FBI fahndet nach Taliban-Innenminister – mit 10 Millionen Dollar Kopfgeld

Nach der Präsentation der neuen Taliban-Regierung kommt es zu zahlreichen Protesten.

Nach der Präsentation der neuen Taliban-Regierung kommt es zu zahlreichen Protesten.

Kabul. Ein bärtiger Mann, in ein Tuch gehüllt, von der Seite fotografiert. Eine lange Liste mit Alter-Ego-Namen und der Hinweis „speziell ausgebildeter globaler Terrorist“. Das Kopfgeld: 10 Millionen Dollar. So fandet das FBI nach Siradschuddin Hakkani. Der wurde jüngst in Afghanistan als Innenminister der neuen Taliban-Regierung vorgestellt.

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Laut FBI-Bericht wird er im Zusammenhang mit einem Terroranschlag auf ein Hotel in Kabul im Jahr 2008 gesucht, bei dem sechs Menschen ums Leben kamen. Hakkani soll auch in die Planung des Mordanschlages auf den damaligen afghanischen Präsidenten Hamid Karzai im selben Jahr involviert gewesen sein.

Strippenzieher zahlreicher Selbstmordanschläge

Er gilt als Drahtzieher zahlreicher Selbstmordanschläge in Kabul und der Umgebung, darunter auch der Angriff auf die deutsche Botschaft im Jahr 2017. Das FBI sagt ihm enge Kontakte zur Terrororganisation Al-Kaida nach. Hakkani leitet seit Jahren das sogenannte Haqqani-Netzwerk innerhalb der Taliban, eine der einflussreichsten Gruppen in der Organisation.

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US-Außenminister äußert sich besorgt

US-Außenminister Antony Blinken hat sich auf seiner Reise nach Deutschland über die neue Taliban-Regierung geäußert. Demnach sei Washington „besorgt über die Verbindungen und den Werdegang einiger der Personen“, hieß es in der Erklärung. Dabei steht Hakkani im Fokus.

Taliban versucht, Proteste gewaltsam zu unterdrücken

Derweil kommt es in Afghanistan immer wieder zu Protesten, trotz der Versuche der militant-islamistischen Taliban, diese teils mit Gewalt zu unterdrücken. Am Mittwoch demonstrierten rund 20 Frauen im Stadtteil Dascht-e Bartschi im Westen der Hauptstadt Kabul, wie auf Videos in sozialen Medien zu sehen war und lokale Journalisten berichteten. Die Frauen riefen „Ein Kabinett ohne Frauen wird versagen“ und kritisierten damit die am Dienstag verkündete Übergangsregierung der Taliban, die ein reines Männerkabinett ist.

Sie hielten auch Schilder mit den Worten „Arbeit, Bildung, Freiheit“ und „Wieso sieht die Welt stillschweigend zu?“ hoch. Ein kleinerer Frauenprotest wurde auch aus der Stadt Faisabad im Norden berichtet, der lokalen Medienberichten zufolge aber schnell aufgelöst wurde.

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In Kabul Proteste drei Tage in Folge

In Kabul finden den dritten Tag in Folge Proteste statt. Die Demonstrationen richteten sich bisher teils gegen eine mutmaßliche Einmischung Pakistans in Afghanistan, forderten teils mehr Frauenrechte oder kritisierten die gewaltsame Übernahme der Provinz Pandschir durch die Taliban am Montag.

In den Provinzen Gasni und Ghor verhinderten die Islamisten am Dienstag laut Einwohnern Demonstrationen. In der Stadt Herat im Westen kam es am Dienstag zu gewaltsamen Zusammenstößen. Ein Aktivist aus der Stadt sagte am Mittwoch, es seien mindestens zwei Demonstranten getötet und sieben verwundet worden, nachdem Taliban Schüsse abfeuerten, um die Demonstranten auseinanderzutreiben.

Zusammenstöße zwischen Taliban und Journalisten

Die größten lokalen TV-Sender haben am Mittwoch offensichtlich die Berichterstattung über die Proteste eingestellt. Am Dienstag hatten Taliban eine Gruppe von Reportern und Kameramännern für mehrere Stunden festgenommen, nachdem sie über den Protest in Kabul berichteten. Auch am Mittwoch kam es offenbar erneut zu Zusammenstößen mit Medienvertretern. Ein Reporter der „Los Angeles Times“ schrieb auf Twitter, er und sein Fotograf seien von Taliban herumgeschubst worden, als sie versuchten, über einen Frauenprotest in Kabul zu berichten.

RND/may/dpa

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