Immer wieder Ärger um den Australier
An Tennisrüpel Nick Kyrgios scheiden sich angesichts von dessen Entgleisungen die Geister. Auch beim altehrwürdigen Grand-Slam-Turnier in Wimbledon wird der Australier seinem Ruf gerecht. Das lange Sündenregister des Skandalprofis.
London. Als Nick Kyrgios neulich in einer stillen Stunde auf der Terrasse des Court-Hotels in Halle saß, wirkte er wie die Gelassenheit in Person. Aber dass er mit sich und seiner Arbeitswelt im Profitennis nicht immer ganz im Reinen ist, konnte der umstrittene, heftig polarisierende Australier auch bei dem entspannten Plausch im Ostwestfälischen nicht ganz verhehlen. Die großen Turniere seien eine „echte Nerverei, purer Stress“, die Benimmregeln im Tennis wirkten „komplett überaltert, ein bisschen irre“. Er sei es „eigentlich auch leid“, über viele Monate in der Weltgeschichte umherzureisen und die seine Sachen ein- und auszupacken: „Ich spiele am liebsten auf Rasen. Gäbe es sechs Rasenturniere daheim, würde ich Australien gar nicht mehr verlassen.“
Nun aber ist Kyrgios in Wimbledon am Start – beim Turnier der Turniere. Und wieder einmal findet er sich in der gewohnten Rolle des Spektakelmachers, der die Tenniswelt in glühende Anhängerinnen und Anhänger sowie heftige Kritiker und Kritikerinnen spaltet. Mit Kyrgios sei es wie mit einem Verkehrsunfall, hatte schon vor einiger Zeit einmal einer seiner lieben Kollegen gespottet, „jeder sagt dir: Schau bloß nicht hin. Und dann tut es doch jeder.“ So geschah es zuverlässig auch in der Eröffnungsphase dieser offenen englischen Meisterschaften des Jahres 2022: Kyrgios lieferte sich, ganz der Kerl für die Bad-Boy-Momente, hitzige Wortgefechte mit Schieds- und Linienrichtern, und nach dem Auftaktsieg gegen den Briten Paul Jubb spuckte er in Richtung eines Fans, der ihn offenbar während der Partie drangsaliert hatte. Zum Presseplausch am Abend jenes Erfolgs erschien er im Interviewraum mit einer Portion Sushi, die er während des Frage-und-Antwort-Spiels verzehrte. Was nicht besonders gut ankam in den sozialen Medien. Und das kam wiederum nicht gut bei Kyrgios an: „Habt ihr da draußen schon mal vier Stunden Tennis gespielt? Ich hatte einfach Riesenhunger.“