Rätselhafter Fall beschäftigt Brasilien

Umweltverbrechern auf der Spur: Britischer Journalist im Amazonas verschollen

Ein Weg geht durch den Amazonaswald. (Archivfoto)

Ein Weg geht durch den Amazonaswald. (Archivfoto)

Bogota. Die Gegend in der Bruno Pereira und Dom Phillips zuletzt gesehen wurden, ist so etwas wie ein Abbild der Abgründe unserer heutigen Gesellschaft. Im Dreiländereck zwischen Peru, Kolumbien und Brasilien haben die Gesetzlosen die Macht: Drogenbanden, Guerilla, Paramilitärs – und natürlich Goldsucher und Holzfäller. Die Leidtragenden sind die letzten verbliebenden indigenen Völker, die den Profitinteressen legaler wie illegaler Ausbeutung des Ökosystems Amazonas im Weg stehen. Und deswegen massiver Gewalt ausgesetzt sind.

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Bruno Pereira und Dom Phillips waren gekommen, um zu zuhören. Das letzte bekannte Bild, dass der britische „Guardian“-Journalist seiner Familie schickt, zeigt ihn inmitten einer Gruppe indigener Menschen sitzen. Sein Notizblock in der Hand, er hört zu. Es ist ganz offensichtlich ein Dorfplatz einer Gemeinde im Regenwald. Er dokumentiert, was die Menschen vor Ort erleben. Es sind Berichte aus erster Hand – die gefährlich sind für die dunklen Geschäfte.

Seit ein paar Monaten ist die Region im Nordwesten Brasiliens ins Visier von illegalen Banden geraten: Sie pressen der Region alles ab, was gewinnbringend zu vermarkten ist: Holz, Gold, Lebensraum. Wie eine Abrissbirne frisst sich diese Gier durch den Amazonas. Dem entgegen stehen die indigenen Menschen, die dort seit Urzeiten leben. Diesen Konflikt wollten Pereira und Phillips dokumentieren, damit der Rest der Welt Notiz davon nimmt. Seit Sonntag fehlt jede Spur von ihnen, mit jeder Stunde schwindet die Hoffnung, dass sie lebend auftauchen. Allerdings ist auch eine Entführung nicht ausgeschlossen.

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„Journalismus ist kein Abenteuer“

In Brasilien ist Wahlkampf: Der rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro macht den Vermissten den Vorwurf, selbst verantwortlich zu sein. Es sei zu gefährlich, sich in dieser Region auf ein solches Abenteuer, das nicht zu empfehlen sei, einzulassen. Reporterkollegen wie CNN-Journalistin Isa Soares reagieren konsterniert: „Journalismus ist kein Abenteuer.“ Die Regierung schickte das Militär, um nach den Vermissten zu suchen.

Bolsonaro steht im eigenen Land wie im Rest der Welt wegen seiner Umweltpolitik in der Kritik. Unter seiner Regie stieg die Abholzung im Amazonas wieder an. Vor allem aber werfen ihm Kritiker vor, gezielt Schutzmechanismen heruntergefahren zu haben und so illegalen Bergbau, Holzhandel und Agrarindustrie den Zugang zu den Flächen zu ermöglichen. Die indigenen Proteste übergeht er. Die kirchliche Nichtregierungsorganisation „CIMI“ erklärte, das Verschwinden der beiden Männer sei ein sichtbares Beispiel für die Indigenenpolitik der Regierung Bolsonaro.

Für den Präsidenten, der in Umfragen hinter Ex-Staatschef Lula da Silva (2003 – 2011) zurückliegt, kann die Entwicklung gefährlich werden. Denn – so zynisch das klingen mag – weil auch ein Europäer involviert ist, schauen die westlichen Medien nun noch genauer hin, als wäre nur ein weiter indigener Aktivist ums Leben gekommen.

Es gibt ein Foto, das Phillips bei einer Bolsonaro-Pressekonferenz in Brasilia zeigt. Er stellt dem Präsidenten eine kritische Frage. Nun stellen nicht wenige Brasilianer Bolsonaro die Frage: Wo sind Dom Phillips und Bruno Pereira?

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