Putsch in Burkina Faso: Präsident Kaboré in der Gewalt von Soldaten
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Ouagadoudou in Burkina Faso: Soldaten stehen vor einem Militärstützpunkt. In mehreren Kasernen im westafrikanischen Krisenstaat Burkina Faso ist es zu schweren Schusswechseln gekommen.
© Quelle: Sam Mednick/AP/dpa
Ouagadougou. Aufständische Soldaten haben nach eigenen Angaben die Macht in Burkina Faso übernommen. Die Soldaten sagten am Montag in einer Fernsehansprache, eine Militärjunta kontrolliere das Land. Zuvor hatten Soldaten Präsident Roch Marc Christian Kaboré in ihre Gewalt gebracht. Sein Aufenthaltsort war unbekannt. Er sei aber an einem sicheren Ort, erklärten sie.
Nahe des Präsidentenpalasts in der Hauptstadt Ouagadougou waren am Sonntagabend Schüsse zu hören gewesen, am Montagmorgen kam es am Präsidentenpalast zu einem Gefecht, ein Hubschrauber kreiste über dem Gebäude. Die Straßen in der Hauptstadt waren in der Nacht zum Montag leer gewesen, abgesehen von meuternden Soldaten, die Checkpoints bewachten. Der staatliche Rundfunksender RTB wurde am Montagmorgen bewacht.
Die Kämpfe hatten am Sonntag begonnen, als Soldaten die Kontrolle über die Kaserne Lamizana Sangoulé in der Hauptstadt übernahmen. Zivilisten begaben sich in die Stadt, um die meuternden Soldaten zu unterstützen, wurden jedoch von Sicherheitskräften mit Tränengas auseinander getrieben.
Einen Tag zuvor war es zu Protesten gekommen, bei denen der Rücktritt Kaborés gefordert wurde. Bereits zuvor hatte es Demonstrationen gegen den Präsidenten gegeben. Ihm wird vorgeworfen, den Aufstand militanter Islamisten in Burkina Faso nicht in den Griff zu bekommen.
Kein Statement der Regierung
Seit Sonntag hat die Regierung des Landes sich nicht mehr geäußert. Verteidigungsminister Aimé Barthélémy Simporé hatte dem staatlichen Rundfunksender RTB gesagt, dass auch außerhalb Ouagadougous Kasernen in anderen Teilen des Landes von dem Aufstand betroffen seien. Simporé sagte, es handele sich nur um wenige Kasernen. Er stellte jedoch in Abrede, dass der Präsident von meuternden Soldaten festgenommen worden sei, wenngleich unklar war, wo sich Kaboré am Sonntag aufhielt.
Kaboré führt das Land seit seiner Wahl 2015 an, nachdem ein Aufstand zur Absetzung des Langzeit-Machthabers Blaise Compaoré geführt hatte, der fast drei Jahrzehnte lang an der Macht gewesen war. Im November 2020 wurde Kaboré für eine weitere fünfjährige Amtszeit wiedergewählt.
Doch die Frustration über seine Unfähigkeit, die Ausbreitung von Gewalt durch militante Extremisten einzudämmen, ist gewachsen. Attacken mit Verbindungen zu den Terrorgruppen Al-Kaida und Islamischer Staat haben Tausende getötet und geschätzt 1,5 Millionen Menschen zur Flucht getrieben. Das Militär hat seit dem Beginn der Gewalt der Extremisten Verluste hinnehmen müssen.
Wütende, aufständische Soldaten sagten der AP, die Regierung habe den Kontakt zu den Streitkräften im Felde verloren. Sie erklärten, ihre Kameraden stürben und sie wünschten sich eine Militärherrschaft. Die Soldaten überreichten das Telefon einem Mann, der erklärte, die Soldaten wollten bessere Arbeitsbedingungen im eskalierenden Kampf gegen islamistische Extremisten. Zu den Forderungen gehörten mehr Personal und eine bessere Versorgung von Verwundeten und den Familien Getöteter.
Machtübernahme seit August geplant
Einer der meuternden Soldaten erklärte, 100 Militärangehörige hätten seit August eine Machtübernahme geplant. Die Organisatoren hätten sich niemals mehr als zwei Mal am selben Ort und stets außerhalb der Hauptstadt getroffen. Sie hätten Messaging-Apps für die Planung genutzt, sagte er. In diesem Monat hatten die Behörden die Festnahme einer Gruppe von Soldaten verkündet, denen die Beteiligung an einem vereitelten Putschversuch vorgeworfen wurde. Ob es eine Verbindung zu den Ereignissen von Sonntag und Montag gab, war unklar.
Mit den Wochenend-Protesten zeigte die Bevölkerung des Landes bereits Unterstützung für einen Umsturz. „Die Menschen haben diese Situation der Unsicherheit satt. Jeden Tag werden Menschen getötet“, sagte Jean-Baptiste Ilboudou, ein Zivilist nahe der Kaserne Lamizana Sangoulé. Der westafrikanische Staatenbund Ecowas, der in den vergangenen 18 Monaten Mali und Guinea wegen Militärputschen ausgeschlossen hatte, erklärte seine Unterstützung für den Präsidenten und rief zum Dialog mit den Aufständischen auf.
RND/AP