„Hering kann man mit gutem Gewissen essen“

Fisch ist gesund – zumindest, wenn er unter natürlichen Bedingungen heranwachsen kann.

Fisch ist gesund – zumindest, wenn er unter natürlichen Bedingungen heranwachsen kann.

Berlin. Verschiedenste Gütesiegel versprechen nachhaltigen Fischfang, umweltverträgliche Zucht oder artgerechte Haltung. Auf welches Siegel kann man sich verlassen und gibt es überhaupt noch Fisch, den man ohne schlechtes Gewissen verzehren darf? Ein Gespräch mit Britta König vom WWF.

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Wenn Verbrauchern beim Fischkauf eine schonende Fangmethode und Schutz vor Überfischung wichtig sind - auf welches Siegel sollten sie dann achten?

Also, ein Rundumglücklich-Siegel für Fisch, das von Fang bis Fairtrade alles abdeckt, gibt es nicht. Der WWF empfiehlt Verbrauchern zur schnellen Orientierung das MSC-Siegel – nicht als Nonplusultra, aber als die beste am Markt verfügbare Zertifizierung für nachhaltig gefangenen Wildfisch. Aber auch Friends of the Sea (FOS) oder Naturland Wildfang sind letztlich vertretbare Einkaufshilfen. Und dann gibt es Spezialsiegel, die nur einen Aspekt sicherstellen, wie zum Beispiel kein Delfin-Beifang. Das greift aus unserer Sicht zu kurz, denn uns geht es darum, die Meeresumwelt insgesamt zu schützen.

Was hat es mit dem ASC-Siegel auf sich?

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Der Aquaculture Stewardship Council vergibt ein Siegel für konventionelle Aquakultur, das heißt, das ASC-Siegel ist ein Umwelt- und Sozialstandard für normale Aquakultur. Dazu gibt es im Aquakulturbereich noch Biosiegel. Hier empfehlen wir Konsumenten, auf Naturland oder Bioland zu achten.

Was bedeutet es, wenn Fisch aus Aquakultur stammt?

Das ist im Gegensatz zu Fisch, der wild gefangen wurde, ein Fisch, der gezüchtet worden ist. Er stammt also entweder aus einem Teich oder einem Käfig oder aus sonst einer Zuchtform. Eine Zeit lang wurde Aquakultur gehandelt als die Antwort auf Überfischung, weil ja die Wildbestände zu einem großen Teil überfischt sind. Aber damit Aquakultur ein Lösungsansatz sein kann, muss sie nachhaltig betrieben werden. Aquakultur ist eine der am schnellsten wachsenden Branchen im Lebensmittelsektor, fast jeder zweite Fisch, der weltweit gegessen wird, ist gezüchtet. Eine so schnell wachsende Branche hat natürlich auch einen großen Fußabdruck. Bei Aquakultur können das Verschmutzungen durch Medikamente sein, durch Antibiotika oder durch Futtermittel, die ins Meer gelangen. Es gibt aber Stellschrauben, an denen man drehen kann, um das Ganze nachhaltiger durchzuführen. Die Zertifikate haben einen positiven Effekt auf die Umwelt oder sind wie ASC gleich ein Standard, der von vornerein darauf achtet, Umweltproblematiken einzudämmen.

Können Sie im Bereich Aquakultur ein Siegel mehr empfehlen als das andere?

Unter Umweltgesichtspunkten haben die ASC-zertifizierten Fischzuchten und die Bio-Fischzuchten vielen konventionellen Betrieben, wo es kein extra Augenmerk auf Umweltbelange gibt, einiges voraus. In manchen Fällen hat ASC strengere Grenzwerte als die Biosiegel, auf der anderen Seite ist bei Biosiegeln oft die Besatzdichte geringer, also die Vorgabe, wie viele Tiere in einem Behälter gehalten werden dürfen. Wenn jemandem hauptsächlich das Tierwohl hauptsächlich am Herzen liegt, dann findet er vielleicht im Biosiegel das, was für ihn am besten ist.

Was bedeutet es, wenn auf abgepacktem Fisch das WWF-Logo aufgedruckt ist?

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Der WWF-Panda findet sich auf Produkten, die anerkannte Standards wie EU-Biosiegel, Naturland, Bioland oder vergleichbare Bioverbände, MSC, FSC oder Blauer Engel erfüllen, und entsprechend durch unabhängige Prüforganisationen zertifiziert sind. Er ist keine zusätzliche Zertifizierung, er sorgt aber für eine bessere Sichtbarkeit und soll Verbraucher motivieren, sich für nachhaltiger erzeugte Produkte zu entscheiden. Da aber nicht alle für den WWF relevanten Kriterien innerhalb des MSC-Standards umfassend abgehandelt werden können, werden mitunter Fischereien, die die MSC Zertifizierung erhalten, in der Kommunikation nach außen nicht durch den WWF unterstützt und erhalten dann auch kein Panda-Logo.

Vom WWF gibt es auch einen Fischratgeber, der Verbrauchern anhand der Ampelfarben Rot, Gelb und Grün empfiehlt, welche Fischart aus welchem Herkunftsgebiet und mit welcher Fangmethode sie kaufen können oder welche besser nicht. Kann ich als Kundin davon ausgehen, dass der Fischratgeber grundsätzlich jeden Fisch empfiehlt, der auch das MSC-Siegel trägt?

In Einzelfällen gibt es Unterschiede. Zum Beispiel raten wir davon ab, Dornhai zu essen, obwohl es eine einzige zertifizierte Fischerei MSC-zertifizierten Dornhai. Der WWF ist aber der Meinung, dass man Dornhai gar nicht essen sollte, weil da fast alle Populationen überfischt sind. Auch MSC-zertifizierte Miesmuscheln aus dem Wattenmeer empfehlen wir nicht, weil aus unserer Sicht die Fischerei im Wattenmeer, im Schutzgebiet Nationalpark, strenger bewertet werden müsste.

Lachs gehört zu den beliebtesten Fischen der Deutschen, gilt aber als problematisch. Warum?

Die Deutschen essen gern Zuchtlachs. Der hat bei allen Bemühungen die Zucht verträglicher zu machen, immer noch den grundsätzlichen Nachteil, dass Lachs ein Raubfisch ist und sich von Fisch ernährt. Dann verfüttert man sozusagen Fisch, um den Fisch seiner Wahl zu mästen. Andere Fische, die wie Karpfen Vegetarier sind, haben natürlich schon deswegen eine bessere Umweltbilanz. Wer Lachs essen möchte, kann zertifizierten Wildlachs wählen, bei dem die Fischerei gut gemanagt wird. Man kann auch Biolachs oder ASC-zertifizierten Zuchtlachs kaufen. Aber insgesamt vielleicht einfach weniger Lachs essen.

Wie sieht es mit Thunfisch aus?

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Beim Thunfisch gibt es viel Fisch aus überfischten oder sehr stark unter Druck stehenden Beständen, es gibt viele Fangmethoden, die nicht umweltverträglich sind. Aber es gibt in dieser ganzen Vielfalt auch Möglichkeiten, Thunfisch zu kaufen, der nicht so stark unter Druck steht oder mit besseren Methoden gefangen wurde – etwa Skipjack aus dem indischen Ozean, der mit Angelruten gefangen wird. Man sollte aber genau gucken und es ist sicherlich nicht falsch, wenn man verinnerlicht, Thunfisch ist problematisch, weil viele Bestände schon überfischt sind.

Welchen Fisch kann man denn noch guten Gewissens kaufen und essen?

Wir können zum Beispiel Hering und Sprotte aus Nord- und Ostsee empfehlen, weil einfach die Bestände in einem guten Zustand sind und weil das von der Fangmethode her unproblematisch ist, die in der Fischerei zumeist angewandt wird. Und letztendlich ist es auch noch regionaler Fisch, das unterstützt auch die hiesigen Fischer.

und https://www.greenpeace.de/fischratgeber

Von Alena Hecker/RND

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