Jung und Alt vereint im Streik gegen Macrons Rentenreform
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Demonstranten in Paris tragen Masken während eines Protestmarschs gegen die geplante Rentenreform.
© Quelle: Rafael Yaghobzadeh/AP/dpa
Gegen die geplante Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron haben am Donnerstag nach Polizeiangaben landesweit 800 000 Franzosen mit einem Generalstreik protestiert. Die zentrale Demonstration in Paris brachte Jung und Alt und unterschiedlichste soziale Gruppen von Studenten bis zu Rentnern zusammen. Auch Mitglieder der Gelbwestenbewegung gegen soziale Ungleichheit schlossen sich an. Der öffentliche Verkehr war landesweit beeinträchtigt; Schulen waren geschlossen.
In Paris kamen 65 000 Demonstanten zur zentralen Kundgebung. Am Platz der Republik gab es am Nachmittag Zusammenstöße, als kleine Gruppen sogenannter Casseurs – Randalierer – Schaufensterscheiben und Bushaltestellen demolierten. Die schwarzgewandeten Personen in Schutzkleidung sind von den Gelbwestendemos bekannt; sie steckten einen umgestürzten Bauwagen in Brand und entzündeten andere Feuer. Feuerwehr und Polizei rückten an, bis zum Abend war der Platz abgesperrt. Mindestens 90 Personen wurde festgenommen, hieß es.
Doch anderswo ging die Demonstration in einer entspannten Atmosphäre vonstatten; auf dem Boulevard de Magenta nahe dem Startpunkt Gare de l'Est zogen sie singend und plaudernd, Bier trinkend und Kebab essend dahin. Auf einem Schild eines Demonstranten stand: "Macron-Rabatt: –70 % auf soziale Rechte."
42 unterschiedliche Rentensysteme im Land
Anderswo in Frankreich marschierten Tausende Gewerkschafter in roten Westen durch Städte wie Marseille am Mittelmeer und Lille im Norden. Macron hält die Rentenreform für unabdingbar, um Frankreich im 21. Jahrhundert wettbewerbsfähig zu halten. Die Regierung argumentiert, die 42 Rentensysteme im Land müssten angeglichen werden. Angestellte und Arbeiter im öffentlichen Sektor befürchten dagegen, die Reformpläne könnten zu mehr Arbeitsjahren und Kürzungen bei der Rente führen. Die große Frage ist, wie lange der Generalstreik dauern wird. Die Gewerkschaften hoffen auf eine mindestens eine Woche lange Ausnahmesituationen, um die Regierung zu Zugeständnissen zu bewegen
Macron will an der Reform festhalten
Aus dem Präsidentenpalast verlautete, Macron respektiere das Streikrecht, halte aber nach wie vor an der Reform fest, die er bereits 2017 im Wahlkampf vorgestellt habe. Derweil standen unvorbereitete Touristen am Donnerstag auf leeren Bahnsteigen – das nationale Bahnunternehmen SNCF strich neun von zehn Hochgeschwindigkeitszüge. Ein Fünftel aller Flüge sei am Boden geblieben, verkündete die Luftfahrtbehörde.
An Pariser Sehenswürdigkeiten wie dem Louvre wurden Touristen vor Störungen durch den Streik gewarnt, etliche Reisende sagten ihre Besuchspläne ab.
RND/AP