Vor Besuch deutscher Bischöfe im Vatikan: Anhaltende Kritik am Papst
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Papst Franziskus bei der Audienz für die Bischöfe der Niederlande während ihres Ad-limina-Besuches.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
Münster, Bonn. Die deutschen Bischöfe sind in dieser Woche im Vatikan zu Gast. Bei dem sogenannten Ad-limina-Besuch wollen die 67 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz in den Kuriendikasterien und auch bei einer Audienz mit Papst Franziskus den deutschen Reformprozess des Synodalen Wegs erklären.
Kurz vor dem Besuch hat der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf Papst Franziskus kritisiert und den reformorientierten Bischöfen Wehleidigkeit und Mutlosigkeit vorgeworfen. Der Papst nehme Synodalität nicht ernst, sagte Wolf der in Oberursel erscheinenden Zeitschrift „Publik-Forum“ (Samstag Online). Indes kündigte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, an, in Rom alle wichtigen Themen wie den Synodalen Weg, Fragen der Sexualmoral, Geschlechtergerechtigkeit oder Ökumene „offen und ehrlich“ anzusprechen.
Reformbemühungen im sogenannten Synodalen Weg
Anlässlich des sogenannten Ad-limina-Besuchs der Bischöfe vom 14. bis 18. November in Rom hatten sich zuvor bereits 33 katholische Verbände und Initiativen kritisch zu Wort gemeldet. In einer gemeinsamen Resolution forderten sie den Vatikan auf, die deutschen Reformbemühungen im sogenannten Synodalen Weg anzuerkennen und selbst zu handeln.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, will bei einem am Sonntag beginnenden Besuch in Rom für den Reformprozess des Synodalen Wegs werben. „Es gibt klar erkennbaren Gesprächsbedarf“, sagte der Limburger Bischof in einer am Samstag veröffentlichten Mitteilung des Bistums. Er sei sehr überzeugt von dem, „was wir als Weg der Umkehr und Erneuerung für die Kirche in unserem Land im Synodalen Weg zusammen mit vielen machen“.
Er wisse, „dass es viel Unverständnis zu unserem Weg in Rom gibt“, sagte der katholische Geistliche. „Deshalb bin ich sehr dankbar, dass wir wirklich viel Zeit haben, darüber miteinander zu reden. Das ist eine echte Chance.“
Über den Synodalen Weg
Auf dem Synodalen Weg wollen die Bischofskonferenz und die im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammengeschlossenen Laien seit 2019 Änderungen in der kirchlichen Sexualmoral, bei der Rolle von Frauen in der Kirche sowie beim Umgang mit Macht und Zölibat erreichen. Auslöser des Reformprozesses war die massive Vertrauenskrise unter dem Eindruck zahlreicher Fälle von sexualisierter Gewalt in der Kirche.
„Es trifft mich persönlich sehr, dass so viele Menschen aus der Kirche austreten“, sagte Bätzing. „Sie geben damit ein Votum ab und zeigen mir, dass sie nicht mehr damit einverstanden sind, wie sich Kirche darstellt.“ Die Gründe seien vielfältig und „größtenteils auch berechtigt“. Es gebe aber auch gute Gründe zu bleiben. Der Bischof nannte aus dem eigenen Bistum unter anderem das Engagement in der Caritas, in Kindertagesstätten und Schulen, in der Erwachsenenbildung und in der Jugendarbeit.
Bei der Rom-Reise bis zum 19. November handelt es sich um einen „Ad-Limina-Besuch“, ein Treffen der Bischöfe mit Vertretern der vatikanischen Behörden in Rom und auch mit dem Papst. Die vollständige Bezeichnung lautet „Visitatio ad limina Apostolorum“ (Besuch an den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus). Vorgesehen ist dieser Besuch samt Berichterstattung im Vatikan alle fünf Jahre. „Da der letzte Ad-Limina-Besuch vor sieben Jahren stattfand, wird es für mich der erste sein“, erklärte Bätzing. „Ich bin sehr gespannt.“
Kommunikationslücken schließen
Reformgruppen wie „Wir sind Kirche“ und Maria 2.0 äußerten ihre Hoffnung, dass beim Ad-limina-Besuch „die gefährliche Kommunikationslücke mit dem Vatikan geschlossen wird“. „Die Deutungshoheit über den Weg der Kirche darf nicht den Gegnern jeder Reform überlassen werden, die von Angst, Mutlosigkeit und aggressiver Abwehr geleitet werden“, heißt es in einem am Wochenende veröffentlichten Offenen Brief von rund 33 katholischen Verbänden und Initiativen. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem auch die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), die Pfarrer-Initiative Deutschland und mehrere Betroffenengruppen von Missbrauchsopfern.
RND/dpa/epd