Mafia soll auf Sizilien EU-Gelder kassiert haben - fast 100 Festnahmen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/G5FCIALBNJD65JIRX4J4QNTEAQ.jpg)
Italienische Polizisten. (Symbolbild).
© Quelle: imago/ZUMA Press
Messina. Mafia-Bosse sollen sich in Sizilien mit Millionen an EU-Geldern bereichert haben. Die Ermittler fassten deshalb 94 Verdächtige in der Gegend um Messina, davon wanderten 48 direkt in Untersuchungshaft. Ihnen werde unter anderem Betrug, Drogenhandel und Erpressung vorgeworfen, teilte die Finanzpolizei am Mittwoch mit.
Die Bosse sollen in der Region des Nationalparks Nebrodi EU-Fördergelder für die Landwirtschaft für ihre kriminellen Geschäfte benutzt haben. So seien seit 2013 zehn Millionen Euro in die Tasche der Bosse geflossen, heißt es in der Mitteilung.
Auch gefälschte Dokumente sollen vorgelegt worden sein
In den Blick der Ermittler gerieten auch Unternehmer und Vertreter öffentlicher Behörden. 150 Unternehmen wurden beschlagnahmt. Die Beschuldigten sollen unter anderem vorgegeben haben, Grundstücke für die Agrarwirtschaft zu nutzen, um EU-Subventionen zu bekommen. Dazu sollen sie auch gefälschte Dokumente vorgelegt haben.
Es hätte vor Ort eine einfache Kontrolle gereicht, um den Betrug mit den "Geistergrundstücken" aufzudecken, berichtete die Zeitung "La Repubblica". Doch es sei entweder nicht kontrolliert worden, oder die, die es hätten tun sollen, seien Komplizen gewesen. Aktiv waren demnach die beiden Clans "Batanesi" und "Bontempo Scavo".
Die Gegend ist bekannt: Der ehemalige Chef des Nationalparks, Giuseppe Antoci, kämpfte dort gegen die Verwicklung der Mafia beim Abschöpfen von EU-Geldern, 2017 überlebte er einen Anschlag.
“Die EU-Kommission nimmt das sehr ernst.”
Daniel Rosario, für Landwirtschaft zuständiger Sprecher bei der EU-Kommission
Die EU-Kommission habe die Aktion auf Sizilien verfolgt, sagte der für Landwirtschaft zuständige Sprecher Daniel Rosario. Die Brüsseler Behörde verfolge eine Politik der "null Toleranz", wenn es um die schlechte Verwendung europäische Mittel gehe. "Die EU-Kommission nimmt das sehr ernst", fügte Rosario hinzu. Die EU habe klare Regeln zu Verwendung ihrer Mittel in den Mitgliedstaaten. Bei einer missbräuchlichen oder falschen Verwendung gelte: "Wir haben Mechanismen, um diese Geld zurückzuholen." Schließlich gehe es um das Geld der Steuerzahler.
Laut Europäischem Rechnungshof seien 2018 "weniger als zwei Prozent" der Agrarmittel falsch verwendet worden, sagte Rosario, wobei dies nicht nur die bewusst missbräuchliche oder kriminelle Verwendung der Gelder betreffe, sondern auch etwa Fehler in der Verwaltung.
Mafia-Festnahmen sind in Italien an der Tagesordnung, aber in dieser Größenordnung nicht ganz so häufig. Bekannt sind vor allem die sizilianische Mafia Cosa Nostra, die kalabrische 'Ndrangheta und die Camorra aus der Gegend Neapel.
RND/dpa