Es reicht nicht
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In Deutschland sind 2022 rund 746 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt worden.
© Quelle: IMAGO/Panama Pictures
Liebe Leserinnen und Leser,
auf den ersten Blick las sich das diese Woche wie eine gute Nachricht: Deutschland hat 2022 nach Berechnungen des Umweltbundesamts weniger Treibhausgase freigesetzt als im Vorjahr. Gut 15 Millionen Tonnen, um genau zu sein. Schaut man sich zum Vergleich das Jahr 1990 an, sind die Treibhausgasemissionen in Deutschland sogar um ganze 40,4 Prozent gesunken.
Das klingt viel – und ist doch nicht genug. Denn will Deutschland seine selbst gesteckten Klimaziele bis 2030 erreichen, müssen hierzulande die Emissionen um 6 Prozent gemindert werden – jedes Jahr. Das geht nur mit einem massiven Ausbau von erneuerbaren Energien, sagen zahlreiche Experten und Expertinnen. Und es geht nur, wenn die beiden „Sorgenkinder“, die ihre Klimaziele schon wieder deutlich verfehlt haben, zu Musterschülern werden. Sprich: Im Gebäudesektor und im Verkehrssektor muss noch viel passieren. Tatsächlich ist der Verkehrssektor der einzige, der nicht nur seine Klimaziele verfehlt, sondern auch noch einen Emissionsanstieg verzeichnet.
Zu früh zum Jubeln
„Es ist zu früh zum Jubeln“, kommentiert daher mein Kollege Andreas Niesmann. Denn gerade in diesen Sektoren tue sich die Politik besonders schwer, Klimaschutz per Gesetz zu verordnen. Das liege auch daran, dass sich dort die „Bundesregierung mit ihren eigenen Wählerinnen und Wählern anlegen“ müsste. Dass sie das bisher in letzter Konsequenz scheue, „ist angesichts des schon jetzt spürbaren Zorns über staatlich verordnete Heizungstechnologien oder Kfz-Antriebe zwar nachvollziehbar, aber eben auch ein wenig feige“, findet Niesmann.
Klar ist: Die Zeit rennt. Ob das auch der Politik bewusst ist? Viele Klimawissenschaftlerinnen und ‑wissenschaftler haben daran ihre Zweifel. Der Synthesebericht des Weltklimarats (IPCC), der am Montag veröffentlicht werden soll, will daher noch einmal deutlich warnen.
Was sonst von dem Bericht zu erwarten ist, lesen Sie in der Rubrik „Was kommt“.
Ihre Anna Schughart
Was kann ich tun?
Nicht nur auf die Gärtnerin oder den Gärtner kommt es an: Auch Sonne, Wind und Regen wirken sich auf das Leben der Pflanzen im Garten aus. Wie sich der Einfluss des Klimawandels im eigenen Beet reduzieren lässt, hat der Landschaftsgärtner Richard Wymann meiner Kollegin Kristina Auer verraten.
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Starkregen kann im Garten Schäden verursachen – doch man kann den Folgen vorbeugen.
© Quelle: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa-tmn/Symbolbild
Seine Tipps:
- Hecken sind auch ein guter Schutz vor Hagelschäden. Denn erst in Verbindung mit Wind wirken die Hagelkörner wie Geschosse, die Pflanzen zerstören können.
- Starkregen kann man vorbeugen, indem man den Garten so gestaltet, dass das Wasser irgendwohin abfließen kann. Dachrinnen sollten regelmäßig gereinigt werden, außerdem kann man Sickergruben oder Entwässerungsgräben anlegen, die überschüssiges Wasser aufnehmen.
- Bodenpflege ist auch entscheidend. Denn in einem guten Boden herrscht eine Harmonie zwischen Festhaltevermögen und Durchlässigkeit. Das bedeutet: In trockenen Phasen wird Feuchtigkeit besser gespeichert. Nach Starkregen kann das Wasser aber auch schneller abfließen und es gibt weniger Überschwemmungen.
- Die beste Bewässerung ist der Verdunstungsschutz. Deswegen spielen Mulch, Zwischensaaten und Gründüngung auch hier eine wichtige Rolle.
- Bäume leisten einen besonders großen Beitrag zum Hitzeschutz. Sie spenden Schatten und sorgen für den sogenannten Chill-Faktor, das heißt, sie kühlen durch Verdunstung von Wasser das Mikroklima.
Das macht Hoffnung
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Ein mit CO₂ beladenes Schiff steuert auf die Ölbohrplattform Nini West-Feld zu: Über die Unterwasserpipelines der Plattform wird das Treibhausgas unter den Meeresboden gepumpt.
© Quelle: FJ-MCAULEY/INEOS Energy
Um die Folgen der Klimakrise abzumildern, darf nicht nur weniger CO₂ in die Atmosphäre gelangen. Es muss auch daraus verschwinden. Die sogenannte CCS-Technologie soll das möglich machen. Vor der Westküste Dänemarks hat nun ein weltweit bisher einzigartiges Projekt begonnen: Dort wird CO₂ grenzüberschreitend unterirdisch gespeichert. Die Ansprüche an das Projekt Greensand sind hoch: 2025/2026 sollen bereits bis zu 1,5 Millionen Tonnen CO₂ jährlich unter dem Meeresboden gespeichert werden. Bis 2030 sollen es sogar bis zu acht Millionen Tonnen pro Jahr sein.
Es klingt geradezu einfach: Das Gas im Boden versenken, alles abdichten und schon ist die Gefahr gebannt, das Klima gerettet. Doch ganz so leicht ist es nicht, berichtet meine Kollegin Laura Beigel.
Was diese Woche wichtig war
Der Ausblick
Am Montag soll der Synthesebericht des IPCC präsentiert werden. Die Botschaft, die die Klimawissenschaftlerinnern und ‑wissenschaftler aussenden wollen, ist klar: Es ist allerhöchste Zeit. Es muss jetzt sofort gehandelt werden. In dieser Woche ringen sie daher in Interlaken in der Schweiz mit mehr als 650 Regierungsvertreterinnen und ‑vertretern darum, die Dinge so klar wie möglich darzulegen.
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Der Weltklimarat hat in den vergangenen gut 18 Monaten drei Arbeitsgruppenberichte über den Forschungsstand beim Klimawandel vorgelegt. Es war der sechste Sachstandsbericht seit Gründung des Weltklimarats (IPCC) 1988.
© Quelle: RND Illustration
Die jüngsten drei Berichte, die zwischen Sommer 2021 und Frühjahr 2022 veröffentlicht wurden, waren eigentlich schon sehr alarmierend. Der Synthesebericht soll aber noch deutlicher werden. Zum Beispiel beim 1,5-Grad-Ziel beziehungsweise dem Pfad dahin. Selbst im günstigsten Szenario mit starken Maßnahmen zum Klimaschutz dürfte das Ziel, die Erwärmung möglichst unter 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, schon ab den 2030er-Jahren für mindestens eine Weile überschritten werden. Nur bei massiven Klimaschutzmaßnahmen könnte die Durchschnittstemperatur in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wieder sinken und vor 2100 wieder bei unter 1,5 Grad liegen.
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