader auf Obi-Wan ein. Dann ist er wieder weg. Um kurz darauf erneut aus dem Schatten zu springen für ein paar Hiebe. Klar ist, dass Obi-Wan, der erst vor Kurzem sein Lichtschwert aus dem Wüstensand gegraben hat, nicht im Training ist. Wohingegen der machterfüllte Vader seinen eigenen Fastfeuertod mit Feuer rächen will. „Ihr hättet mich töten sollen, als Ihr Gelegenheit dazu hattet“, höhnt des Imperators schwarzer Ritter.
Nicht zu glauben, dass ihm das Spaß macht, den Mann, den er jahrelang suchte und der sich jetzt als so deutlich unterlegen erweist, dermaßen zu schleifen. Ziemlich kleinmütig, Lord Vader! Unter Eurer Würde!
Und weil dieser Triumph am Ende doch keiner war, hat Vader ihn später wohl vergessen. Klassischer Fall von Verdrängung.
„Obi-Wan Kenobi“, erste Staffel, Episode drei, Regie: Deborah Cow, mit Ewan McGregor, Hayden Christensen, Moses Ingram, Vibien Lyra Blair, Sung Kang (seit 2. Juni bei Disney+)
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