Schiffe mit 800 Flüchtlingen erreichen Sizilien: Demos für Seenot-Rettung in Deutschland
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Die „Ocean Viking“ kam am Samstagmorgen nach eigenen Angaben mehr als 50 Menschen in der libyschen Such- und Rettungszone zu Hilfe, die mit ihrem Schlauchboot in Seenot geraten waren.
© Quelle: Flavio Gasperini/SOS Mediterrane
Pozzallo. Zwei Rettungsschiffe mit mehr als 800 Bootsmigranten aus dem zentralen Mittelmeer haben am Wochenende Sizilien erreicht. Die „Ocean Viking“ traf mit rund 550 geretteten Menschen an Bord in Pozzallo im Südosten der italienischen Insel ein, wie eine Sprecherin der Organisation SOS Méditerranée am Sonntag mitteilte.
Die Crew hatte zuvor tagelang darauf warten müssen, dass italienische Behörden ihr einen sicheren Hafen zuwiesen, während sich die Zustände an Bord verschlechterten. Das Schiff „Sea-Watch 3“ des in Berlin ansässigen Vereins Sea-Watch mit knapp 260 Menschen an Bord erreichte am Samstagmorgen den Hafen von Trapani an der Westküste Siziliens.
Demos für Seenot-Rettung in Deutschland
Beide Schiffe hatten die Menschen in jeweils mehreren Einsätzen in den vergangenen Wochen aus Seenot gerettet. Die Migranten waren in teils überfüllten Booten unterwegs von Nordafrika in Richtung EU. Die meisten Menschen legen von den Küsten Libyens oder Tunesiens ab, geraten bei der gefährlichen Überfahrt allerdings immer wieder in Seenot. Die Küstenwache hatte in den vergangene Tagen mehrmals Menschen wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes von Bord der „Ocean Viking“ geholt. Viele waren seekrank oder erschöpft, zuletzt gingen auch Medikamente zur Neige, wie die Crew berichtete.
Am Sonntag wollten Menschen in Hamburg für die Rettung von Migranten im Mittelmeer auf die Straße gehen. Bereits am Samstag demonstrierten nach Angaben der Veranstalter Tausende unter dem Motto „Seenotrettung ist unverhandelbar“ in Berlin, München und einem Dutzend weiterer Städte. Aufgerufen hatte ein Bündnis mit Organisationen wie Sea-Watch, SOS Méditerranée, Amnesty International und Ärzte ohne Grenzen.
Demonstranten: Mehr als 1.000 Menschen 2021 ertrunken
Die Organisatoren verwiesen darauf, dass dieses Jahr bereits mehr als 1.100 Menschen im Mittelmeer ertrunken seien. Mehr als 14.000 seien völkerrechtswidrig von der libyschen Küstenwache zurück nach Libyen gebracht worden. Die EU finanziere diese Küstenwache mit. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex sei an Rückführungen beteiligt.
In Italien registrierte das Innenministerium in diesem Jahr bislang rund 30 300 Migranten, die in Booten auf dem Staatsgebiet ankamen - etwa doppelt so viele wie im selben Vorjahreszeitraum. Immer wieder landen viele Flüchtlinge auch auf der zwischen Malta und Tunesien gelegenen italienischen Insel Lampedusa an.
Italien sieht sich mit den Migranten von der EU allein gelassen und möchte mit einem Sondertreffen der EU-Innenminister eine Umverteilung von Migranten auf die EU-Mitgliedstaaten durchsetzen.
RND/dpa