Verleih per App

Wir teilen uns die Last: Ist Cargobikesharing ein Modell mit Zukunft?

Ein Gefährt für alles: Mit einem Lastenrad ist man nicht nur mobil, sondern kriegt auch all seine Habseligkeiten mit.

Ein Gefährt für alles: Mit einem Lastenrad ist man nicht nur mobil, sondern kriegt auch all seine Habseligkeiten mit.

Lastenräder werden immer wieder als optimaler Autoersatz in Städten angepriesen – ob zum Transport von Einkäufen, als Beförderungsmittel für Kinder oder im Wirtschaftsverkehr. Neben Car- und Bikesharing rollen so inzwischen auch immer häufiger gemietete Lastenräder über die Straße. Gebucht werden die Bikes mit Ladefläche meist über Smartphone-Apps und stehen zunehmend in großen und auch kleineren Städten zur Verfügung.

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Gründe, auf ein Lastenfahrrad umzusteigen, gibt es viele. Besonders in der Stadt sind Lastenräder oder auch Fahrradanhänger oft genauso gut oder sogar besser geeignet als Pkw. „Sie sind günstiger, kleiner und flexibler“, sagt Alexander Rosenthal vom Verein Zukunft Fahrrad. Der Verein ist ein Zusammenschluss von Unternehmen aller Bereiche der Fahrradwirtschaft und hat sich als Ziel die nachhaltige Mobilitätswende gesetzt. Ein weiterer Vorteil des Lastenrads: Man benötigt zum Fahren keinen Führerschein.

Sharing als Alternative zum Kauf

Aus diesen Gründen ist auch die Nachfrage nach Lastenrädern gestiegen. „Tatsächlich sind in Deutschland im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viele Lastenräder verkauft worden als noch 2019: 120.000 mit elektrischer Unterstützung, 47.000 ohne Unterstützung“, sagt Burkhard Stork, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV). „Angesichts von allein acht Millionen Haushalten mit Kindern in Deutschland sind wir ganz sicher, dass die Zahlen noch viel höher steigen werden.“

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Allerdings sind Lastenräder ziemlich teuer. Wer selbst eines anschaffen möchte, muss mindestens 1000 bis 1500 Euro in die Hand nehmen. Gerade in der Stadt, wo inzwischen immer mehr Angebote zur Verfügung stehen, kann Sharing daher eine Alternative darstellen. Auch wer nur ab und zu mehr Stauraum benötigt, etwa für den Großeinkauf oder den Weg zum Baumarkt, für den reicht Lastenradsharing oftmals aus – und das Interesse ist durchaus vorhanden. In einer Befragung des Bundesverkehrsministeriums waren 28 Prozent aller Bürgerinnen und Bürger daran interessiert, den Lastenradverleih einmal auszuprobieren, 21 Prozent haben dies sogar schon getan.

Verschiedene Anbieter, verschiedene Konditionen

Angebote zum Lastenradleihen per App gibt es in Deutschland inzwischen von verschiedenen Anbietern. Bei Dienstleistern wie der Sharingplattform Sigo oder dem Startup Avocargo gelingt das Sharing per App: Wer sich einmal ein Konto angelegt hat, scannt zum Ausleihen den QR‑Code auf dem E‑Lastenrad und fährt los. Abholung und Rückgabe erfolgen an entsprechenden Stationen, an denen die Räder wieder aufgeladen werden.

Gezahlt werden kann in der Regel mit einer hinterlegten Kreditkarte, die Tarife variieren je nach Anbieter und betragen bei Avocargo etwa 1,90 Euro pro 15 Minuten oder 28,90 Euro für 24 Stunden. Bei Sigo zahlen Nutzende 1,00 bis 2,50 Euro für eine halbe Stunde oder haben die Möglichkeit, ein Lastenrad für 19,50 Euro einen ganzen Tag auszuleihen.

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An einigen Orten gibt es darüber hinaus Initiativen für freie Lastenräder. Ehrenamtliche organisieren das Lastenradsharing kostenfrei, weil sie die Mobilität vor Ort verbessern wollen, so Rosenthal. Unter anderem der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat mit seiner „fLotte“ ein kostenfreies Angebot geschaffen – wenn bisher auch nur in Berlin und im Umland. Die kostenlosen Lastenräder können über die Internetseite gebucht und am angegeben Standort abgeholt und wieder zurückgebracht werden.

Besonders außerhalb von Städten gibt es noch Handlungsbedarf

Während Lastenräder zum Ausleihen in Städten bereits boomen, gibt es in ländlicheren Gegenden seltener Angebote. „Die Rechnung ist simpel: Weniger Einwohner bedeuten weniger potenzielle Nutzende. Die Sharingflotte ist auf dem Land daher kleiner“, erklärt Rosenthal.

Davon geht auch der ZIV aus. „Geschäftsmodelle in größeren Städten sind einfacher umzusetzen, besonders am Anfang. Wartung und Pflege von ein paar Dutzend Rädern auf engstem Raum sind zunächst mal leichter zu organisieren als in der Fläche“, so Stork. Er sei aber zuversichtlich, dass es im nächsten Schritt auch in kleinen Städten und Gemeinden Angebote geben werde.

Dafür brauche es aber finanzielle Förderung, argumentiert Rosenthal. „Anbieter von Lastenradsharing brauchen von Kommunen vor allem zwei Dinge: Sie benötigen geeignete Flächen und sie brauchen eine finanzielle Beteiligung. Denn ein rein nutzerfinanziertes Angebot ist unrealistisch.“ Eine Kombination aus privaten und geförderten Angeboten würde sich gut ergänzen, findet er.

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Lastenräder als öffentliche Daseinsvorsorge

„Verkehrswende bedeutet, eine riesige Zahl von Autofahrten zu ersetzen – Millionen Autofahrten, bei denen nur ein Sitz im Auto besetzt ist, bei denen nur zwei oder drei Kilometer zurückgelegt werden, bei denen es gar nichts oder zumindest nicht mehr als einen Fahrradkorb voll zu transportieren gibt“, sagt Stork. Dazu brauche es aber vor allem sichere Radwege und Bürgersteige – und dann einen Strauß an Maßnahmen, die es allen leichter machen, die Gewohnheiten zu ändern. Lastenräder und deren Verleih sei eine dieser Maßnahmen.

Das könne allerdings nur gelingen, wenn Lastenrad- und Fahrradsharing genauso wie Bus- und Bahnangebote als öffentliche Daseinsvorsorge verstanden würden, findet Rosenthal. Ein Förderprogramm der Bundesregierung für Lastenräder im Wirtschaftsverkehr schließe derzeit allerdings das Sharing explizit vollständig aus. „Das macht keinen Sinn, bei einem für die Verkehrswende so sinnvollen Angebot“, so Rosenthal. „Die Förderung sollte für Sharing geöffnet werden.“

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