Schauspielerin in Cannes

Iris Berben: „Braucht man in diesen Zeiten wirklich noch einen Film?“

„Die Show bringt die Aufmerksamkeit, die dem immer wieder gefährdeten Kino hilft“: Iris Berben auf dem roten Teppich in Cannes.

„Die Show bringt die Aufmerksamkeit, die dem immer wieder gefährdeten Kino hilft“: Iris Berben auf dem roten Teppich in Cannes.

Frau Berben, haben Sie mal nachgezählt, wie oft Sie schon in Cannes waren?

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Unzählbar oft, seit mehr als 40 Jahren. „Pretty Baby“ von Louis Malle dürfte von 1978 sein. Da war ich schon hier.

Haben Sie besondere Erinnerungen an einen frühen Besuch?

Anfang der Achtzigerjahre lief Steven Spielbergs „E. T.“, am selben Abend aber auch ein internationales Fußballspiel. Zwei Drittel des Kinos waren mit Frauen gefüllt, die Männer zogen den Fernsehsport vor. Nach dem letzten „Home, Home“ des Außerirdischen flossen im Kino Tränen. Das war eine kollektive Heulbude. Allerdings: Nicht nur die Frauen, sondern auch die wenigen Männer im Kino haben geweint.

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Warum kommen Sie auch dann hierher, wenn Sie gar keinen Film am Start haben?

Seit sechs Jahren habe ich einen Vertrag mit einem großen Kosmetikkonzern. Das Gute an Cannes ist für mich aber auch, dass dieses Festival die großen US-Blockbuster und den europäischen Film zusammenbringt, eine spannende Mischung. Natürlich ist hier viel Show dabei. Aber genau die bringt ja auch die Aufmerksamkeit, die dem immer wieder gefährdeten Kino hilft. In diesen Pandemie- und Streamingzeiten ganz besonders.

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Mindert der Ukraine-Krieg die Lust aufs Festival?

Das Festival ist politischer geworden – so wie die Berlinale es immer schon war. Und das ist gut. Ich bin sicher, viele stellen sich die Frage, ob es in diesen Zeiten stattfinden sollte. Der ukrainische Präsident Selenskyj hat zur Eröffnung gesprochen und deshalb glaube ich, dass das Festival die Chance wahrnehmen muss, auch eine Plattform zu bieten, wie über den Film, die Kunst und Kultur Brücken gebaut werden können.

Dieses Jahr sind Sie mit dem Beitrag „Triangle of Sadness“ im Wettbewerb dabei, der in Deutschland Mitte Oktober in die Kinos kommt: Warum hat es Sie gereizt, in einem Film zu spielen, in dem Sie immer dieselben drei Worte sprechen?

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Wenn man ein Angebot von Regisseur Ruben Östlund bekommt, denke ich nicht lange nach. Ich war fasziniert von dieser genauen Beobachtung von Menschen in unkommoden Situationen. Mit den drei Worten „In den Wolken“ einer Figur eine Biografie zu geben, war eine Herausforderung. Ich spiele eine Frau nach einem Schlaganfall und muss in diese Worte alle Emotionen, alle Fragen, alle ganz praktischen Aufforderungen legen.

Rolex-Uhren, sündhaft teurer Schmuck, von Modefirmen gesponserte Artikel kommen im Film vor: Ist Cannes nicht ebenso dekadent wie die Schiffsgesellschaft?

Natürlich. Diesen Widerspruch muss man aushalten. Ich stelle mir jedenfalls ständig Fragen: Braucht man in diesen Zeiten wirklich noch einen Film? Braucht man ein Festival? Ich bin aber auch nicht frei von Eitelkeiten. Es tut gut, sagen zu können: Wie schön, hier in Cannes mit einem solchen Film zu sein, nach über 50 Jahren in diesem Beruf.

Wenn die Berlinale ein so männerlastiges Programm hätte, wie es Cannes auch in diesem Jahr wieder hat, würde es einen Sturm der Empörung geben: Wieso nicht hier?

Als im vorigen Jahr Julia Ducournau als zweite Frau überhaupt das Festival gewann, dachte ich, das Festival sei aufgewacht. Aber es macht weiter wie zuvor. Vielleicht ändert sich etwas, wenn Iris Knoblauch hier im nächsten Jahr ihr Amt als Präsidentin übernimmt. Vorerst macht mich wütend, dass wir mit diesem Thema nicht schneller weiterkommen. Früher war ich Quotengegnerin. Jetzt glaube ich: Ohne geht es nicht. Der Druck muss bleiben.

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Im ersten Cannes-Jahr nach dem großen Lockdown haben Sie ein Statementkleid getragen: Was haben Sie sich dieses Jahr für den roten Teppich überlegt?

2021 stand da „Plus fort Ensemble“ drauf, zusammen sind wir stärker. Jetzt ist hoffentlich der Film „Triangle of Sadness“ ein Statement.

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