Stiko-Vorsitzender bei „Markus Lanz“: Booster-Empfehlung ab 18 Jahren kommt

Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission.

Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission.

Angesichts rasant ansteigender Infektionszahlen zeichnet der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, ein düsteres Bild der aktuellen Corona-Situation. Die Impfquote sei „leider sehr viel schlechter, als sie sein müsste“, sagte der Virologe am Dienstagabend in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“.

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Es sei nicht ausreichend gelungen, genug Menschen von der Impfung zu überzeugen, räumte Mertens ein. Die Impfquote liege zurzeit bei knapp 70 Prozent, sie müsste aber bei 90 Prozent oder sogar darüber liegen, um eine Überlastung des Gesundheitssystems und der Intensivstationen zu verhindern. Der Virologe kündigte in der Sendung erstmals an, es werde von der Ständigen Impfkommission in den nächsten Tagen die Empfehlung einer Booster-Impfung ab 18 Jahren geben. Zurzeit gibt es eine offizielle Empfehlung der Stiko, die Booster zunächst Älteren ab 70 und sechs Monate nach der Zweitimpfung zu verabreichen.

Stiko-Vorsitzender: Ausmaß der vierten Welle war im Juli absehbar

Überrascht sei er von der aktuellen Situation allerdings nicht, schon im Juli sei absehbar gewesen, was im Herbst passieren werde, so Mertens weiter. „Nicht nur das Ausmaß der vierten Welle, sondern auch bei der Analyse der Ursachen.“ Auch Gesundheitsminister Jens Spahn habe diese Daten aus dem Robert Koch-Institut gekannt. „Das war keine geheime Wissenschaft, sondern publizierte Daten.“ Mertens räumte aber mit Blick auf die Voraussagen der Virologen auch ein: „Aus der heutigen Sicht hätte man das lauter sagen müssen.“

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In den Mittelpunkt der Kritik geriet in der Sendung – auch weil er als einziger Politiker in der Runde saß – Alexander Graf Lambsdorff, der außenpolitische Sprecher der FDP. „In den letzten Wochen und Monaten war klar, was passiert, wenn wir die Impfquote nicht erhöhen. Aber es ist nicht durchgedrungen in die Köpfe der Politiker, gerade in die der FDP“, sagte die Wissenschaftsjournalistin Christina Berndt. Sie verstehe nicht, wie man „so blind in eine neue Welle läuft“. Sämtliche Warnungen seien von der Politik in den Wind geschlagen worden, die Corona-Pandemie sei im Wahlkampf kaum noch Thema gewesen.

In dieselbe Kerbe schlug auch Moderator Markus Lanz: „Die gesamte Wahlkampfstrategie der FDP baute darauf auf, den Leuten zu sagen: völlig übertriebene Maßnahmen, es muss jetzt mal ein Ende haben, es ist bald vorbei, keine Lockdowns mehr, die Freiheit ist in Gefahr“, sagte er in Richtung Lambsdorff.

Der räumte ein, erst vor Wochen, rund um den Termin der Bundestagswahl, von den düsteren Prognosen erfahren zu haben. Trotz der sprunghaft steigenden Corona-Zahlen betonte der FDP-Politiker: „Ausgangssperren für Geimpfte und flächendeckende Schulschließungen erwarte ich nicht.“ Ausschließen könne man heute aber nichts. Zur Diskussion um eine Impfpflicht sagte Lambsdorff: „Ich finde, man kann eine einrichtungsbezogene Impfpflicht durchaus diskutieren. Ich bin dafür offen.“

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