Corona-Proteste in Neuseeland: Mit „Macarena“ in Dauerschleife gegen Impfgegner
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Impfgegner demonstrieren in der Nähe des Parlaments in Wellington.
© Quelle: George Heard/New Zealand Herald/
Wellington. In anderen Ländern mag die Polizei verbotene Demonstrationen mit Einsatzkräften auseinanderjagen. In Neuseeland versucht sie es mit Wasser und Musik. Dort kampieren seit Dienstag Hunderte auf dem Rasen vor dem Parlament, um gegen die Corona-Politik der Regierung zu protestieren. Erste Versuche, sie zu vertreiben, zeigten wenig Wirkung.
Die Polizei versuchte es mit einer Beregnungsanlage. Die Demonstrantinnen und Demonstranten reagierten mit Gräben und improvisierten Abflussrohren, um das Wasser abzuleiten. Als die Polizei am Samstag zusätzliche Regner anschleppte, nahm die Zahl der Demonstranten sogar noch zu. Einige brachten Strohballen, die sie auf dem zunehmend vollgesogenen Rasen verteilten. Einige schrien, andere tanzten und eine Gruppe führte einen Maori-Tanz auf.
Am Abend hatte Parlamentspräsident Trevor Mallard eine neue Idee den Demonstranten das Leben schwer zu machen: Barry-Manilow-Songs und der Ohrwurm „Macarena“ aus den 90er-Jahren in Dauerschleife. Die Demonstranten konterten mit einer eigenen Musikauswahl, unter anderem Twister Sisters „We‘re Not Gonna Take It“ (Deutsch: „Das lassen wir uns nicht gefallen“). „Einige haben vorgeschlagen, Impfstoff in das Wasser zu mischen. Aber ich glaube, das funktioniert so nicht“, scherzte Mallard.
Neuseeland signalisiert härteres Vorgehen gegen Impfgegner
So kurios die Maßnahmen klingen mögen, so wenig witzig findet inzwischen die neuseeländische Ministerpräsidentin Jacinda Ardern den Protest der Impfgegner: Sie warf ihnen Einschüchterung und Belästigung vor. Bei der Protestaktion im Zentrum von Wellington gehe es nicht mehr um eine Meinungsäußerung, sagte Ardern am Montag vor Journalisten. Ein solches Verhalten könne nicht toleriert werden.
„Ich habe eine klare Meinung zu den Demonstranten und der Art und Weise, wie sie ihren Protest durchgeführt haben“, sagte Ardern. Die Polizei forderte die Demonstranten auf, ihre illegal geparkten Fahrzeuge so schnell wie möglich zu entfernen, und bot ihnen alternative Parkplätze in einem nahe gelegenen Stadion an. „Die Bürger von Wellington haben das Recht, sich frei und sicher in der Stadt zu bewegen, daher hat die Räumung aller Straßen oberste Priorität“, der Bezirkskommandant von Wellington, Corrie Parnell.
Die Polizei erlaubte den Demonstranten zu Beginn der Protestaktion zunächst, Zelte aufzustellen und auf dem Gelände des neuseeländischen Parlaments zu campieren. Dann nahm sie jedoch am Donnerstag 122 Menschen fest, bevor sie sich wieder zurückzog. Die Zahl der Demonstranten ging in der vergangenen Woche auf einige Hundert zurück, stieg aber am Wochenende wieder auf rund 3000. Inspiriert war die Demonstration anfangs von den Lastwagenfahrerprotesten in Kanada.
Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen
Trotz der Festnahmen und Auseinandersetzungen mit der Polizei in der vergangenen Woche standen immer noch Dutzende Zelte auf dem Parlamentsgelände, während Autos und Lastwagen die umliegenden Straßen blockierten. Die Demonstranten reihten sich am Montag zu einem Frühstück mit gegrillten Würsten und Schnitzeln ein, nachdem sie ein Wochenende mit sintflutartigen Regenfällen überstanden hatten.
Neuseeland schreibt vor, dass sich bestimmte Arbeitnehmer gegen Covid-19 impfen lassen müssen, darunter Lehrer, Ärzte, Krankenpfleger, Polizisten und Militärangehörige. Auch für den Zutritt zu den meisten Geschäften und Restaurants ist ein Impfpass erforderlich.
In Neuseeland sind etwa 77 Prozent der Bevölkerung inzwischen geimpft. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen ist auf 1000 gestiegen, allerdings muss derzeit kein Patient auf der Intensivstation versorgt werden. Insgesamt starben in Neuseeland bisher nur 53 Menschen an einer Infektion mit dem Coronavirus.
RND/AP/seb