Freibäder kämpfen mit Personalmangel: Öffnungszeiten eingeschränkt – teilweise ganz geschlossen
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Ein Schwimmmeister überwacht das Treiben in einem Freibad.
© Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa
Bei den aktuell sommerlichen Temperaturen zieht es viele Menschen ins Freibad. Viele leiden allerdings derzeit unter starkem Personalmangel. „Wir hören von vielen Bädern, dass sie ihre Öffnungszeiten einschränken oder über die Sommersaison sogar komplett geschlossen bleiben müssen. Es fehlen Fachangestellte für Bäderbetriebe“, erklärte Mario Schaeffer, Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Donnerstag.
Wie viele Stellen derzeit unbesetzt sind, ist nicht genau bekannt. „Die letzte Erhebung war noch vor Corona, da waren es an die 3000 Stellen. Einige Landesverbände berichten, dass sich die Lage durch Corona natürlich nicht entspannt, sondern eher verschärft hat“, erklärte der Vizepräsident.
Kaum Aufstiegschancen
Der aktuelle Personalmangel habe zwei Gründe: „Das ist zum einen der Corona-Zeit geschuldet. Da sind viele Kolleginnen und Kollegen abgewandert. Zum anderen liegt es an den Jahren zwischen 2005 und 2017“, sagte Schaeffer. In diesem Zeiträumen habe es für Fachangestellte keine genaue tarifliche Eingruppierung gegeben. „Viele Kolleginnen und Kollegen wurden so niedrig bezahlt, dass sie da schon den Beruf gewechselt haben“, monierte der Vizepräsident.
Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister versuche, der aktuellen Entwicklung entgegenzuwirken und das Berufsfeld interessanter zu gestalten. „Das ist keine einfache Aufgabe, Menschen für die Ausbildung zu gewinnen. Das liegt vor allem an der geringen Zukunftsperspektive. Im öffentlichen Dienst beispielsweise stecken manche bis zu ihrer Rente in der Entgeltgruppe E5 fest. Egal, was sie machen, egal, wie gut sie sich qualifizieren, es gibt keine Perspektive, in dem Beruf auch aufzusteigen“, erklärt Schaeffer das Problem. Die monatliche Vergütung in der Entgeltgruppe E5 liegt im Bereich zwischen 2576 und 3184 Euro, abhängig von Erfahrung und Beschäftigungsdauer.
Ausbildung und Meisterschule
Die Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe dauert drei Jahre. Nach zwei Jahren im Beruf können die ausgebildeten Fachkräfte die Meisterschule besuchen und sich in zwei Jahren zum Geprüften Meister für Bäderbetriebe weiterbilden lassen. Diese Qualifikation wird auch Schwimmmeister oder umgangssprachlich Bademeister genannt.
„So schlimm wie dieses Jahr habe ich es noch nicht empfunden“
Michael Schreiner, Landesvorsitzende des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister in Rheinland-Pfalz, schließt sich Vizepräsident Schaeffer an. „Wir brauchen eine massive Ausbildungskampagne“, forderte er. „So schlimm wie dieses Jahr habe ich es noch nicht empfunden in den zurückliegenden Jahren“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Schreiner blickt zudem mit Sorge auf die nächsten Jahre. Viele Fachkräfte stammten aus den Jahrgängen 1958 bis 1962 und gingen dann in Rente. „Dann wird es sehr, sehr große Lücken geben“, sagte er.
Landesvorsitzender aus Bayern: Viele schaffen Ausbildung nicht oder hören wieder auf
Der bayerische Landesvorsitzende Ralf Großmann beklagt eine Überlastung der vorhandenen Fachkräfte. Damit ihre Bäder offen bleiben könnten, würde die Badeaufsicht teilweise 70 bis 80 Stunden die Woche arbeiten. „Die haben keine Freizeit mehr, die haben kein Familienleben, nichts mehr“, betonte er.
Neben Corona sieht auch Großmann strukturelle Probleme für den Personalmangel als verantwortlich an. Wegen der Bezahlung und der Arbeitszeiten am Wochenende und in den Ferien sei der Beruf schon in den Jahren vor der Pandemie für viele unattraktiv geworden.
Und beim Nachwuchs gibt es da noch ein Problem: „Man sagt, 30 Prozent schaffen die Prüfung nicht, 30 Prozent hören danach wieder auf, und nur gut 30 Prozent bleiben im Job.“ In Bayern würden zwischen 130 und 140 Auszubildenden die Prüfung zu Fachangestellten für Bäderbetriebe machen. Übrig blieben der Erfahrung nach entsprechend um die 40 neue Fachkräfte für die Badeaufsicht für den Freistaat. „Die reichen hinten und vorne nicht“, sagt Großmann.
RND mit dpa
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