Kolumne „Die Börsenwoche“

Autozulieferer Leoni in der Krise: Aktionären droht Totalverlust

Die Lkw-Produktion bei MAN – hier mit Teilen von Zulieferer Leoni.

Die Lkw-Produktion bei MAN – hier mit Teilen von Zulieferer Leoni.

Vielleicht begann alles 2015. Da berichtete der Nürnberger Autozulieferer Leoni von einem ungewöhnlichen Problem: Man schaffe es nicht, die Aufträge abzuarbeiten. Der damalige Chef beklagte „strukturelle Schwierigkeiten im Projektmanagement“ – und „massive Ergebniseinbußen“.

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Von da an hörte es nicht auf. Aus einem wachstumsträchtigen Spezialisten für Kabel und Netzwerke im Auto mit auch heute noch mehr als 100.000 Beschäftigten wurde ein chronischer Krisenfall.

2016 wurde Leoni Opfer eines 40-Millionen-Betrugs, 2018 musste spät im Jahr die Prognose gesenkt werden. Weitere Hiobsbotschaften überspringen wir, um beim vergangenen Mittwoch zu landen: Da rutschte der Leoni-Kurs von 2,80 Euro auf 50 Cent. Am Donnerstag halbierte er sich erneut, es sind also 90 Prozent Wertverlust in einer Woche festzustellen.

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Totalverlust wahrscheinlich

Die Nachricht dahinter bedeutet für das Unternehmen die letzte Rettung, für die Aktionäre aber wohl den Totalverlust: Großaktionär Stefan Pierer will 150 Millionen Euro frisches Kapital geben und 708 Millionen Euro Schulden übernehmen. Beim Kapitalschnitt, der bereits angekündigt war, werden die Aktionäre nun aber nicht nur, wie bisher geplant, einen großen Teil, sondern ihren gesamten Einsatz verlieren. Weil mit Zustimmung kaum zu rechnen ist, soll das Gesetz zur Unternehmensstabilisierung und -restrukturierung angewandt werden. Danach will Pierer Leoni von der Börse nehmen.

Zukunft der Autoindustrie: Russlands Krieg gegen die Ukraine dämpft Erwartungen
ARCHIV - 09.11.2021, Niedersachsen, Emden: Mitarbeiter werden in einem Trainingsbereich für die Produktion von Elektroautos geschult. Der Krieg in der Ukraine wird sich nach Einschätzung vieler Beschäftigter in Deutschland auch auf ihr Unternehmen auswirken. (zu dpa «Umfrage: Viele Beschäftigte sehen Folgen des Kriegs für Betriebe») Foto: Sina Schuldt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der Krieg gegen die Ukraine nimmt tiefgreifende Einflüsse auch auf die deutsche Industrie.

Es sei „die einzige verbleibende Sanierungslösung“, teilte Leoni mit. Ob sie gelingt, hängt auch von der Zustimmung des Bundes und mehrerer Länder ab, die hohe Kredite verbürgt hatten. Unternehmer Pierer immerhin hat schon andere Pleitekandidaten zum Leben erweckt: In den Neunzigern übernahm der Österreicher Teile des insolventen Motorradherstellers KTM. Heute ist Pierer Mobility mit den Marken KTM, Husqvarna und Gasgas der größte Motorradhersteller Europas.

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