Diskussion um U-Bahnhof Mohrenstraße in Berlin: War der neue Namensgeber Antisemit?
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/VVEWQITDFRBX7G5CGCYC7XJITM.jpeg)
Die BVG will den U-Bahnhof Mohrenstraße in Glinkastraße umbenennen - und erntet dafür Kritik.
© Quelle: Gerald Matzka/dpa-Zentralbild/ZB
Berlin. Die Diskussionen um die Umbenennung des Berliner U-Bahnhofs “Mohrenstraße” reißen nicht ab. Im Zuge der “Black Lives Matter”-Bewegung geriet auch der rassistische Name des Bahnhofs verstärkt in die Kritik. Die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) beschloss daraufhin, den Bahnhof in Glinkastraße umzubenennen. Doch auch der neue Name, der nach dem russischen Komponisten Michail Iwanowitsch Glinka ausgesucht wurde, lässt Diskussionen aufkommen. Denn der Mann, der von 1804 bis 1857 lebte, soll ein Antisemit gewesen sein.
Wissenschaftler bezeichnete Glinka als “judophob”
In der Oper “Fürst Cholmski”, für die der Komponist schrieb, geht es um eine jüdische Verschwörung. Zudem soll Glinka einen Komponisten jüdischen Glaubens beleidigt haben. Der Musikwissenschaftler Richard Taruskin bezeichnete Glinka in der “New York Times” im Jahr 1997 gar als “judophob”.
Historiker Michael Wolffsohn bezeichnete den neuen Namen des U-Bahnhofs gegenüber der “Bild” als “Dummheit” und “total daneben”. Die BVG wollten sich zum neuen Namen nicht konkret äußern, sondern erklärten sich nur grundsätzlich zur Abänderung des Namens: “Wir haben uns nicht für etwas entschieden, sondern ganz bewusst gegen eine Bezeichnung, die von vielen Menschen als eine Kränkung empfunden wird”.
Namensänderung soll in diesem Jahr vollzogen werden
Mit den Worten “als weltoffenes Unternehmen und einer der größten Arbeitgeber der Hauptstadt lehnt die BVG jegliche Form von Rassismus oder sonstiger Diskriminierung ab”, hatten die BVG die Namensänderung verkündet. Die Änderung soll noch in diesem Jahr endgültig vollzogen werden - fraglich ist allerdings, ob sie auch den geplanten Namen Glinkastraße erhält.
RND/jj