Droht ein Toilettenpapiermangel? Hersteller fahren Produktion herunter
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Noch kann produziert werden, aber die hohen Energiepreise stellen die Papierindustrie vor enorme wirtschaftliche Herausforderungen.
© Quelle: Kamber Ajdin/Ajdin Kamber - stoc
Berlin. Der russische Krieg gegen die Ukraine hat sich in den vergangenen Wochen auch in Deutschland bemerkbar gemacht. Vor allem die Energiepreise stiegen sehr stark an. Das macht nicht nur den Menschen in Häusern und Wohnungen zu schaffen, sondern auch Unternehmen. Besonders die Papierindustrie als energieintensive Branche sieht sich derzeit vor schweren wirtschaftlichen Herausforderungen.
Unternehmen fahren Produktion herunter
Wie Gregor Andreas Geiger, Sprecher des Verbands „Die Papierindustrie“ dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Freitag sagt, hätten aktuell vor allem die Hygienepapierhersteller Probleme. „Bevor die Unternehmen Geld verbrennen, fahren die Unternehmen ab und zu die Produktion herunter“, erklärt er.
Geiger verweist auf die die WEPA Gruppe, welche in Deutschland einen Marktanteil von 25 Prozent hat und für Eigenmarken vieler Lebensmittelhändler produziert. „Die Energiekosten für unsere Papierproduktion haben sich gegenüber Normalniveau mit einem Höchststand zu Anfang März weiter dramatisch entwickelt, zeitweise sogar verzehnfacht. Aufgrund der Energiepreissituation kann es dazu kommen, dass die Produktion zeitweise nicht mehr wirtschaftlich ist“, teilte WEPA gegenüber RTL.de mit.
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Das Unternehmen habe an manchen Standorten zeitweise Abschaltmaßnahmen eingeleitet. „Und das ist nicht der einzige Hersteller, der so handelt“, betont Verbandssprecher Geiger. Durch die erhöhten Produktionskosten könnten nun auch die Kosten für die Endverbraucherin und den Endverbraucher steigen. Das gelte branchenübergreifend für die gesamte Papierindustrie.
Die Papierindustrie e. V.
Die Papierindustrie e. V.
Der Verband „Die Papierindustrie“ ist laut eigenen Angaben der industrielle Spitzenverband der deutschen Zellstoff- und Papierindustrie. In ihm hätten sich 105 Unternehmen zusammengeschlossen. Die Papierindustrie repräsentiere nach Umsatz über 95 Prozent der Branche und sei damit Sprecher und Interessenvertreter der größten nationalen Papierindustrie Europas.
Verbandssprecher: Gaslieferstopp hätte katastrophale Folgen
Verschlimmert würde die Situation noch, wenn es zu einem Gaslieferstopp aus Russland kommen sollte. „Dann wird die Papierindustrie nicht mehr produzieren können. Es würde kein Papier mehr für zum Beispiel Toilettenpapier oder Verpackungen geben“, erklärt Geiger und betont noch einmal die dramatische Lage: „Momentan gibt es ja noch Gas, allerdings zu astronomischen Preisen. Man sieht die schwarzen Wolken am Horizont.“ Ein Gaslieferstopp beträfe die gesamte deutsche Industrie und könnte zu Versorgungsengpässen führen.
Papierindustrie: Gas als Energieträger kaum ersetzbar
Erst kürzlich teilte der Verband mit, dass Gas als Energieträger kaum ersetzbar sei. Eine Umstellung auf andere Energieträger sei für die Industrie sehr problematisch. Lediglich 10 bis 15 Prozent des Erdgasbezugs in der deutschen Papierindustrie wären noch in diesem Jahr ersetzbar.
Vor dem Hintergrund der Energiewende habe sich in der Papierindustrie der Trend zur Umstellung auf Erdgas als Brückentechnologie verfestigt. Mittlerweile liege der Erdgasanteil am Gesamtbrennstoffeinsatz bei 55 Prozent.
RND/nis