„Er ist in Gefahr“: Kremlgegner Nawalny vermisst
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/W2FE5KU5ORC2XCOFENYV4KPDBI.jpg)
Alexej Nawalny in einer Videoschalte bei einer Gerichtsanhörung im Januar in Petuschki bei Moskau.
© Quelle: imago images/ITAR-TASS
Der russische Oppositionelle Alexej Nawalny wurde aus seiner bisherigen Haftanstalt bei Moskau an einen unbekannten Ort verlegt. Der Büroleiter Nawalnys, Leonid Wolkow, und die Schriftstellerin Kira Jarmysch haben in den sozialen Medien vom Abtransport des 46-Jährigen berichtet. Wohin Nawalny gebracht wurde, wissen aber weder seine beiden Unterstützer noch sein Anwalt.
„Alexej ist verschwunden, es gibt keine Angaben dazu, wo er sich befindet“, so Jarmysch am Dienstagabend in der Youtube-Sendung „Populjarnaja Politika“ (Deutsch: Populäre Politik). Der Anwalt habe im Straflager in Pokrow keine Auskunft dazu bekommen, wohin man Nawalny verlegt habe, hieß es.„Er ist in Gefahr“, sagte Jarmysch. Er könne in dem brutalen Straflagersystem getötet werden, meinte sie.
Vor seiner Verhaftung im Januar 2021 wurde Nawalny in Deutschland wegen einer Vergiftung mit einem Nervengift behandelt, für die er den Kreml verantwortlich machte. Da er für die Behandlung während einer Bewährungsstrafe Russland verließ, wurde er zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Im März wurde er wegen Betrugs und Missachtung des Gerichts zu neun Jahren Haft verurteilt. Er soll Spendengelder in Millionenhöhe auf die Seite geschafft haben – er selbst spricht von einem Schauprozess. Seine gegen Korruption kämpfende, landesweit arbeitende Organisation wurde zu einer extremistischen Gruppe erklärt und zerstört. Viele seiner Mitarbeitenden verließen Russland.
Jarmysch kommentierte auch Medienberichte, nach denen Nawalny in das Straflager 6 in Melechowo nahe der Stadt Kowrow verlegt worden sein könnte. „Es gibt keine Bestätigung. Wir können das nicht glauben, bis der Anwalt ihn sieht“, sagte sie. Auch Nawalnys Frau Julia hat demnach keine Erkenntnisse. Das Lager mit besonders harten Haftbedingungen liegt rund 150 Kilometer weiter entfernt von der Strafkolonie Pokrow. Das sind etwa 260 Kilometer nordöstlich von der russischen Hauptstadt Moskau.
Im März wurde Nawalny wegen Betrugs und Missachtung des Gerichts zu neun Jahren Gefängnis verurteilt, die er in einem Hochsicherheitsgefängnis verbüßen soll. Dorthin sollte er überstellt werden, nachdem seine Berufung abgelehnt worden war.
RND/eti/dpa