Einkaufen in den USA: Wenn die Lidl-Eröffnung zum Meilenstein wird
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Eine Lidl-Filiale in den USA.
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Washington. Das Beste kommt zu Beginn. Gleich hinterm Eingang steht die große Selbstbedienungsbacktheke: Frische Brötchen, knusprige Brezeln und vor Ort aufgebackenes deutsches Walnuss- und Sauerteigbrot. Das „German Sourdough“ hat es mir angetan. Seitdem ich diesen Pfundskerl im Land des labbrigen Weißbrots entdeckt habe, sind wir Freunde – der Lidl und ich.
Fünf Jahre ist das her. Kurz nach dem Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus starteten wir beide in den USA bei null. Inzwischen hat sich der Discounter mit 167 Filialen breitgemacht. Ich hocke weiter in meiner Butze. Dabei gibt‘s reichlich Handelskonkurrenz aus Germany: Der Billigheimer Aldi (Süd) unterhält 2100 Niederlassungen. Der schickere Supermarkt Trader Joe‘s, eine Tochter von Aldi Nord, ist mit 530 Geschäften präsent.
Dass ausgerechnet deutsche Lebensmittelketten in Amerika so erfolgreich sind, wirkt kurios. Vielleicht liegt es daran, dass das Sortiment gestraffter, die Präsentation effizienter und die Kassiererinnen und Kassierer um Lichtjahre flinker sind als bei Walmart & Co.
Der Newcomer Lidl musste auch Lehrgeld zahlen: Die neuen Filialen wirken deutlich spartanischer als die Prototypen mit schicker Glasfassade. Die Backtheke aber ist zum Glück geblieben. Und die Eigenmarke „Preferred Selection“: Bei der gibt es deutsche Bratwurst, fruchtige deutsche Erdbeermarmelade und selbst „Authentic Black Forest Ham“, auf dessen Verpackung eine Schwarzwälderin mit rotem Bollenhut lächelt. Dafür fährt man gerne zwölf Meilen bis hinter die Stadtgrenze von Washington, wo der nächste Lidl steht.
Jedenfalls bislang. Zum Jahresende hat der Konzern nämlich die Eröffnung seines ersten Ladens in der US-Hauptstadt angekündigt – im überwiegend afroamerikanischen Bezirk Anacostia. Bürgermeisterin Muriel Bowser kam persönlich zum Spatenstich. Die Neuansiedlung pries sie als „Meilenstein“.
Das würde ein deutscher Politiker über Lidl wohl kaum sagen. Aber der Prophet gilt halt nichts in seinem Vaterland.
Karl Doemens ist USA-Korrespondent des RND. Was die größte Volkswirtschaft der Welt antreibt, erklärt er in der Kolumne „Weltwirtschaft“ immer mittwochs – im wöchentlichen Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen in China, Großbritannien, Russland und Osteuropa.