“Fastnacht in Franken”: Kostüm-Narr Söder enttäuscht – Dorothee Bär kommt als Sisi
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Die Staatsministerin für Digitales im Bundeskanzleramt, Dorothee Bar (CSU), kommt mit ihrem Mann Oliver (CSU) zur Fernseh-Prunksitzung "Fastnacht in Franken".
© Quelle: Nicolas Armer/dpa
Veitshöchheim. Früher war die "Fastnacht in Franken" auch die Bühne von Markus Söder. Verkleidet mal als mittelloser Punk, als Mahatma Gandhi, Edmund Stoiber, Prinzregent Luitpold, als Homer Simpson oder Comicfigur Shrek sorgte er für Aufsehen und Schlagzeilen.
Als Ministerpräsident verzichtet der CSU-Politiker bei der Prunksitzung des Fastnacht-Verbands Franken nun weitgehend auf Maskerade. Nur eine schwarze Fliege mit kleinen bunten Quadraten waren in diesem Jahr eine schüchterne Reminiszenz an frühere Faschingsausschweifungen.
Die Karnevalskultsendung wird seit 1987 live im BR Fernsehen ausgestrahlt, seit 1988 aus Veitshöchheim. Heuer schalteten bundesweit knapp 3,81 Millionen Menschen die Fernseher ein, wie der Sender am Samstag mitteilte. Damit bescherte die "Fastnacht in Franken" dem BR wieder Top-Quoten. 2019 waren deutschlandweit 3,79 Millionen TV-Zuschauer dabei.
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Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit seiner Frau Karin. Mit Ausnahme von seiner bunten Fliege verzichtete der CSU-Chef auf äußerliche Auffälligkeiten.
© Quelle: Nicolas Armer/dpa
Auch Aiwanger hält sich zurück
Auch bei Söders Regierungspartner Hubert Aiwanger (Freie Wähler) schien die Lust auf Verwandlung nicht so stark ausgeprägt zu sein wie früher. Deutlich auffälliger als der im Smoking mit roter Fliege erschienene stellvertretende Ministerpräsident war sein Umweltminister Torsten Glauber. Glauber verwandelte sich in Yoda, den kleinen, grünen, humanoiden Außerirdischen “mit enormer Macht in der Macht” aus der Sciene-Fiction-Trilogie “Star Wars”.
Doch die Show stahl allen die Staatsministerin für Digitales im Bundeskanzleramt, Dorothee Bär. Sie und ihr Mann Oliver kamen als das frühere österreichische Kaiserpaar Sisi und Franz. Mit elegantem Ballkleid und Blumenkette im Haar stand sie ihrem “Vorbild” in nichts nach.
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Torsten Glauber, Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, zeigte seine Vorliebe für Star Wars.
© Quelle: imago images/Eibner
Die Macht liegt bei den Narren
In der vierstündigen Livesendung gehört die Macht allerdings den Narren - und die nahmen wieder politische Themen und Spitzenpolitiker aufs Korn, die im vergangenen Jahr den Freistaat und Deutschland bewegten.
Der Kabarettist Michl Müller war als Schnapsbrenner aus der Rhön zu erleben und gab seine eigens für diese Session komponierte Faschingshymne zum Besten: "Einmal im Jahr bleibt die Welt stehen und dann ist Fasching, Fastnacht, Karneval. Überall - ob in Mainz, Veitshöchheim, Aachen, Köln oder Düsseldorf am Rhein."
Heftig zog er über die Europawahl im vergangenen Jahr her. Dass die Briten trotz Brexits bei der Europawahl mitgewählt haben, ist für ihn unbegreiflich: "Das ist, wie wenn Du Frolic kaufst und Du hast keinen Hund." Statt der Spitzenkandidaten Frans Timmermans und Manfred Weber sei dann plötzlich Ursula von der Leyen Kommissionspräsidentin geworden. "Der Thermomix der Bundesregierung", meint Müller. Denn von der Leyen sei in der Bundesregierung "schon alles gewesen: Familienministerin, Arbeitsministerin und Verteidigungsministerin".
Auch die mit Franken in traditioneller Hassliebe verbundene "Altneihauser Feierwehrkapell'n" aus der Oberpfalz schoss sich heuer gar nicht so sehr auf ihre fränkischen Gastgeber ein, sondern auf den verhinderten EU-Kommissionspräsidenten Weber. So reimt Kommandant Norbert Neugirg: "Der arme Weber war von der Leyens Treppenlift, ihr Fußschemel, ihr Wagenheber."
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Kabarettist Michl Müller teilte ordentlich aus.
© Quelle: imago images/HMB-Media
Söder und Scheuer müssen einstecken
Musikkabarettist Matthias Walz nahm Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als "großen Traditionsbewahrer" in Bayern auf die Schippe, weil Söder die bayerischen Schulferienzeiten mit dem Biorhythmus der Bewohner des Freistaats als naturgegeben gegen die anderen Bundesländer verteidigt habe.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bekommt wegen des Mautdesasters sein Fett weg: "Ich hab' 500 Millionen verbrannt, ist doch egal", lässt er ihn als fiktive Bühnenfigur singen. "Was ist schon Geld? Qualität ist einfach teuer - ich bin der Andi Scheuer."
Neu dabei war heuer die Tanzsportgarde "Die Besenbinder" vom Karneval-Club Röttenbach, die bei der deutschen Meisterschaft mehrere Spitzenplatzierungen erreichte. Ihre Premiere auf der Bühne in Veitshöchheim feierten auch das Vokalensemble "Viva Voce" aus Ansbach und Thomas Väth als "Schmied aus Bischbrunn".
Der zum 29. Mal auftretende Büttenredner Peter Kuhn erklärte als britischer Gentleman reimend und scharfzüngig das Weltgeschehen und erntete dafür minutenlangen stehenden Applaus. Zur Führungskrise der Sozialdemokraten im vergangenen Jahr reimte er: "Die SPD hat mehr Vorsitzende auf die Matte gelegt als Heinrich der Achte Frauen hatte."
SPD und AfD bekommen ebenso ihr Fett weg
Die Fürther Komödianten Volker Heißmann und Martin Rassau traten wieder in ihrer Paraderolle auf. Als Witwen Waltraud und Mariechen verteilten sie an die in der ersten Reihe versammelte Politprominenz Lotterielose. Alle Parteivertreter erhielten eines - nur nicht der von der AfD, "weil der Rechtsweg ausgeschlossen ist", kalauerte Heißmann alias Waltraud.
Außerdem sorgte das Duo für die Überraschungsgäste des Abends: Es spielte Papst Franziskus und seinen emeritierten Vorgänger Benedikt XVI auf Heimatbesuch in Bayern. Doch Benedikt wollte nicht in die "fränkische Diaspora", sondern eine "Leberkassemmel" in Altötting essen. "Das hier ist schlimmer als Amazonas", lassen sie Benedikt schimpfen.
RND/dpa