Lauer Herbst: Spanien trifft die Energiekrise längst nicht so hart
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Pedro Sanchez, Ministerpräsident von Spanien.
© Quelle: Geert Vanden Wijngaert/AP/dpa
Madrid. Gute Nachrichten brauchen etwa länger, bis sie Allgemeingut werden. Die Strom- und Gaspreise liegen in Spanien seit ein paar Wochen auf Vorkrisenniveau, was hauptsächlich an milden Temperaturen und sich herbstlich erhebenden Winden liegt. Die Inflationsrate fiel im Oktober auf 7,3 Prozent im Jahresvergleich, einen der niedrigsten Werte der Europäischen Union.
Und so kalt der Winter auch werden sollte: Versorgungsengpässe sind nicht absehbar, weil Spanien mit sechs (ab Januar sieben) Regasifizierungsanlagen ausgestattet ist.
Großteil der Hilfen landet bei Gutverdienenden
Damit ist aber nicht alles gut. Über Monate hat die Energiepreiskrise auch in Spanien durchgeschlagen, vor allem während des Sommers, als die Klimaanlagen heißliefen. Mit einem Gaspreisdeckel für die Stromproduktion, mit staatlichen Tankrabatten, Subventionen für Zugfahrten und Energiesteuersenkungen hat die linke Sánchez-Regierung versucht, die Auswirkungen der Krise zu mildern. Das dürfte den Staat dieses Jahr etwa 19 Milliarden Euro kosten, was das Defizit der öffentlichen Haushalte – trotz Rekordeinnahmen – auf 4,6 Prozent des BIP bringen wird.
Wobei ein Großteil der Hilfen bei den Gutverdienenden landet, wie der Unabhängige Fiskalrat (AIReF) berechnet hat: rund 1,8 Milliarden Euro bei den obersten 10 Prozent, rund 900 Millionen Euro bei den untersten 10 Prozent auf der Einkommensskala.
EU produziert Rekordmenge an erneuerbarem Strom
In der EU ist die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine stark gestiegen.
© Quelle: dpa
Wirtschaftliche Lage ordentlich – auch weil sich der Tourismus erholt hat
Die gesamtwirtschaftliche Lage ist dank der Erholung des Tourismus ordentlich; nach 5,5 Prozent im vergangenen Jahr dürfte das BIP in diesem Jahr laut AIReF um 4,4 Prozent und im kommenden Jahr um 1,5 Prozent wachen, mit einer vorübergehenden Rezession zwischen diesem Oktober und kommendem März.
Die Arbeitslosigkeit ist wie immer in Spanien hoch (zurzeit 12,7 Prozent); andererseits sind mit gut 20,5 Millionen so viele Menschen beschäftigt wie noch nie. Die Gewerkschaften wollen sehen, wie stark sie sind, und von den Unternehmern Lohnerhöhungen fordern, die mindestens die Inflation ausgleichen – wenn nicht sofort, dann im Laufe der kommenden drei Jahre.