So erfolgreich war das Team Lübeck und warum „Gold-Emilia“ Zimerman eine Botschafterin ist
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WM-Gold als Krönung ihrer gemeinsamen Arbeit: Emilia Zimermann und Trainerin Micaela Steen.
© Quelle: hfr
Lübeck. Weltmeisterin. Der Gold-Tanz von Buenos Aires, der Tango Argentino mit dem Emilia Zimermann die Rollkunstlauf-Welt als erste Deutsche verzauberte, ist jetzt gut fünf Wochen her. Die 24-Jährige ist zurück im Alltag. "Ab und an muss ich mich schon kneifen, um zu wissen, dass es wahr ist", gibt die Lübecker REV-Läuferin zu. Auch, dass es vorbei ist. Im Januar steht der Umzug nach Paris an, das Master-Studium an der HEC. Rollkunstlaufen auf Weltniveau und Studium an einer der weltweit besten Wirtschaftsschulen – beides passt nicht. Doch ihrem Sport bleibt sie erhalten, hat gerade am Wochenende im südhessischen Ober-Ramstadt Trainingskurse gegeben. Eine Weltmeisterin ist gefragt – und das deutschlandweit. Dann, wenn die Talente sie bestürmen, sind die Bilder von Buenos Aires wieder da. "Es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass man den Weg für viele geebnet hat, mir viele erzählen, dass ich sie motiviere."
Landeschef Fischer: „Emilia Zimermann ist eine Botschafterin“
Auch in Schleswig-Holstein, wo im Rollsport und Inlineverband (RIVSH) 1250 Aktive organisiert sind. Rollsportvereine gibt es sieben – in Kiel, Lübeck und Wedel. "Und Emilia, die ja vorher schon Vizeweltmeisterin war, hat für einen enormen Aufschwung gesorgt. Alle wollen in den Rolltanz", sagt der 1. Vorsitzende Dietmar Fischer. Doch der Kieler weiß: "Dass, was Emilia geschafft hat, ist nur mit enormem Selbstverzicht, intensivem Training und einer entsprechenden Trainerin wie Micaela Steen möglich." Fischer sieht in Zimermann eine "Botschafterin für den Sport, nicht nur für Schleswig-Holstein". Dass Emilia jetzt auch als SH-Sportlerin des Jahres zur Wahl stehe, "sorgt für einen zusätzlichen Schub für den Rollsport". Micaela Steen kann das nur unterstreichen: "Wir haben auch bei uns im REV Lübeck gerade einen guten Zulauf, aktuell 50 Talente im Training. Rollschuhlaufen ist dank Emilia gerade in."
Team Lübeck – Zimermann seit 2017 dabei
Doch das Dasein in der Nische einer nicht-olympischen Sportart hat die zierliche 157 Zentimeter große Powerfrau oft frustriert. Dann, wenn Wettkämpfe und Trainingslager auf der Kippe standen, sie nicht wusste, wie sie all das finanzieren soll. Geholfen hat ihr dabei die Berufung in den 2017 von der Gregor-Wintersteller-Sportstiftung initiierten Förderkader "Team Lübeck". Seit der Gründung ist sie Teil des Teams. "Es war immer ein tolles Gefühl, als Einzelsportlerin ein Team zu haben, das einen unterstützt. Zum anderen habe ich durch die finanzielle Unterstützung mein Training und meine Ziele verwirklichen können. Ohne die Hilfe wäre das nicht möglich gewesen. Dafür bin ich unendlich dankbar", sagt Emilia Zimermann.
Team Lübeck 2022
A-Kader Paula de Boer (22/Leichtathletik/MTV Lübeck) Larina Hillemann (26/Rudern/Lübecker RG) Carolina Horlbeck (19/Segeln/Lübecker Yacht-Club) David Ickes (20/Judo/Budokan Lübeck) Georg Eduard Israelan (17/Tennis/LBV Phönix) Bàlint Köszegvàry (14/Para-Schwimmen/SC Delphin Lübeck) Joel Kuluki (22/Leichtathletik/LBV Phönix) Kirill Lammert (18/Schwimmen/SC Delphin Lübeck) Simon Müller (26/Triathlon/Tri-Sport Lübeck) Emilia Zimermann (24/Rollkunstkaufen/REV Lübeck) Perspektiv-Kader Jesper Bahr (19/Segeln/Lübecker Segler-Verein) Alissa Buhrmann (22/Rudern/Lübecker RG) Taha Selatin Celik (19/Kickboxen/Boxclub Lübeck) Ümmü Seleme Celik (16/Kickboxen/Boxclub Lübeck) Felix Gerke (14/Schwimmen/1. Lübecker Schwimmverein) Nane Maaß (18/Leichtathletik/MTV Lübeck) Anton Sach (15/Segeln/Lübecker Yacht-Club) Johann Sach (18/Segeln/Lübecker Yacht-Club) Frederic Schüle (16/Segeln/Lübecker Yacht-Club) Leonhard Tanneberg (17/Rudern/Lübecker RK) Viktor Wandtke (19/Judo/Budokan Lübeck)
Top-Ruderer Munski noch näher am Team dran
Rahmenbedingungen verbessern, um sportliches Spitzenniveau zu sichern – dies ist das Anliegen der Team-Förderung. „Mit 21 Aktiven aus zwölf Vereinen und zehn Sportarten sind wir in diesem Jahr ein buntes und vielfältiges Team. Wir sind froh, dass wir einen Teil dazu beitragen konnten, dass sich die Sportlerinnen und Sportler auf ihre Spitzenevents optimal vorbereiten konnten“, erklärt Maximilian Munski. Der ehemalige Ruderer, der 2016 mit dem Deutschland-Achter Olympia-Silber in Rio holte, ist als neues Vorstandsmitglied der Sportstiftung jetzt noch dichter am Team dran. Die Stiftung trägt gemeinsam mit der Possehl-Stiftung und der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck das Leuchtturmprojekt für den Spitzensport in Lübeck, investiert in die Talente per anno 45 000 Euro.
Team Lübeck – die Förderkriterien
1. Die Sportler/innen müssen Mitglied in einem Lübecker Verein sein, der dem TSB der Hansestadt Lübeck angeschlossen ist, und ihren Verein aktiv nach außen repräsentieren. 2. Eine Förderung ist erst ab einem Alter von 13 Jahren möglich (Stichtag ist der 1. Januar) und bis zu einem Alter von 27 Jahren vorgesehen. Eine Förderung über das vollendete 27. Lebensjahr hinaus kann nach einer Prüfung durch das Gremium im Sonderfall (zum Beispiel Berufung in Olympia-Kader) genehmigt werden. 3. Die Sportler/innen sollen grundsätzlich in einer Sportart/Verband aktiv sein, die/der Mitglied im Spitzenfachverband DOSB ist und einem berufenen Kader (Olympiakader/OK, Perspektivkader/PK, Ergänzungskader, Nachwuchskader/NK1 und NK2), dem A-, B- oder C-Kader einer paralympischen Sportart oder mindestens dem Kader des Landessportverbandes Schleswig-Holstein angehören. 4. Die Sportler/innen müssen für die Bewerbung um die Aufnahme in das „TEAM LÜBECK“ einen formlosen Antrag bei der Gregor-Wintersteller-Sportstiftung stellen. Die Anträge sollen die Vita des/der Antragstellers/in, die bisherigen Erfolge, die zukünftigen Ziele und das finanzielle Erfordernis der Förderung belegen. Ein Anspruch auf Förderung besteht nicht. Der Antrag ist per Mail zu senden an: gregor-wintersteller@sportstiftung.info. 5. Die Förderungen sind langfristig angelegt, werden aber jährlich überprüft und neu vergeben. 6. Die Sportler/innen verpflichten sich zur Einhaltung der Fairnessregeln sowie der Einhaltung der Anti-Doping-Bestimmungen der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) in der jeweils aktuellen Fassung. Bei Nichteinhaltung entfällt die Förderung mit sofortiger Wirkung. 7. Die Sportler/innen können bei Reisen zu Deutschen Meisterschaften, Europa- und Weltmeisterschaften – soweit der Verein oder der Verband die Kosten nicht übernimmt – einen formlosen Antrag auf Förderung unter Angabe der detaillierten Kosten stellen. Das Gremium prüft, ob eine zusätzliche Förderung möglich ist. Es hat darauf hinzuwirken, dass der/die Antragsteller/in grundsätzlich ca. ein Viertel der Kosten als Eigenanteil selbst zu tragen hat.
Team Lübeck 2022: 30 Medaillen bei WM, EM und DM
2022 war auch für weitere Team-Lübeck-Mitglieder ein erfolgreiches Jahr. Die Brüder Johann (18) und Anton (15) Sach vom Lübecker Yacht-Club, die Senkrechtstarter im deutschen Segelsport, holten im 49er FX bei der Junioren-EM Gold. Alissa Buhrmann ruderte mit dem Vierer zu EM-Bronze (U23). Bàlint Köszegvàry (14/SC Delphin) unterstrich mit dem Start bei den European Olympic Para Games in Helsinki sowie 13 Medaillen bei Deutschen Meisterschaften, dass er eine der großen deutschen Para-Hoffnungen im Schwimmen ist. Das Team Lübeck sammelte bei WM, EM und Deutschen Meisterschaften insgesamt 30 Medaillen ein. 2023 geht es in sein sechstes Jahr. Bis zum 19. Dezember können sich Talente, die in einem, dem Turn- und Sportbund (TSB) angeschlossenen Lübecker Verein sind, bewerben.
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Johann (r.) und Anton Sach
© Quelle: ChristianBeeck.de
„Fußball oder Handball wären eine tolle Bereicherung“
„Mich freut besonders, wie breit der Kader des Teams aufgestellt ist. Mit Bálint Köszegváry hat erstmals ein Para-Sportler für Furore gesorgt und mit Johann und Anton Sach ist ein Brüderpaar mit dabei. Unsere Nachwuchstalente verkörpern damit die Vielseitigkeit unserer Stadt. Ich bin gespannt auf die Neubewerbungen – auch Fußball oder Handball wären eine tolle Bereicherung“, sagt Frank Schumacher, Vorstandsvorsitzender der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung. Für Michaela Wilske, bei der Possehl-Stiftung für den Sport zuständig, sind die Sportlerinnen und Sportler „Leuchttürme für Lübeck, für den Sport und die Vereine. Eine Gesellschaft braucht den Spitzensport in seiner Vielfalt. Auch, um Vorbilder für die Jugend zu haben.“ So wie Emilia Zimermann.