„Die Krisen hängen zusammen“: Fridays for Future demonstriert mit Zehntausenden in Deutschland
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In Berlin zogen am Freitag zahlreiche Menschen mit Plakaten und Schildern durch die Innenstadt.
© Quelle: Monika Skolimowska/dpa
Berlin. „36.000 Menschen auf den Straßen von Berlin“, jubelt Klimaaktivistin Luisa Neubauer, als Fridays for Future die offizielle Zahl ihrer Demoteilnehmenden verkündet. Der elfte globale Klimastreik hat in der Hauptstadt Berlin deutlich mehr Menschen auf die Straße gebracht als erwartet: Bei strahlendem Sonnenschein zählt die Polizei über 35.000 Demonstrierende, die vom Invalidenpark aus durchs Regierungsviertel ziehen. Mit 8000 haben die Aktivistinnen und Aktivisten gerechnet.
Ob Russlands Ukraine-Krieg, gestiegene Kosten und die Sorge vor dem Winter: Der Ursprung der Energiekrise und der Klimakrise sei auf dasselbe zurückzuführen – fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas, betont Fridays-Sprecherin Clara Duvigneau. „Wir fordern eine langfristige Politik, die die Krisen bei der Wurzel packt“. Sie teile die Ängste vieler Menschen, am Ende des Monats die Strom- und Gaspreise nicht bezahlen zu können.
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„Wir sind heute hier, um kurzfristig dafür zu sorgen, dass Menschen über den Winter kommen. Und um langfristig ganz radikal in erneuerbare Energie zu investieren, damit wir dieses Problem in den nächsten Wintern nicht immer wieder aufs Neue haben.“ Dazu fordert die Klimabewegung ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro.
Neubauer fordert: Krisen nicht gegeneinaner ausspielen
„Wir lassen nicht zu, die Krisen gegeneinander auszuspielen“, ruft auch Neubauer in ihrer Auftaktrede zu Beginn der Demo. „Wir fordern Lösungen ein, die Gerechtigkeit und Sicherheit für alle bringen.“ Die Mitgründerin von Fridays for Future gibt jedoch zu: „Es wird hart werden, aus diesen Krisen Klimagerechtigkeit zu machen, weil die Krisen müde machen und weil es so leicht ist, den Glauben an sich zu verlieren.“
Seine Kritik komödiantisch verpackt hingegen Bestsellerautor Marc-Uwe Kling („Die Känguru-Chroniken“), der das 1,5 Grad-Ziel für „falsch gebrandet“ hält: Stattdessen wäre das „Es soll nicht jeden Sommer der komplette Wald brennen, Wirbelstürme sollen nur ab und zu durch Deutschland fegen, Flüsse sollen so flüssig bleiben, dass es sie auch im Sommer noch gibt, und nur Venedig soll untergehen, nicht auch New York“-Ziel der angemessenere Begriff.
„Menschen statt Profite“: Fridays for Future protestiert für Klima und soziale Gerechtigkeit
Kurzfristig über den Winter kommen, langfristig raus aus fossiler Energie: Friays for Future will Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit zusammenbringen.
© Quelle: RND
Insgesamt gehen Zehntausende auf die Straßen
Mehrere Zehntausend Menschen haben am Freitag insgesamt für mehr Klimaschutz demonstriert. Die überwiegend jungen Demonstranten folgten einem Aufruf der Bewegung Fridays For Future zu einem weltweiten „Klimastreik“.
In Hamburg meldete die Polizei 15.000 Teilnehmende, angemeldet waren 20.000 – in München sollen es demnach 6000 gewesen sein. In Freiburg gingen nach Angaben der Polizei 8000 Menschen auf die Straße, in Köln 4400. In Bremen sollen es demnach 4000 Demonstranten gewesen sein, in Kiel 2000 und in Frankfurt 1200.
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Klimaschützer fordern 100 Milliarden Euro für „sozialen Klimaschutz“
Geplant waren Proteste in mehr als 250 Städten deutschlandweit. Unterstützt wurde der Aufruf von vielen Natur- und Umweltschutzverbänden. Auch in vielen anderen Ländern gingen Menschen auf die Straße. Es war der elfte Aufruf der Organisation seit ihrer Gründung im Jahr 2018 zu einem globalen Protest.
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Die Klimaschützer fordern ein Ende der fossilen Energien und den schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien sowie eine „konsequente Verkehrswende“. Nötig seien 100 Milliarden Euro für „sozialen Klimaschutz“ und das Neun-Euro-Ticket „für immer“.
Kolonialismus-Vorwürfe gegen Industriestaaten
Fridays-for-Future-Aktivistinnen beschrieben die Klimapolitik in Niedersachsen als „sehr frustrierend“. „Wir sehen weiterhin den Ausbau der A20 und der A39, es wird über Gasbohrungen vor Borkum diskutiert und es entstehen neue LNG-Terminals“, sagte die Aktivistin Helen Knorre der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.
Die Bewegung wirft den Industriestaaten außerdem anhaltende Unterdrückung von Entwicklungsländern vor. Die Klimakrise wurzele auch im Kolonialismus, sagte Sprecherin Luisa Neubauer sinngemäß in englischer Sprache am Freitag in Berlin.
Den am meisten vom Klimawandel betroffenen Ländern wie Pakistan, Argentinien und Sri Lanka drohe gleichermaßen, von hoher Verschuldung erdrückt zu werden. Schulden seien eine treibende Kraft hinter dem Abbau fossiler Energieträger. Überdies ruft die Bewegung zu Entschädigungszahlungen an die Länder des globalen Südens auf, die besonders von den Folgen des Klimawandels betroffen sind.
RND/ma mit dpa