Offenbar kein Staatsbegräbnis für Gorbatschow
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Der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow während eines Interviews in Moskau 2016 – es gibt offenbar kein Staatsbegräbnis.
© Quelle: Ivan Sekretarev/AP/dpa
Berlin. In Moskau verdichten sich die Anzeichen, dass es für den ehemaligen sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow kein Staatsbegräbnis geben wird. Ein offizielles Statement, wie die Beisetzung am Samstag laufen soll, lag bis Donnerstagmittag noch nicht vor. Auf eine entsprechende Frage der Nachrichtenagentur AP sagte Kreml Sprecher Dmitri Peskow, die Beisetzung werde „Elemente“ eines Staatsbegräbnisses wie eine Ehrenwache und andere Formalitäten beinhalten.
Zuvor hatte bereits die russische Agentur Interfax unter Berufung auf zwei Quellen berichtet, dass es kein Staatsbegräbnis geben soll. Am Donnerstag gab die Gorbatschow-Stiftung bekannt, dass es keine Absperrungen auf dem Prominentenfriedhof am Nowodewitschi-Kloster in Moskau geben werde, auf dem Gorbatschow neben seiner 1999 verstorbenen Frau Raissa beigesetzt werden soll. Auch dies bewerten Beobachterinnen und Beobachter als Indiz, dass es kein Staatsbegräbnis geben wird.
Gorbatschow: Öffentlichkeit soll in Russland am Samstag Abschied nehmen können
Die Gorbatschow-Stiftung sowie seine Tochter Irina gaben laut russischen Nachrichtenagenturen außerdem bekannt, dass die Öffentlichkeit am kommenden Samstag von 10 bis 14 Uhr im Säulensaal des in der Nähe des Kreml gelegenen „Haus der Gewerkschaften“ von Gorbatschow Abschied nehmen kann.
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Putin und das Gas: Er drückt wieder den Angstknopf
Erneut setzt Russland die ohnehin schon gedrosselten Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 ganz aus. Für ein paar Tage nur, versichert Moskau. Doch in Deutschland und Europa wächst die Sorge, dass die Energieversorgung ins Wanken gerät. Dabei hat der Kremlherr nicht alles in der Hand.
Das ist der Ort, an dem im Rahmen sowjetischer Staatsbegräbnisse all jene Personen aufgebahrt wurden, die später an der Kremlmauer bestattet wurden, also alle sowjetischen Partei- und Staatsführer bis auf den in Ungnade gefallenen Nikita Chruschtschow (1894-1971), der auch auf dem Nowodewitschi-Friedhof liegt, sowie hochrangige Militärs und Kosmonauten. Die Zeremonie wird laut Mitteilung vom Protokolldienst des Kremls veranstaltet und ist für jedermann zugänglich.
Putin nimmt nicht an Beisetzung teil
Der russische Präsident Wladimir Putin nimmt am Samstag nicht an der Beisetzung teil. Putin habe Gorbatschow bereits am Donnerstag in dem Moskauer Krankenhaus, in dem der Leichnam aufgebahrt ist, die letzte Ehre erwiesen, erklärte Kremlsprecher Michail Peskow und nannte Termingründe für Putins Fernbleiben.
Der Pressechef der deutschen Botschaft in Moskau teilte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit, dass es von deutscher Seite noch keine konkreten Planungen in Bezug auf Gorbatschows Beisetzung gebe, da die russische Seite wesentliche Details zum Begräbnis noch nicht mitgeteilt habe. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hatte für den Fall, dass es ein Staatsbegräbnis gäbe, die deutsche Staatsspitze dazu aufgerufen, nach Moskau zu reisen. Ob dies wegen der russischen Sanktionen gegen westliche Politiker überhaupt möglich ist, ist bislang völlig unklar.
Michail Gorbatschow stirbt mit 91 Jahren
Der Friedensnobelpreisträger starb nach Angaben mehrerer russischer Medien im Alter von 91 Jahren in einem Krankenhaus in Moskau.
© Quelle: Reuters
Auf die Frage, wie ein Gedenken aus deutscher Sicht seiner Auffassung nach aussehen sollte, sagte der außenpolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, dem RND: „Es muss ein Weg gefunden werden, seiner zu gedenken, um einen Unterschied zwischen ihm und Putin und zwischen Russland und Putin deutlich werden zu lassen.“
Gorbatschow starb am Dienstagabend im Alter von 91 Jahren nach langer Krankheit. In die Geschichte ging er als letzter Staatschef und Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion ein. Mit seiner Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) leitete er einen Reformprozess im gesamten Ostblock ein. Der Friedensnobelpreisträger wurde in aller Welt mit Ehrungen überhäuft, in Russland jedoch als Totengräber der Sowjetunion weitgehend verachtet.