CO₂-Kompensation: Wie viele Flugreisende das Angebot nutzen
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Flugreisende haben die Möglichkeit, eine CO₂-Kompensation zu zahlen.
© Quelle: imago images/Christian Ohde
Das Prinzip der CO₂-Kompensation ist schnell erklärt: Emissionen, die etwa beim Fliegen ausgestoßen werden, sollen an anderer Stelle reduziert werden. Wer also mit dem Flugzeug verreist und deswegen ein schlechtes Gewissen hat, kann mit dem Kauf von CO₂-Zertifikaten verschiedene Klimaprojekte unterstützen und damit ein wenig Kompensation betreiben.
Bei vielen Airlines ist dieses Angebot schon im Buchungsprozess integriert. Doch wie viele Reisende nutzen dies tatsächlich? Und wie sinnvoll ist das Angebot der CO₂-Kompensation überhaupt?
Das sind die Zahlen der Lufthansa Group
Genaue Zahlen liefert beispielsweise das Lufthansa-Tochterunternehmen Swiss. Wie das Branchenmagazin „FVW“ berichtet, bezahlen gut 10 Prozent aller Passagierinnen und Passagiere einen Extrabetrag zur Kompensation ihrer Reisen.
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Damit nimmt die Airline innerhalb der Lufthansa Group eine Spitzenposition ein. Denn insgesamt buchen bei der Lufthansa Group nur 3 Prozent aller Kundinnen und Kunden inklusive CO₂-Kompensation. Das teilt Lufthansa-Pressesprecher Jörg Waber gegenüber dem reisereporter mit.
Doch Waber äußert sich zuversichtlich: „Wir können beobachten, dass sich bei immer mehr unserer Kundinnen und Kunden ein Bewusstseinswandel einstellt. Wir sind zuversichtlich, dass bis Ende des Jahres mindestens 5 Prozent unserer Gäste die CO₂-Emissionen ihres Fluges durch eine unserer diversen Kompensationsmöglichkeiten ausgleichen werden.“
Ryanair, Condor und Tuifly
Ähnlich wie bei der Lufthansa Group sehen die Zahlen bei Ryanair aus: „Etwa 3 Prozent der Ryanair-Kunden entscheiden sich dafür, ihre Emissionen auszugleichen“, so die Auskunft der irischen Airline. Die Ausgleichszahlungen der Passagierinnen und Passagiere habe bisher zu über 3,5 Millionen Euro für die Klimaprojekte von Ryanair geführt.
Die Fluggesellschaft Condor verrät auf Nachfrage des reisereporters nur so viel: „Im Rahmen der CO₂-Kompensation arbeitet Condor mit Atmosfair zusammen. Gäste, die ihren Condor-Flug kompensieren möchten, können das direkt über den Anbieter tun. Dort sind die Daten für Condor-Flüge hinterlegt, sodass der CO₂-Fußabdruck ihres Condor-Fluges berechnet und ausgeglichen werden kann“, so Pressesprecherin Johanna Tillmann. Genaue Zahlen nennt die Airline nicht.
Tuifly bietet Flüge ausschließlich im Rahmen von Pauschalreisen an, „daher ist unser Angebot nicht vergleichbar mit klassischen Fluggesellschaften“, so Pressesprecher Aage Dünhaupt. Reisende könnten natürlich dennoch bei den dafür bekannten Portalen kompensieren. „Allerdings haben wir keine Info darüber, wie oft das vorgenommen wird.“
Wie sinnvoll ist der Kauf von CO₂-Zertifikaten?
Doch befreit uns der Kauf von CO₂-Zertifikaten tatsächlich völlig von einem schlechten Gewissen? Antje Monshausen, Referatsleiterin Wirtschaft und Nachhaltigkeit bei Brot für die Welt und langjährige Leiterin der Arbeitsstelle Tourism Watch, hat da eine klare Meinung: Reduzieren gehe vor Kompensieren, so Monshausen gegenüber dem reisereporter. Eine Kompensation mache die Emissionen nicht ungeschehen.
Ihr Rat: „Reisende und Reiseveranstalter sollten alle Möglichkeiten nutzen, Flüge zu vermeiden, und beispielsweise innerhalb Europas mit Bus und Bahn reisen. Sinnvoll ist es, bei Fernstrecken auch Zubringerflüge zu vermeiden.“
Außerdem warnt Monshausen vor unseriösen Anbietern. Als Reisende und Reisender solle man darauf achten, dass tatsächlich alle Klimawirkungen der Reise kalkuliert und die Emissionen dauerhaft und nachweislich reduziert werden. Zum besten Anbieter kürte die Stiftung Warentest im vergangenen Jahres die bereits erwähnte Organisation Atmosfair. Mit der Note „gut“ wurden die Anbieter Klima-Kollekte und Primaklima benotet.
Atmosfair unterstützt Ausbau erneuerbarer Energien
Die Klimaschutzorganisation Atmosfair betreibt Klimaschutzprojekte auf der ganzen Welt. Den Beitrag, den Flugreisende freiwillig als CO₂-Kompensation zahlen, verwendet die Organisation nach eigenen Angaben dazu, in Entwicklungsländern erneuerbare Energien auszubauen. So wird beispielsweise der Bau einer Solaranlage in Burkina Faso unterstützt.
Waldschutzprojekte unterstützt Atmosfair nicht. Das begründet die Organisation unter anderem damit, dass es keine Garantie der dauerhaften CO₂-Bindung gibt. Werden Bäume abgeholzt oder von Schädlingen befallen, wird das gespeicherte CO₂ wieder freigesetzt. Auch Antje Monshausen von Brot für die Welt rät gegenüber dem reisereporter vom Kauf von Aufforstungszertifikaten ab.
Was müssen Reisende aktuell wissen? Alle wichtigen News für den Urlaub findest du beim reisereporter.